Teurer Franken: Flucht aus Fremdwährungskrediten
Unsichere Zeiten wie die Corona-Krise machen den Schweizer Franken noch beliebter als sonst. Ein Horror für Schuldner in den Schweizer Franken. Viele flohen deshalb 2020 aus dem Fremdwährungskredit. Was die Finanzaufseher, jenen, die noch immer Schweizer-Franken-Kredite halten nun empfehlen und welche Entwicklung für den Franken prognostiziert wird.
Eine weitere Aufwärtung des Franken scheint für die Experten fix, die Frage ist nur wann.
Vielen österreichischen Häuselbauern, die sich vor Jahren für ihren Traum aus Beton, mit einem Schweizer Frankenkredit verschuldet haben, ist der Boden offensichtlich zu heiß geworden und haben ihren Fremdwährungskredit 2020 in Euro umgeschuldet.
450 Millionen Euro umgeschuldet
So ging das noch offene Kreditvolumen im ersten Halbjahr 2020 um 450 Millionen (3,4 Prozent) auf 12,47 Milliarden Euro zurück, teilte die Finanzmarktaufsicht (FMA) mit. Seit dem Herbst 2008 dürfen keine neuen Krediten in anderen Währungen als dem Euro vergeben werden. Damals waren noch vier Mal so viele Fremdwährungskredite offen. Ende Juni 2020 hielten die Österreicher und Österreicherinnen nur mehr 7,7 Prozent aller Kredite in Fremdwährungen, davon 96,2 Prozent in Schweizer Franken und den Rest praktisch zu Gänze in japanischen Yen. Am Höhepunkt des Fremdwährungskreditbooms lautete fast ein Drittel aller Kredite der Privathaushalte auf Fremdwährungen.
Unsichere Zeiten sorgen für hohe Schwankungen an Devisenmärkten
„Fremdwährungskredite sind ein spekulatives Finanzprodukt, das einer Vielzahl zusammenwirkender Risiken ausgesetzt ist, insbesondere wenn es sich dabei um einen endfälligen Kredit mit Tilgungsträger handelt. Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten, wie wir sie derzeit durchleben, sind in der Regel von hoher Volatilität der Märkte und starken Schwankungen der Wechselkurse begleitet,“ so der Vorstand der Finanzmarktaufsicht, Helmut Ettl und Eduard Müller: „Wir werden daher weiterhin für eine konsequente und nachhaltige Reduzierung des Kreditvolumens in Fremdwährung eintreten, um die damit verbundenen Risiken für die österreichischen Haushalte weiter einzudämmen.“
Die Frage ist nicht, ob die Euro-Franken-Parität kommt, sondern wann
Flucht in den Franken hält an
Die Attraktivität des Schweizer Franken als 'sicherer Hafen' wird die Pandemie noch verstärken", warnt Deutsche-Bank-Stratege Robin Winkler. "Die Zentralbanken auf der ganzen Welt nutzen den noch vorhandenen geldpolitischen Spielraum, um mit dem Virenschock fertig zu werden. Daher kann selbst eine Zinssenkung der Schweizer Notenbank - die bereits eingepreist ist - das Euro-Franken-Währungspaar nicht hindern, sich in Richtung Parität zu bewegen", so der Experte. Für die Experten der Credit Suisse ist es de facto außer Zweifel, dass die Parität kommt: "Die Frage ist nicht, ob die Euro-Franken-Parität kommt, sondern wann." Daniel Kalt, UBS-Chefökonom Schweiz, sieht für die Parität jedoch einen Zeithorizont von Jahren. Er glaubt, dass sich der Euro zum Franken aktuell zwischen 1,05 und 1,10 einpendelt. "Das wäre ein Glücksfall für die SNB. Wenn die Aktienmärkte aber wieder abtauchen und falls sich die Konjunkturaussichten eintrüben, dann wird der Druck zurückkommen, das ist klar", so der Ökonom in einem Interview.
Folgen des globalen Schocks werden noch länger auf den Franken wirken
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat zwar angekündigt sich einem zu starken Franken zu widersetzen, hält mit Blick auf die Corona-Pandemie und die Folgen aber fest: "Die Folgen dieses globalen Schocks werden noch einige Zeit bei uns bleiben, weshalb wir mit einer weiteren Aufwertung des Frankens rechnen." Ein weiteres Problem ortet die Deutsche Bank: "Die Schweizer Zentralbank hat viel von ihrer Glaubwürdigkeit verloren, die Währung zu schwächen, als sie vor fünf Jahren den Mindestkurs aufgab", sagte Winkler. An dem Tag schnellte der Franken um bis zu 41 Prozent gegenüber dem Euro hoch.
Zuletzt hat sich der Franken gegenüber dem Euro jedoch stabilisiert, und notiert bei1,07 Franken. Der Aufwärtstrend des Frankens zum Euro kurzfristig gestoppt. Dafür hat die EU-Kommission seit der Ankündigung ihres milliardenschweren Corona-Aufbauplans gesorgt.