Gold: Teuer, aber die Rallye hält
Der Goldpreis steigen seit dem Ausbruch der Pandemie extrem. Nun gibt es erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung, eigentlich Gift für den Goldpreis. Warum Experten dennoch glauben, dass Gold weiter steigt.
Goldnuggets: Anleger sind dem Goldrausch verfallen.
Wieder hat der Goldpreis einen kräftigen Sprung nach oben gemacht. Seit dem 27. August ist der Kurs um 3,5 Prozent nach oben gesprungen. Eine Unze Gold kostet nach dem scharfen Anstieg seit Mitte März bei 1.988. Das ist ein Kursanstieg um über 30 Prozent. Damit knackte der Goldpreis auch den bisherigen Rekordhoch von 1.920 vom September 2011. In der Spitze waren Anleger Anfang August sogar bereit über 2.000 Dollar zu zahlen.
Selbst Börsenlegende Warren Buffett hat seine Vorbehalte gegenüber Gold-Investments über Bord geworfen und hat kürzlich Aktien von Barrick Gold (ISNI: CA0679011084) gekauft, einem der größten Goldminenbetreiber weltweit. Die Aktie legte in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 40 Prozent zu.
Konjunktur verbessert sich, Gold bleibt aber weiterhin beliebt
Die anhaltende Goldrallye nach dem Ende des Locksdowns magt erstaunen, erholen sich doch inzwischen die Aktienindizes und andere konjunktursensible Märkte. Zeigen doch die Maßnahmen, um die Epidemie einzudämmen, Wirkung. Der Shutdown in USA und Europa wurde durch weniger wirtschaftsschädlichen Maßnahmen ersetzt. Was bei allen großen Volkswirtschaften eine deutliche Verbesserung der Konjunktur zufolge hat und einen starken Anstieg der Börsen.
Doch das hält Anleger nicht davon ab, weiter Gold zu kaufen. Das hat vor allem zwei Ursachen: Die realen Zinsen sind am Boden und bei soliden Staatsanleihen gibt es auch nichts zu holen. Im Gegenteil: Seit Anfang 2019 haben Anleger in Erwartung fallender Zinsen und Anleihenrenditen bei Gold wieder kräftig zugelangt. Die Kurse sind seither um rund 30 Prozent gestiegen.
Schon die Erwartung steigender Zinsen wäre Gift für Gold
Den Todesstoß könnte der Goldrallye daher praktisch nur das Gegenteil geben: Die Erwartung steigender Zinsen und Anleihenrenditen. Historisch gesehen war das beispielsweise auch nach der Finanzkrise der Fall (siehe Grafik). Zieht man das aktuelle Zinsniveau und die Renditen für US-Anleihen heran, „ist diese Entwicklung bei einem Goldpreis von rund 1.900 Dollar eingepreist und Gold eigentlich bereits teuer“, befindet Schiller von Raiffeisen Research.

Solange bei Staatsanleihen, vor allem den 10-jährigen US-Staatsanleihen, nichts zu holen ist, ist der Goldpreis in der Vergangenheit gestiegen.
Gold ist sogar noch billig
Der Meinung von Raiffeisen kann sich Nicholas Johnson, Portfoliomanager für Rohstoffe beim US-Investmenthaus Pimco nicht anschließen. „Aufgrund der niedrigen Zinsen ist Gold nicht nur attraktiv bewertet ist – es ist sogar noch billig.“ Auch für ihn sind das Zinsniveau und die Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen für die Entwicklung des Goldes das Maß aller Dinge. Die Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen sind inzwischen weit unter null abgesackt und somit von einer Alternative für Anleger weit entfernt. „Unser Basisszenario ist, dass die Zinsen sich in einer relativ engen Spanne bewegen“, so Johnson. Staatsanleihen wären damit weiterhin keine Option.
Geldflut der Notenbanken stützt Aktien und physische Assets
Aktien und Gold dürften noch länger steigen
Auch bei Raiffeisen glaubt man, dass die Geldpolitik der Notenbanken weltweit, trotz schrittweiser Verbesserung der Konjunktur, expansiv bleiben wird und damit weiterhin lohnenswert. „Die Flut an Liquidität stützt nicht nur die Aktienmärkte, sondern auch physische Assets, insbesondere Edelmetalle“, so Schiller. In einem solchen Umfeld sei es nicht ungewöhnlich, dass sowohl Aktienmärkte als auch Edelmetallpreise längere Zeit gemeinsam nach oben tendieren.
Solides Wirtschaftswachstum könnte massiven Goldpreisabsturz verursachen
„Gefährlich wird es für den Goldpreis erst, sobald die großen Volkswirtschaften, und da vor allem die USA, zu solidem Wirtschaftswachstum zurückgefunden haben“, gibt Schiller zu bedenken. Vor allem sobald die wirtschaftliche Lage als so stabil angesehen wird, dass insbesondere die US-Notenbank wieder beginnt ihre Liquiditätsflut einzudämmen. „Dann sind beim Gold über Jahre gesehen Preisrückgänge beim Gold von rund 50 Prozent durchaus realistisch. Das Edelmetall bleibt also ein extrem volatiles Asset, der Kurse schwankt auch stärker als ein breit diversifizierter Aktienmarkt wie der MSCI World“, warnt der Raiffeisen-Experte.
Der Goldpreis neigt in Phasen extremer Geldpolitik nach oben zu überschießen
Anstieg auf bis zu 2.300 Dollar erwartet
Bis dahin dürfte aber zumindest heuer noch das Agieren der Notenbanken weitere Goldpreisanstiege begünstigen. Entsprechend optimistisch ist die Prognose von Raiffeisen, die mit einem Anstieg für heuer auf 2.250 Dollar je Feinunze ausgeht. Auf Eurobasis wird mit einem Wert von 1.880 Euro gerechnet. Für 2021 wird ein Wert nur knapp darunter prognostiziert. Die Investmentbanker von Goldman Sachs erwarten für dieses Jahr einen Kursanstieg auf 2.300 Dollar. Der Goldpreis könnte auch noch heftiger überschießen. "Der Goldpreis neigt in Phasen extremer Geldpolitik nach oben zu überschießen. Das sollte man nicht unterschätzen", so Raiffeisen in einer Analyse.
Erdrücken die Schulden die Betriebe und nehmen der Wirtschaft die Luft?
Doch es könnte auch anders kommen, wie Joe Foster, Goldstratege bei VanEck, glaubt. Er erwartet, dass durch die hohen Schulden, die bereits während der Finanzkrise und nun wegen der Pandemie, aufgenommen wurden, die Produktivität der Betriebe leidet. In einem solchen Szenario würde das Wirtschaftswachstum auf Jahrzehnte beeinträchtigen sein, begleitet von negativen Zinsen und einem schwachen Dollar.
Alles dreht sich darum, wann die Pandemie ausgestanden ist
Kommt es für die weltweite Wirtschaft dermaßen schwarz, hält Foster einen Goldpreisanstieg von 3.400 Dollar für möglich. Zum Lage der Pessimisten zählt offenbar auch Investor Warren Buffett, dessen Beteiligung am Bergbauunternehmen darauf hindeutet könnte, dass die Corona-Krise noch länger nicht ausgestanden sein wird.Zuletzt mehren sich jedoch Anzeichen, dass sich die Wirtschaft in den wichtigen Volkswirtschaften rascher erholt als erwartet.
Diese Artikel könnten Sie auch interessieren: "Leute haben Gold gekauft, als ob die russische Armee einmarschiert"
Altgold-Boom: Jetzt wird Goldschmuck zu Geld gemacht