"Preise werden in nächsten zwei Jahren stärker steigen als erwartet"

Finanzexperte Michael Grahammer vom Wirtschaftsprüfer BDO erklärt, warum er einen nachhaltigen Anstieg der Inflation erwartet und welche Konsequenzen das für die Zinspolitik der Notenbank haben könnte.

"Preise werden in nächsten zwei Jahren stärker steigen als erwartet"

Michael Grahammer ist Partner und Finanzexperte bei BDO und verfügt über langjährige Erfahrung in Führungspositionen international und regional tätiger Banken.

In vielen europäischen Staaten liegt die Inflation zu Herbstbeginn schon deutlich über dem von der europäischen Zentralbank EZB angepeilten Ziel von zwei Prozent. Durch die starke Erholung der Wirtschaft ist die Nachfrage nach oben gesprungen, was die Knappheit vieler Güter und dadurch bedingten Preissteigerungen zur Folge hatte.

Einige Wirtschaftsforscher vertreten die These, dass sich die Preise wieder stabilisieren und sich die Inflationsrate in Österreich 2021 bei zwei bis 2,2 Prozent und in der EU auch leicht darüber einpendeln wird. Für 2022 wird bereits wieder ein Rückgang der Inflation erwartet. Nicht so Michael Grahammer, Partner und Finanzexperte beim Wirtschaftsprüfer und Steuerberater BDO. „Ich halte einen nachhaltigen Anstieg der Inflation in Österreich für denkbar“, erklärt er und führt Gründe dafür an: „Die Preissteigerungen bewegen sich in vielen Bereichen weit über den zwei Prozent. So verteuerten sich Baukosten allein bis Juni 2021 gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent, Erzeugerpreise stiegen um sieben Prozent, die Großhandelspreise um fast elf Prozent."

Zinsniveau beginnt zu steigen

Auch das Zinsniveau von Staatsanleihen mit langer Laufzeit habe sich bereits deutlich von den Tiefstständen nach oben bewegt, merkt Grahammer an. Während der 10-Jahres-EUR-Swap vor sechs Monaten bei minus 0,3 Prozent per anno lag, notiert er derzeit bei -0,059 Prozent jährlich und somit um 25 Basispunkte höher. Demgegenüber hat sich der 3-Monats-EURIBOR im selben Zeitraum kaum verändert und liegt aktuell bei minus 0,54 Prozent. Grahammer: „Daran dürfte sich auch kurzfristig wenig ändern, zumal Preiseffekte in Österreich keinen Einfluss auf das europäische Zinsumfeld haben.

Sollte hingegen die Überhitzung der Immobilienmärkte weiter zunehmen und die Inflation in Europa nachhaltig und deutlich über zwei Prozent liegen, dann werde sich zeigen, ob die EZB nicht gezwungen sein wird, ein Ende der Anleihenkäufe und eine Normalisierung der Zinsen zumindest in Aussicht zu stellen. Grahammer: „Wenn die EZB die Zinsen erhöht, ist mit deutlich höheren Renditen und Zinsen zu rechnen. Daher empfehlen wir, die eigenen Zinskonditionen zu prüfen und gegebenenfalls das derzeit noch günstige Zinsniveau für langfristige Absicherungen zu nützen."

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