Trump zum Trotz: Welche Aktien vom Handelskrieg profitieren
Der vom US-Präsidenten Donald Trump angezettelte Handelskrieg verunsichert Anleger. Welche Aktien davon am wenigsten betroffen sind - und welche davon sogar profitieren könnten.
Die Aktienmärkte befürchten eine weitere Eskalation des Handelskrieges.
Die Börsen hatten sich nach der unerwarteten Korrektur zu Jahresbeginn schon einigermaßen erfangen. Doch dann kam wieder einmal Donald Trump. Die Verhängung von Strafzöllen auf den Import von Aluminium und Stahl in die USA schickte die Kurse erneut in den Keller. Die Aktie des heimischen Stahlkonzerns voestalpine (ISIN AT0000937503) beispielsweise sackte deutlich ab. Obwohl der Edelstahlhersteller nur drei Prozent seines Umsatzes in den USA macht. Und die Aktien der deutschen Autobauer von VW (ISIN DE0007664039) über BMW (ISIN DE0005190003) bis Daimler (ISIN DE0007100000) - Erzfeinde von Donald Trump - gaben ebenfalls stark nach. Ist der zarte Keim des leichten Börseaufschwungs damit schon wieder vorbei?
Die Unsicherheit wird bleiben, sind sich die Analysten einig, genauso wie in der Meinung, dass es bei einem Handelskrieg viele Verlierer auf beiden Seiten geben wird. Doch wie bei jedem Krieg gibt es auch hier Gewinner, wenngleich ihre Zahl gering ist.
Das Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) hat in seiner Analyse der Auswirkungen eines Handelskrieges auf die Weltwirtschaft einen klaren Profiteur benannt: Kanada. Der größte Stahlexporteur in die USA ist, genauso wie Mexiko, von den Restriktionen ausgenommen. Das wiiw hat errechnet, dass Kanadas Stahlproduktion durch die Importzölle für andere Staaten ein Zusatzgewinn von einer halben Milliarde US-Dollar jährlich erwächst. In der Aluminiumherstellung sind es immer noch 200 Millionen Dollar im Jahr.
Der kanadische Aktienindex TSX Composite hat in den letzten Wochen auch um knapp fünf Prozent zugelegt. Und betrachtet man die Unternehmen, die an der Börse in Toronto gelistet sind, erkennt man, dass hier tatsächlich einiges an Potenzial für Investoren vorhanden ist, die einen Teil ihres Portfolios in potenzielle Kriegsgewinner-Aktien umschichten möchten.
Kanadische und US-Profiteure
Im kanadischen Leitindex findet man zahlreiche Unternehmen, die vorwiegend in der Rohstoffbeschaffung tätig sind. Der Kurs der Canford Corporation beispielsweise, eines der größten Bergbaubetriebe Kanadas, hat sich in den vergangenen zwölf Monaten dank der weltweiten Rohstoffhausse verdoppelt. First Quantum wiederum ist ein besonders rasch wachsendes Bergbauunternehmen, das eine breite Palette von Rohstoffen für die Stahlerzeugung, dazu auch Gold und Platin fördert.
Gewinner: First Quantum Minerals

Quelle: finanzen.at
First Quantum Minerals; ISIN CA3359341052. Für aktuelle Kursinformationen klicken Sie bitte auf den Chart.
Ein nicht uninteressanter Mix, da durch die immer größer werdende Unsicherheit an den Märkten auch der Goldpreis wieder anzieht. Die Aktie hat in einem Jahr um 40 Prozent zugelegt, allein zehn Prozent in den letzten Wochen. Das erwartete KGV für das heurige Jahr liegt bei 18.
Natürlich haben auch die amerikanischen Stahlwerte gleich nach Bekanntwerden der Strafzölle deutlich zugelegt. Doch der Gewinn der United States Steel Corporation (US9129091081) von mehr als zehn Prozent ist schon wieder verflogen. Denn einerseits wird klar, dass Amerika selbst zu den Betroffenen eines weiter eskalierenden Handelskrieges zählen würde, und andererseits gelten amerikanische Stahlwerke als veraltet. Ein interessanter Wert könnte jedoch Century Aluminium (ISIN US1564311082 ) sein. Der US-Aluproduzent zeigt mit einem Plus von 170 Prozent über fünf Jahre eine starke Performance und ist mit einem KGV von 18 fair bewertet.
Gewinner: Century Aluminium

Quelle: finanzen.at
Century Aluminium; ISIN US1564311082. Für aktuelle Kursinformationen klicken Sie bitte auf den Chart.
Sollte der Handelskonflikt eskalieren und Gegenmaßnahmen aus Europa kommen, würden natürlich auch amerikanische Aktien darunter leiden. Für die Titel von Apple (ISIN US0378331005), Boeing (ISIN US0970231058), Caterpillar (ISIN US1491231015), 3M (ISIN US88579Y1010 ) oder Nike (ISIN US6541061031) beispielsweise befürchten Analysten Probleme, da sie durch Produkte, die nicht aus den USA kommen, einigermaßen leicht ersetzt werden können. Auf der anderen Seite dürften die Tech-Konzerne Alphabet (Google) (ISIN US02079K1079), Amazon (ISIN US0231351067), Microsoft (ISIN US5949181045) oder Intel (ISIN US4581401001) nicht so einfach durch andere Anbieter oder Hersteller substituiert werden können. Bei diesen Titeln haben Experten auch bei einer Ausweitung des Handelskrieges weniger Befürchtungen von negativen Folgen.
Gewinner in Europa
Unmittelbare Profiteure sind in Europa schwer zu finden. Das wiiw hat die Auswirkungen der Importzölle mit Verlusten für die EU von 2,7 Milliarden US-Dollar und mit 1,5 Milliarden Dollar für Ost-und Südosteuropa beziffert. Selbst Unternehmen, die hauptsächlich nach Osteuropa exportieren, hätten also einen geschwächten Handelspartner.
Indirekt könnte es aber doch Gewinner geben. Parallel zu möglichen Problemen für den amerikanischen Sportartikelhersteller Nike könnte Adidas (ISIN DE000A1EWWW0) davon profitieren. Auf dem US-Markt macht das deutsche Unternehmen kaum Gewinne. Die Hauptmärkte sind Europa und Asien. Also die von Trump zu Gegnern erklärten Regionen. Sollte es als Gegenmaßnahme - wie bereits angedacht - Einfuhrzölle auf Textilprodukte aus den USA geben, würden diese Nike stark schaden, Adidas hätte einen Wettbewerbsvorteil.
Gewinner: Adidas

Quelle: finanzen.at
Adidas; ISIN DE000A1EWWW0. Für aktuelle Kursinformationen klicken Sie bitte auf den Chart.
Wenn dann Trump im Gegenzug auch Strafzölle auf Autoimporte aus der EU einführt, wäre Renault (ISIN FR0000131906) davon am wenigsten betroffen. Durch die Verschränkung mit Nissan (ISIN JP3672400003) und Mitsubishi (ISIN JP3898400001) hätte der französische Konzern klar bessere Karten als VW, BMW oder Daimler.
Gewinner: Renault

Quelle: finanzen.at
Renault; ISIN FR0000131906. Für aktuelle Kursinformationen klicken Sie bitte auf den Chart.
Sollten die Anzeichen für eine weitere Eskalation im Handelskrieg stärker werden, müssen Anleger wohl oder übel aber auch einen breiteren Ausstieg aus Aktien in Betracht ziehen.
Der Beitrag ist der trend-Ausgabe 11/2018 vom 23. Februar 2018 entnommen.