So pusht China die Wirtschaft auf Vorkrisenniveau

China pusht mitten in der größten Pandemie seine 5G- und andere Hightech-Infrastruktur und schafft damit den Aufschwung trotz vieler Einschränkungen für die Bevölkerung. Schon 2020 soll die New Economy in China das Wachstum stärker denn je vorantreiben.

So pusht China die Wirtschaft auf Vorkrisenniveau

In der Megacity Chongqing etwa wird die neue Technologie 5G bereits seit längerem propagiert.

Piloten, die nach China reisen, können ein Lied von den strengen Covid-19-Regeln des Landes singen. So wurde ein Kapitän und seine Crew für die gesamten 17-Stunden, die sie sich im Land der Mitte aufhielten, in ihre Hotelzimmern verfrachtet und durfte diese bis zum Abflug nicht wieder verlassen. Das Essen wurde in Plastiksackerl überreicht, die Temperatur wort- und grußlos in regelmäßigen Abständen gemessen.
Reisen in und nach China sind nach wie vor äußerst beschränkt, Besuche von Fitnessstudios, Theater und anderen Indoor-Vergnügungstätten strengstens untersagt. Wenn es um Pandemie-Maßnahmen geht, kennt die chinesische Führung kein langwieriges Abwägen von Für und Wider. Viele zu Anfang eingeführte Restriktionen wurden langsam oder gar nicht aufgehoben - und dennoch, China hat nach dem Ausbruch von Covid 19, den Wirtschaftsmotor wieder erfolgreich auf Touren gebracht.

China nutzt Pandemie um 5G-Infrastruktur voranzutreiben
Zum Erstaunen selbst vieler Experten wächst die Wirtschaft wieder auf Vorkrisenniveau. Für viele Experten eine erstaunliche Leistung. „Die wirtschaftliche Erholung Chinas verlief schneller als erwartet“, bemerkt May Ling Wee vom China-Aktienteam von Janus Henderson Investors. „Das Wachstum wird vor allem von Investitionen in die Infrastruktur vorangetrieben“, so Nordea-Chefökonom Helge Peterson in einem Webinar. Treiber des Aufschwungs waren damit der Industrie- und der Bausektor. Investitionen die zwar vielfach bereits vor Ausbruch der Pandemie mit viel Engagement in Angriff genommen wurden, aber während der Krise noch einmal kräftig verstärkt wurden. Unter anderem wird der Ausbau von 5G-Netzwerken und Datencenter massiv vorangetrieben. In Zhejiang beispielsweise wird ein Inkubator für die Branchen Big Data, künstliche Intelligenz und autonomes Fahren um drei Milliarden Dollar gebaut. Seit dem Ausbruchs von Covid 19 hebt der mehrheitlich staatliche Telekomkonzern China Unicom die Netzinfrastruktur für 5G auf ein neues Level. Bis zum Ende des dritten Quartals sollen 250.000 5G-Stationen gebaut sein.

Privater Konsum kaum vorhanden
Wenn auch jene Sektoren, die vom privaten Konsum abhängen, im Land der Mitte nach wie vor von der Corona-Pandemie geschwächt sind. „Aber bereits nächstes Jahr werden sämtliche Produktionsbetriebe wieder auf dem Level von vor der Krise produzieren“, prognostiziert Peterson. Auch die Konsumlaune der Chinesen sollte wieder anziehen.

Acht Prozent Wachstum für 2021 prognostiziert
Für das nächste Jahr könnte das Wachstum Chinas sogar deutlich stärker ausfallen als in den Jahren vor Corona. Nach einem BIP von 6,1 Prozent im Jahr 2019 könnte das Wachstum bereits 2022 auf acht Prozent klettern. Die Delle 2020 wird rasch verschmerzt sein. So dürfte das Wachstum in diesem Jahr durch den Corona-Schock zu Jahresanfang übers Jahr gesehen nur 1,5 Prozent betragen. China zeigt dennoch vor wie ein V-förmige Erholung aussieht (siehe Grafik links), Dennoch schon Mitte des Jahres brummt die Konjunktur wieder, das BIP liegt bereits wieder auf über fünf Prozent, wenn fast das gesamte Plus auf Investitionen in New-Economy-Infrastruktur zurückzuführen ist und nur ein minimaler Anteil auf Konsumausgaben (siehe Grafik rechts).

Erfolgreich aus dem Lockdown: China zeigt vor wie es geht.

China macht Hoffnung
„China ist auch für jene Staaten ein Hoffnungsschimmer, die aus dem Lockdown erst ein paar Monate später herauskommen“, so der schwedische Ökonom von Nordea. „Wir rechnen daher für andere westliche Länder im dritten Quartal mit einer starken Erholung - vorausgesetzt die Auswirkungen einer möglichen zweiten Welle halten sich in Grenzen.“

Handelsstreit eint alle US-Parteien
An diesen Prognosen ändert auch der anhaltende Handelskrieg Chinas mit den USA nichts, der nach Einschätzung von Nordea auch unter einer möglichen Führung von Joe Biden weitergehen wird. „Wenn die Verhandlungen auch weniger aggressiv geführt werden dürften als unter Präsident Donald Trump. Die Auseinandersetzung mit China ist viel mehr als nur ein Thema, das von Trump betrieben wird, sondern eint alle US-Parteien,“ so der Nordea-Ökonom. Die Spannungen zwischen den beiden Großmächten haben sich mittlerweile vom Handel über Technologie bis hin zu den Kapitalmärkte ausgedehnt.

