Gold fällt unter 1.900 Dollar - das Ende des Hypes?

Der Goldpreis ist in den letzten Tagen deutlich zurückgegangen, trotz steigender Corona-Infizierter. Markiert das das Ende des Goldbooms?

Gold fällt unter 1.900 Dollar - das Ende des Hypes?

Die Entwicklung des Goldpreises hängt engt mit jener des Dollars zusammen.

Gold ist in den vergangenen Tagen um fast vier Prozent gefallen. Das Edelmetall ist damit kurzzeitig unter die Marke von 1.900 Dollar je Feinunze gerauscht und notiert aktuell bei 1.907 Dollar. Von Allzeithoch über 2.000 Dollar ist Gold damit wieder weit entfernt. Das trotz der zunehmend besorgniserregende Entwicklung der Infektionszahlen durch Covid 19. Bedeutet das, die Luft ist aus der Gold-Hausse heraußen?

Fallender Goldpreis als Zeichen für die Dollar-Hausse
Nach Ansicht von Experten ist die aktuelle Entwicklung kein Grund zur Sorge. Vielmehr ist der derzeit fallende Goldpreis ein klares Zeichen für die Hausse im Dollar. Derzeit notiert das Euro/Dollar-Währungspaar bei 1,17. Aus Angst vor den unabsehbaren Folgen durch die starke Zunahme der Ansteckung durch Covid-19 in vielen Regionen der Welt, fliehen Anleger in den sicheren Dollar. Doch steigt der Dollar, sinkt die Nachfrage nach Gold, denn damit sinkt die Attraktivität von Gold für Investoren außerdem des Dollarraums. So sieht man derzeit deutlich den zeitgleichen Anstieg des Dollars zum fallenden Goldpreis.

Trotz der aktuellen Entwicklungen bleiben viele Experten längerfristig optimistisch für den Goldpreis. Das hat mehrere Gründe:

Der Dollar könnte schon bald wieder an Stärke gewinnen. „Der deutliche und rasche Rückgang des Greenbacks lässt darauf schließen, dass sich dieser Schwächetrend in nächster Zeit teilweise umkehren könnte“, so die Währungsexperten von JP Morgan.

Höhere Kursschwankungen an den Börsen könnten Anleger wieder verstärkt in Gold treiben. Gold könnte von neuen Phasen erhöhter Kursschwankungen an den Märkten, aufgrund der zunehmenden Sorgen über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus,profitieren.

Die Inflation wird noch Jahre niedrig bleiben. Die europäische Notenbank verzeichnet in den Inflationserwartungen ihres „Survey of Professional Forecasters“ auf Fünfjahressicht nur noch eine Inflation im Euroraum von 1,6 Prozent. Noch nie war dieser Wert so niedrig. Wenn der Chefökonom von Pictet Asset Management, Luca Paolini, nach dem Ende der Pandemie auch von leicht steigenden Preisen ausgeht.

Niedrige Inflation bedeuten auch niedrige Zinsen, denn es braucht anhaltende Anreize um die Konjunktur zu beleben. Solche staatlichen Stimuli werden sich den Investmentprofis von Columbia Threadneedle zufolge vorteilhaft auf Edelmetalle, allen voran Gold, auswirken und Anleger in sichere Häfen locken. „Mit Blick auf das zweite Halbjahr 2020 prognostizieren wir, dass Gold auch weiterhin in gewissem Maße als sicherer Hafen dienen kann“, sagt Nicolas Robin, Rohstoffexperte der britischen Fondsgesellschaft. „Gold ist ein natürlicher Profiteuer der Bemühungen der Zentralbanken, die Zinsen niedrig zu halten“, meint Gergely Majoros, Mitglied des Investment Committees bei Carmignac.

Explodierende Verschuldung. Höhere Ausgaben, um die Wirtschaft in Gang zu bringen, heizt jedoch die Verschuldung weltweit weiter an. Mindestens 15 Billionen Dollar - das sind 15.000 Milliarden - haben Regierungen und Notenbanken bereits für die Bekämpfung der Corona-Pandemie und deren Folgen locker gemacht. Das lässt den Welt-Schuldenberg immer schneller wachsen: Mit den Schulden von Unternehmen und Banken kommt der Banken-Lobbyverband IIF (Institute of International Finance) auf die schiere Summe von 250 Billionen Dollar. Das Problem der weltweiten Überschuldung bleibt durch Corona ist damit auf unabsehbare Zeit ungelöst. Damit die Schulden nicht durch den Zinsendienst exponentiell Jahr für Jahr weiter explodierten, müssen die Zinsen niedrig bleiben. Pech für jene, die Geld haben. Das Sparbuch liefert daher keinen Beitrag zur Vermehrung des Ersparten. Gold ist daher für viele eine Option. Gerade in einer Schuldenkrise zählt Gold für den Werterhalt zu einer gefragten Wertanlage.

Gold gegen Währungsverfall. Besonders in krisengeschüttelten Länder, wie derzeit die Türkei, in denen der Wert der Währung rapide verfällt, reißen sich die Menschen um Gold. So ist der Wert der türkischen Lira seit Jahresbeginn gegenüber dem Euro um 25 Prozent gefallen. Im Sommer kauften die Türken in Panik innerhalb von nur zwei Wochen Gold im Wert von sechs Milliarden Dollar. Insgesamt sollen türkische Einwohner Gold im Wert von 250 Milliarden Euro horten. Ein Ende des Goldbooms im Land am Bosporus ist nicht absehbar. Die Angst der Bürger vor einem anhaltenden Wertverfall ihrer Währung ist zu groß. Schließlich hat Gold, trotz aller Krisen, auch über Jahrhunderte seine Kaufkraft behalten.

Geringe zweistellige Kurszuwächse erwartet
Das große Kursfeuerwerk, wie seit Jahresbeginn, - seither gab es Kurszuwächse von bis zu 33 Prozent je Feinunze Gold - wird jedoch nicht mehr erwartet.
Die DZ Bank erwartet einen Goldpreisanstieg auf 2.050 Dollar das Barrel in sechs Monaten, danach wieder eine Konsolidierung auf 1.900 Dollar. Die Deutsche Bank rechnet mit einem Plus von zehn bis fünfzehn Prozent - allerdings erst in den nächsten ein bis zwei Jahren.

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Kommentar
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