Furioses Börsedebüt: Snap-Aktie legt um fast 50 Prozent zu
Snapchat bringt dem Unternehmen Snap Inc zum Börsendebüt eine reiche Kasse. Die Aktien wurden zu 17 Dollar pro Stück ausgegeben, das Unternehmen zum Börsengang mit 24 Milliarden Dollar bewertet. Die erste Handelstag an der Nex York Stock Exchange war furios.

New York. Das erste große Börsendebüt des Jahres 2017 ist perfekt: Die Muttergesellschaft der populären Social-Media-App Snapchat nimmt zu ihrem Börsengang 3,4 Milliarden Dollar (3,21 Mrd. Euro) ein. Dies ist eine Überraschung. Snap konnte trotz allen Bedenken am Mittwoch 200 Millionen Aktien zu jeweils 17 Dollar bei Investoren noch vor dem Börsengang unterbringen. Die Aktie soll sogar zehnfach überzeichnet gewesen sein.
Am Donnerstag wurde die Aktie nun erstmals an der New York Stock Exchange gehandelt. Und das Debüt startet furios. Nach dem Börsegong, den die beiden Gründer Evan Spiegel und Bobby Murphy zum Handelsauftakt geläutet hatten, zog der Kurs um 41 Prozent an. Der erste errechnete Kurs nach dem Ausgabepreis notierte bei 24 Dollar (22,80 Euro). Kurz vor der Mittagsstunde in New York (18 Uhr MEZ) notierte der Börsennewcomer fast bei 50 Prozent plus bei 25,25 Dollar.
Eigentlich waren zum Börsengang lediglich eine Spanne von 14 bis 16 Dollar angepeilt. Im Herbst 2016 glaubte man noch, eine Preisspanne zwischen 23 und 26 Dollar erzielen zu können. Nun wird Snap mit 24 Milliarden Dollar bewertet - der höchste Betrag in der Technologiebranche, seit Facebook 2012 den Einstand feierte. Die Einnahmen aus dem Börsengang sollen unter anderem für Geschäftskäufe verwendet werden.
Snap wagt den Sprung auf das Handelsparkett, obwohl die Firma keinen Gewinn macht. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen einen Nettoverlust von 515 Millionen Dollar eingefahren, nach 373 Millionen im Jahr 2015. Das Nutzerwachstum hat sich wegen der scharfen Konkurrenz zu Facebook abgeschwächt. 158 Millionen Personen sollen demnacht Snapchat nutzen. Snap wird bis auf weiteres den Aktionären kein Mitspracherecht einräumen. Und wer auf Dividende hofft, wird sich noch gedulden müssen. Die Snap-Strategen auf längere Sicht eine Dividende ausgeschlossen.
Dennoch war der Börsengang einem Insider zufolge zehnfach überzeichnet. Man hätte die Papiere auch zu einem Preis von 19 Dollar ausgeben können, verlautete aus Kreisen. Man setze aber lieber auf langfristige orientierte Fonds statt Hedgefonds, die schnell wieder verkaufen wollten.
Die Geldverteilung
Das eingenommene Geld wird Snap zunächst einmal zur Abdeckung von Schulden begleichen müssen. Für Serverdienste in den kommenden fünf Jahren bekommt Google zwei Milliarden und Amazon eine Milliarde Dollar.
Die Snapchat-Gründer Evan Spiegel (26) und Bobby Murphy (27) werden nach dem Börsengang in New York an ihre Wirkungsstätte nach Venice in Kalifornien zurückkehren. Beide werden auch künftig noch das Sagen haben. Die ausgegebenen Aktien haben keine Stimmrechte für die Aktionäre.
Snapchat startete 2012. Anders als bei WhatsApp - das zu Facebook gehört - werden die versendeten Nachrichten oder Fotos nach einer gewissen Zeit wieder gelöscht, was viele Nutzer zu schätzen wissen. 158 Millionen vorwiegend jüngere Nutzer (zwischen 15 und 15 Jahren) nutzen den Dienst täglich und intensiv. Snachat ist derzeit in 20 Sprachen verfügbar. Die durchschnittliche Nutzung beträgt 25 bis 30 Minuten pro Tag.
Das Unternehmen nimmt vor allem mit Werbung Geld ein und konkurriert direkt mit Google, Facebook oder Instagram. Neben der App produziert das Unternehmen auch eine tragbare Kamera ("Spectacles") in Form einer Sonnenbrille. Das Unternehmen, das sich gelegentlich auch einmal selbst als Medienunternehmen bezeichnet, verlangt für Werbeclips die einen Tag lang in den USA den Botschaften der Nutzer beigestellt werden, bis zu 700.000 Dollar.
Snap-Chef Spiegel konnte im Jahr 2013 dem Kaufangebot von Facebook gerade noch einmal widerstehen. Damals hatte Facebook-Chef Mark Zuckerberg drei Milliarden Dollar geboten. In insgesamt 24 Finanzierungsrunden konnte Snap seit dem Jahr 2011 2,63 Milliarden Dollar einsammeln. Beteiligt sind unter anderem Amazon-Konkurrent Alibaba sowie der Risikokapital-Finanzierer Kleiner Perkins Caufield
Snap macht damit den Auftakt einer Reihe von Newcomern, die heuer das Börsenparkett betreten wollen. Unter anderem will auch der Cloudspeicher-Anbieter Dropbox den Börsengang wagen.