Trend testet ersten Vertragsabschluss für ein Leasingauto per Video
Bei Raiffeisen Leasing können Kunden seit dem 6. Juni 2018 online und per Video einen Leasingvertrag abschließen. Trend.at hat das neue Tool, das erstmals in der Branche eingesetzt wird, vorab getestet und erklärt, wie der Vertragsabschluss mit einem Handy-Videoassistenten funktioniert. Die Konditionen sind im Schnitt günstiger als in der Filiale.
Für unsere Kinder wird es wahrscheinlich selbstverständlich sein. Heute ist es ein Novum: Ein Vertragsabschluss mit Vidoeassistenten.
Bisher war es in Österreich nicht möglich, online einen Leasing-Vertrag abzuschließen. Auch bei Versicherungen ist dieser letzte große Schritt noch nicht möglich. Doch nun wagt Raiffeisen Leasing sich mit einem neuen Online-Tool für den Direktabschluss von Leasingverträgen auf neues Gebiet. "Online-Abschlüsse sind die Zukunft", ist Gernot Prettenthaler, Projektleiter für das neue Online-Direktabschluss bei Raiffeisen Leasing überzeugt.
Trend.at hat die neue Möglichkeit des Vertragsabschlusses getestet und geprüft, ob es auch praktikabel ist. Für den Online-Vertragsabschluss benötigt man einen Computer, einen Reisepass, die letzten drei Gehaltszettel, wenn vorhanden Händlerangebot vom gewünschten Auto oder der Kaufvertrag und ein Smartphone mit Kamera. Das Tool auf der Homepage für den Vertragsabschluss versteckt sich allerdings hinter dem Leasing-Rechner von Raiffeisen. Der übrigens auch ganz praktisch ist und mit oder ohne Vertragsabschluss sämtliche Leasing-Auto-Wünsche durchkalkuliert.
Raiffeisen rechnet zuerst Kosten für Wunschauto durch
Doch zurück zum virtuellen Vertragsabschluss. Sobald man Marke, Modell und Treibstoffart des Fahrzeugs seiner Wahl eingegeben hat, spuckt der Leasing-Rechner die Finanzierungsdaten aus. Wir haben als Testkunde den BMW 3er Hybrid, 330e iPerformance Sport Linie ausgewählt. Laut Raiffeisen-Leasing-Projektleiter Prettenthaler zählt die Mittelklasse-Limousine von BMW bei Premiummodellen zu den beliebtesten Leasing-Modellen.
1/2 Prozent niedriger Leasing-Zinsen als auf der Bank
Mit den Informationen, die der Leasingrechner über den Listenpreises des Hybrid-BMW ermittelt, Kostenpunkt 48.990 Euro, können die Kunden selbst die drei Finanzierungsvariablen für den Leasingvertrag festlegen: Höhe der Anzahlung, Laufzeit und Restwert. Bei beispielsweise einer Anzahlung von 10.000 Euro und einer Laufzeit von vier Jahren, bleibt ein Restwert von 22.045 Euro. Ergibt für den BMW eine monatliche Rate von 428 Euro.
3,323 Prozent Effektivzinssatz bei Rechenbeispiel für 3er BMW
Der Sollzinssatz bei diesem Beispiel beträgt 3,079 Prozent, der effektive (also tatsächlich zu zahlende) Zinssatz pro Jahr 3,323 Prozent. Ergibt eine Gesamtbelastung von 52.933 Euro. Damit kostet das Online-Finanzierung für den gerechneten 3er BMW über die Laufzeit insgesamt 3.943 Euro. „Im Schnitt liegt der Online-Zinssatz um ein halbes Prozent unter dem Angebot in den Filialen“, so Prettenthaler. Vorbehaltlich der unterschiedlichen Konditionen, die jede Raiffeisenbank bietet, da diese alle selbstständig agieren.
Video-Identifizierung von der Finanzmarktaufsicht genehmigt
Der virtuelle Höhepunkt des Vertragsabschlusses steht jedoch noch bevor: Das Videotelefonat mit IDNow. Die Serviceplattform ist darauf spezialisiert in Echtzeit die Daten von Menschen aus 115 Ländern zu überprüfen. Die Aufgabe des deutschen Fintechs, die eine eSigning-Lösung patentiert haben, ist es damit im Wesentlichen zu erkennen, wer man ist. Raiffeisen-Online-Leasing-Projektleiter Prettenthaler: „Das Verfahren ist als von der Finanzmarktaufsicht zur Nutzung freigegeben worden. Eine Grundvoraussetzung für uns, um dieses Angebot unseren Kunden zu offerieren."
Spezialisten für Identifizierung von Kunden schaltet sich per Handyvideotelefonat zu
Um die Kommunikation mit IDNow aufzubauen, muss man zuvor das App des Fintechs auf sein Smartphone laden. Sobald man mit dem Finger auf den Button zur Bestätigung der Identifizierung tippt, schaltet sich ein Assistent per Videoschaltung auf das Handy zu und bittet darum den Reisepass in die Kamera zu halten, und auch man selbst wird aufgefordert sich vor der eigenen Handykamera für ein Foto zu postieren. Danach erhält man per SMS einen sogenannten Ident-Code, welchen man in die IDNow-App eingibt. Voila und schon ist der Vertrag in trockenen Tüchern - sofern man die folgende Bonitätsprüfung besteht.
Binnen zwei Tagen Feedback der Bank
Jetzt liegt der Ball bei Raiffeisen Leasing. Das Unternehmen verspricht binnen zwei Tagen die Kreditwürdigkeit prüfen zu lassen. Geben die Kreditspezialisten von CRIF das ok, steht dem Abschluss nichts mehr im Weg. „Selbst wenn CRIF uns einen negativen Kreditbescheid gibt, suchen wir das Gespräch mit dem Kunden und versuchen eine Lösung zu finden. Nur wenn ein potentieller Kunde auf einer Inkassoliste weit oben stehen und es über Bagatellbeträge hinausgehen, wird es schwierig“, so Prettenthaler.
Trend-Fazit: Der Online-Vertragsabschluss ist selbst für technisch nicht sonderlich versierte Anwender einfach. Wer weiß, wie man Dateien auf den Computer hochlädt, hat praktisch schon gewonnen. Allerdings braucht man einen Drucker, der den Reisepass einscannen kann. Der Rest macht sogar Spaß. Schließlich spricht man nicht jeden Tag mit einem Videoassistenten. Dieser hat sich beim Test, in den der IDNow-Assistent nicht eingeweiht war, redlich bemüht, zu erklären, wie man den Reisepass am besten vor die Smartphone-Kamera hält und welcher Zahlencode für den endgültigen Abschluss notwendig ist. Wenn man sich mit dem Online-Vertrag auch noch Geld sparen kann, dürfte dem virtuelle Vertragsabschluss tatsächlich die Zukunft gehören.