Gold: Weiterer Kurseinbruch droht
Am 27. Februar 2017 hat die Goldrallye abrupt ein Ende gefunden. Rohstoffexperten warnen vor weiteren Kursrückschlagen. Die Lage ist derzeit für Goldinvestoren gleich aus mehreren Gründen gefährlich.
Verlockendes Gold, hält nicht immer was es Anlegern verspricht.
Noch bis Ende Februar hat alles so gut ausgesehen. Der Goldkurs stieg und stieg. Seit Weihnachten um fast fünf Prozent und kletterte auf 1.248 Dollar pro Feinunze und erreichte mühelos ein neues Fünf-Monats-Hoch. Doch seither geht es bergab - in ähnlich scharfem Tempo. Anleger hätten jedoch gewarnt sein können. Denn die Kurse stiegen vielfach als würden alte Börsenregeln außer Kraft gesetzt sein. Zum Beispiel dass ein steigender Dollar-Kurs nicht mit einem steigenden Gold-Kurs zusammenpassen.
Ende Februar dürfte die Gold-Euphorie jedoch ihr vorläufiges Ende gefunden haben, oder die Angst der Investoren. Das Unheil kündigte sich bereits wenige Tage davor bei den Kursen Goldminenaktien an, die trotz eines steigenden Goldpreises erstmals nach Monaten fielen. „Das deutet häufig darauf hin, dass es zu Gewinnmitnahmen im Edelmetallsektor kommen könnte“, erklärt Martin Siegel, Edelmetallexperte der Investmentgesellschaft Stabilitas. So ist es denn auch gekommen. Den ersten Kursrutsch hat es bereits gegeben. Seit 27. Februar fiel der Goldpreis um 2,4 Prozent. Und die Trendtafel bei den Kursen zeigt weiter rot. "Es kann durchaus sein, dass uns noch eine umfassendere Konsolidierung bevorsteht", warnt Siegel, dessen Gesellschaft mehrere Rohstofffonds anbietet.

Steile Talfahrt: Der Goldpreis ist seit 27. Februar 2017 um 2,4 Prozent auf 1.231 Dollar je Feinunze abgestürzt.
Gewinnmitnahmen nach langem Anstieg
So ist die Aktie von Barrick Gold, der kanadische Marktführer bei Minengesellschaften bereits am 17. Februar ins Trudeln geraten und hat seither um mehr als zwei Prozent verloren. "Die Kursrückgänge bei Goldminenaktien dürfte auch an Gewinnmitnahmen liegen“, resümiert Siegel, haben viele von dieses Papieren doch ein hervorragendes Jahr hinter sich. Bei Barrick Gold betrug Kurszuwachs in den vergangenen drei Monaten knapp 17 Prozent, im vergangenen Jahr über 35 Prozent.
Angstmacher Inflation
Den Preis von Gold und den von Minenaktien haben verschiedene Gründe nach oben getrieben. Dazu zählen die Unsicherheiten über den Ausgang der anstehenden Wahlen in Europa. Die Flucht ins Gold dürften Anleger aber vor allem die Angst vor steigender Inflation getrieben haben. Gilt Gold doch seit jeher als Inflationsschutz und Absicherung in wirtschaftlich turbulenten Zeiten.
Eine steigende Inflation kann jedoch auch ein gutes Zeichen sein: Das nämlich die Nachfrage nach Gütern aufgrund der anziehenden Wirtschaft die Preise steigen lässt. Nun verdichten sich genau die Anzeichen, dass die Konjunktur auf breiter Front in Fahrt kommt und damit die Wahrscheinlichkeit dass die USA die Leitzinsen bald erhöht: Pures Gift für Gold. US-Notenbankchefin Yanet Yellen hat erst vorige Woche die Finanzmärkte mit deutlichen Worten auf bald steigende Zinsen eingestimmt. Womit die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen bereits im März steigen dürften, deutlich zugenommen haben. 2017 könnten gleich mehrere Zinserhöhungen folgen.
Der Goldpreis könnte so gleich von mehreren Seiten Druck bekommen. Zieht die amerikanische Wirtschaft an, steigt der Dollar-Kurs. Das ist bereits nach der jüngsten Rede der US-Notenbank-Chef eingetreten. Doch steigt der Dollar schmälert das die Gewinne ausländischer Investoren. Die Folge: Sie verkaufen verstärkt Gold. Höhere Zinsen wiederum machen andere Investments wie frisch aufgelegte Anleihen, die wieder zu höheren Zinsen begeben werden müssen, um gegenüber dem Sparbuch Anleger anzulocken, attraktiver als Gold. Steigende Kurse an den Börsen lassen Gold alt aussehen. wie Börsen in den USA und Europa, die Höchstkurse verzeichnen oder nahe dran sind.
Wie so oft haben große Investoren die Risiken bereits rechtzeitig erkannt. Laut dem Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC haben sich Terminspekulanten Gold bereits in großem Stil abgestoßen. Massive Verkäufe institutioneller Investoren gab es auch beim weltgrößten Gold-Fonds ETF SPDR Gold Shares (ISIN: US78463V1070), der seit 28. Februar um 2,3 Prozent nachgab. Das zeigt, dass sowohl die Terminmärkte aber auch Gold-ETF bei der Preisbestimmung des gelben Edelmetalls eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Aus dem selben Report geht auch hervor, dass Kleinanleger besonders stark in den vergangenen Monaten investiert haben und nun bluten.

Doch es gibt Trost für Pessimisten was die Großwetterlage an den Märkten anbelangt. Ganz ist weder Europa noch die USA aus der politischen und ökonomischen Krisenzone. Physisches Gold oder Investments in Goldminenaktien, für risikoaffine Anleger, oder konservativere Investoren in physisches Gold, Indizes oder Fonds, sind auch weiterhin eine gute Absicherung für jedes Depot. Es kommt nur auf den Anteil an, den man nun, gegebenenfalls reduzieren könnte – wenn man glaubt, die Wirtschaft und der Dollar entwickelt sich weiterhin positiv.
Die Entwicklung des Dollar gegenüber dem Euro verheißt jedoch nichts Gutes, wenn man den langfristige Entwicklung betrachtet. Der Dollar kratzt mit einem Kurs von 1,05 gegenüber dem Euro bereits sehr an der Parität.