Bahnbrechende Innovationen und Millionen neuer Jobs
Trotz dieses Damoklesschwertes für die chinesische Wirtschaft sehen Experten langfristige Investmentchancen für das Land der Mitte. Die vielversprechende Zukunft Chinas könnte mit den jüngsten Investitionen in Hightech-Infrastruktur zusätzlich befeuert werden. Viele bahnbrechende Innovationen, wie 5G-Technologie, Quantencomputer und Drohnenmobilität, werden von chinesischen Unternehmen vorangetrieben. Nach Schätzungen von BlueBay Asset Management wird alleine der Bereich künstlicher Intelligenz im Jahr 2020 schätzungsweise 23 Millionen Arbeitsplätze schaffen, allen voran in China.

China wird grüner
Die Chinesische Volksbank (Peoples Bank of China) und mehrere Behörden haben zudem 14 Empfehlungen für ein grüneres Finanzsystem herausgeben, unterstützt von steuerpolitischen Maßnahmen. Schon heute werden 25 Prozent der weltweiten Investitionen in saubere Energien in China getätigt.

370 Millionen Chinesen steigen in die Mittelschicht auf
Die OECD schätzt, dass die chinesische Mittelschicht im kommenden Jahrzehnt um weitere 370 Millionen Menschen auf insgesamt 1,2 Milliarden wachsen wird. Die Kaufkraft der Mittelschicht dürfte im selben Zeitraum auf 14,5 Billionen Dollar steigen.

Einzelne Sektoren haben noch große Schwierigkeiten vor sich
Wenn auch die Folgen der Pandemie derzeit längst nicht alles ausgestanden ist. „Die Sektoren, die unter Covid 19, besonders unter die Räder gekommen sind, wie Hotels, Airlines und speziell auch andere von Touristen abhängige Bereiche, haben weltweit noch große Schwierigkeiten vor sich“, warnt Peterson.

Chinas Aktienmarkt stellt alle großen Länderindizes 2020 bisher in den Schatten
Chinas Entwicklung kann das nicht stoppen. Das merkt man auch am Aktienmarkt. Chinesische Aktien haben die entwickelten Märkte in der ersten Jahreshälfte übertroffen, die einzige Ausnahme bildet der Nasdaq-Index. Chinesische Aktien-Indizes wie der MSCI China und der Shanghai Shenzhen CSI300. Der MSCI China hat in nur drei Monaten einen Kurszuwachs von 24 Prozent erzielt, hder CSI300 notiert um fast 22 Prozent höher, Bis auf die US-Börse Nasdaq hat China damit alle anderen großen Börsen outperformt.

Qualitätstitel im Wachstumssegment bevorzugt
Für die zweite Jahreshälfte sind Experten was die anhaltende Erholung des Wirtschaftswachstums und der Unternehmensgewinne optimistisch. Wenn das kurzfristige Kurspotential vorerst auch ausgeschöpft scheint. "Chinesische Growth-Aktien mögen nach dem starken Anstieg zwar aktuell wenig Potential bieten, aber eine Korrektur in den kommenden Monaten könnte attraktive Gelegenheiten bieten, um in Qualitätstitel aus dem Wachstumssegment zu investieren", meint China-Expertin Wee von Janus Henderson Investors.

Diese Fonds kamen gut durch die Corona-Krise
Der JP Morgan China Funds (ISIN: LU0129472758) fuhr seit Anfang 2020 ein Plus von 33 Prozent ein. Der auf wachstumsstarke Unternehmen spezialisierte Fonds hat Titel von Tencent, Alibaba, Ping An Insurence oder China Mercants Bank im Depot.
Wachstumsstarke Unternehmen hat sich auch der BNP Paribas China Equity (ISIN: LU0823426308) auf die Fahnen geheftet. Der Fonds schaffte seit Jahresbeginn 28,3 Prozent und in fünf Jahren im Schnitt 17,2 Prozent. Auf fünf Jahre gesehen gut abgeschnitten hat auch der Schroders China Opportunites (ISIN: LU0244355987) mit einem jährlichen Wertzuwachs von 16,5 Prozent. Lockdown gut überstanden und auch gut als Dauerläufer unter den China-Fond ist auch der Edmond de Rotschild China Fonds (ISIN: LU1160365091) mit 16,3 Prozent jährlich innerhalb der vergangenen fünf Jahre. Zyklische Konsumgüter sind übergewichtet, ebenso Techwerte.
Der Horizon China Opportunities Fund (LU0327786827) von Janus Henderson machte in fünf Jahren im Schnitt 12,3 Prozent Rendite. Sämtliche dieser Fonds haben Tencent und Alibaba am stärksten gewichtet.

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