Neuordnung im Tresor: Immer mehr Privatbanken fusionieren
Feinste Sitten, feinstes Tuch, aber ein brutaler Kampf um Kunden. Österreichs Privatbanken rücken enger zusammen, um unter dem immer stärker werdenden Kostendruck überleben zu können.
Mit Privatbanken verbindet man gemeinhin den Nimbus von Nonchalance, freundlicher Verbindlichkeit und Luxus. Doch in kaum einer anderen Branche des Finanzwesens ist der Wettbewerb so beinhart wie unter den Verwaltern der Milliarden im Nadelstreif.
Zwischen 170 und 180 Milliarden Euro werden von den in Österreich ansässigen Privatbanken derzeit verwaltet. Ein großer Betrag – doch um den buhlen neben den Private-Banking-Abteilungen von Erste Bank und UniCredit Bank Austria rund 15 weitere Privatbanken, darunter auch die zur UniCredit Bank Austria gehörende Schoellerbank, die Kathrein Bank, eine Tochter der Raiffeisenbank International, oder die Privat Bank, die als Tochter der RLB Oberösterreich ebenfalls zur Raiffeisenbankengruppe zählt.
Doch obwohl bei den Vermögensverwaltern selbst im Coronajahr 2020 die Einlagen im Schnitt um neun Prozent gewachsen sind, herrscht enormer Druck bei den Margen. Denn die Kosten für Digitalisierung und Aufwendungen für regulatorische Anforderungen schmälern die Gewinne enorm. Daher überbieten einander Privatbanken oft mit Sonderkonditionen, aus Sorge, die Kunden wechseln sonst zur Konkurrenz. „Wir wissen aus unseren Befragungen, dass Privatbankkunden oft selbst überrascht sind, weil die Berater beim Preis so schnell nachgeben“, sagt Michaela Schneider, Mitautorin einer vom deutschen Finanzberatungsinstitut zeb vor Kurzem in Österreich durchgeführten Studie.
Fusionen. Und so kam es innerhalb kurzer Zeit zu bemerkenswerten Fusionen in dem Sektor. Die LGT Österreich erwarb das UBS Wealth Management Geschäft in Österreich und stockt so ihr verwaltetes Vermögen von acht auf zwölf Milliarden Euro auf. Die LLB Österreich übernahm in Form eines Referral-Deals die rund eine Milliarde schweren Vermögensverwaltungsmandate der Credit Suisse und kommt nun auf ein verwaltetes Gesamtvermögen von rund 26 Milliarden Euro.
Durch den Zusammenschluss der Capital Bank mit Schelhammer & Schattera wird der stärkste Private-Banking-Player in österreichischem Besitz entstehen.
Und im Herbst wird es zu einem weiteren Zusammenschluss bei Privatbanken kommen. Die zur Grawe-Bankengruppe gehörenden Capital Bank und Schelhammer & Schattera werden unter einem neuen Namen fusioniert. Christian Jauk, CEO der Grawe Bankengruppe: „Der Zusammenschluss von Schelhammer und Capital Bank ergibt Sinn, weil wir aus einer Position der Stärke heraus agieren. Aus dem Nebeneinander soll ein Miteinander entstehen. Am Ende wird diese Privatbank mit Eigenmitteln von rund 300 Millionen Euro und einer Bilanzsumme von in etwa 2,3 Milliarden Euro zum stärksten Private-Banking-Player aufsteigen, der in rein österreichischem Besitz steht.“
Gemeinsam wird das Institut dann 16,5 Milliarden Euro an Kundenvermögen verwalten.

Gabriel Brenna, seit März dieses Jahres neuer Group-CEO der LLB Gruppe, meint zu den aktuellen Fusionen im heimischen Private-Banking-Markt: „Um in Österreich ein einträgliches Geschäft machen zu können, muss man exzellent aufgestellt sein. Die LLB Gruppe hat eine Größe, die Profitabilität zulässt. Man muss immer größer werden, um erfolgreich zu sein. Der Druck auf die Profitabilität ist enorm.“
Mit der Übernahme der Kunden der Credit Suisse hat die LLB Österreich bei den eigenständigen Privatbanken den bisherigen Branchenführer, die Gutmann Privatbank, leicht überholt. Nach eigenen Angaben verwaltet die mehrheitlich der Familie Kahane gehörende Bank 25,5 Milliarden Euro, die LLB Österreich kommt nun auf 26 Milliarden Euro.

Die sehr traditionell geführte Privatbank hat jüngst ihren Kreis der Partner erweitert. Nun ist mit Louis Kahane, der in den USA Erfahrung im Investmentbanking gesammelt hat, auch ein Mitglied der Eigentümerfamilie operativ in der Privatbank tätig.
Die Schoellerbank, ebenfalls eine traditionsreiche österreichische Privatbank, verwaltet rund 12,5 Milliarden Euro an Kundengeldern, hat als Tochter der Bank Austria aber genauso wie etwa die Privatbanken der Grawe Gruppe oder des Raiffeisensektors den Vorteil, dass sie auch Kreditfinanzierungen anbieten und so ihre Ertragsseite aufbessern kann.
Konditionen. Der Fusionsreigen bei Privatbanken wird weitergehen. Denn die zeb-Studie zeigt, dass sich die Gewinne der Banken bis 2024 fast halbieren, was den Kampf mit Konditionen umso mehr anheizt.

Nachdem die LLB Österreich etwa mit einem neuen Standort in Salzburg in das Revier des Bankhauses Spängler einfällt, setzen die Salzburger auch einen Schritt: Sie dringen mit einem Standort in Innsbruck in das Reich der Hypo Tirol Bank und der Bank für Tirol und Vorarlberg ein. Wohl zur Freude der Kunden.