Finanzkommunikation auf dem Prüfstand
Anlegerinformation. Österreichs beste Unternehmenskommunikation: AT&S siegt, Spitzenplätze erringen Kapsch Trafficcom, die Österreichische Post AG, der Flughafen, die BAWAG, EVN und voestalpine.
Der Aktienkurs eines Unternehmens hängt von vielen Faktoren ab. Vom wirtschaftlichen Erfolg, natürlich. Klar, wer immer nur Miese schreibt, wird auf Dauer keine positive Performance schaffen (mal sehen, wie lang das bei Tesla noch gut geht). Vom Geschäftsmodell. Ein flotter Internethändler (zum Beispiel Amazon) wirkt auf Anleger jedenfalls attraktiver als ein konservativer Retailer (zum Beispiel WalMart – vergleichen Sie beide Aktienkurse!). Auch das Auftreten des Chefs ist wichtig – siehe die Shows, die Apple-Gründer Steve Jobs immer wieder auf die Bühne gezaubert hat. Doch die Basis für dauerhaft gute Laune bei Investoren bildet die Finanzkommunikation.
Auch heuer wieder wurde diese von einer unabhängigen Jury im Rahmen des Austrian Financial Communications Award, dem Nachfolgebewerb des „trend AAA – Austrian Annual Reporting Award“, bewertet. Die Preise wurden im Rahmen der Jahrestagung des „Cercle Investor Relations Austria“ C.I.R.A. am 17. Oktober von Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse, und Nico Baader, Vorstandsvorsitzender der bayerischen Baader Bank, überreicht.
Das von Kirchhoff Consulting nach Österreich gebrachte Ranking der Unternehmenskommunikation erfolgte dabei wie im Vorjahr nach einem zweistufigen Verfahren. Eine Arbeitsgruppe unter Henning Zülch, Lehrstuhlinhaber und Vorsitzender der Abteilung „Accounting and Auditing“ der Leipzig Graduate School of Management, beurteilte die Kommunikation der ATX- und ATX Prime-Aktiengesellschaften nach einem komplexen Kriterienkatalog, der die Bereiche Reporting, Investor Relations und Capital Markets abdeckt. Zusätzlich bewertet eine Gruppe von Kapitalmarktexperten dann im Rahmen eine „Perception Study“ den Kapitalmarktauftritt der Unternehmen. Das Endergebnis kombiniert jeweils beide Bewertungen.
Gegenüber dem Vorjahr gab es einige Änderungen: Erstmals nahm die Jury alle Aktien aus dem obersten Segment der Wiener Börse, dem Prime Market, unter die Lupe. Diese wurden in zwei Gruppen unterteilt: Jene 20 Unternehmen, die eine Aufnahme in den Blue Chip-Index ATX geschafft haben, und jene, die „nur“ im ATX Prime, aber nicht im ATX vertreten sind. Vergeben wurden jeweils vier Preise – Bronze, Silber, Gold und Platin – sowie drei Spezialwertungen für den besten Geschäftsbericht (jeweils ATX und ATX Prime), die besten Investor Relations-Präsentation und die beste digitale Kommunikation.
Die Königsklasse
Als Gesamtsieger in der „Königsklasse“ der ATX-Werte ging der in Leoben beheimatete Halbleiterhersteller AT&S hervor. Das Unternehmen überzeugte die Jury mit einem hervorragenden Geschäftsbericht und umfangreichen Informationen über News und Termine sowie eine ausführliche Prognoseberichterstattung im Halbjahresbericht. Gold errang die OMV, Silber die Österreichische Post AG, Bronze ging an Telekom Austria.
Bestes ATX Prime-Unternehmen und Gewinner der Platin-Auszeichnung wurde Kapsch Trafficcom. Hier überzeugte die umfassende Offenlegung der Finanz- und Vermögenslage auch im Halbjahresbericht die Jury. Eine Stärke im Bereich Investor Relations liegt in der verständlichen und ausführlichen Erklärung des Geschäftsmodells. Expertise und Reaktionsfähigkeit der IR-Abteilung veranlasste die Kapitalmarktexperten zu einer überdurchschnittlich guten Bewertung. Auch die Performance der Kaps Trafficcom-Aktie gegenüber dem ATX zählte hier zu den Pluspunkten. Gold ging an die EVN, Silber an die STRABAG, Bronze errang die AMAG.
Die Spezialkategorie Geschäftsbericht
In der Spezialkategorie Geschäftsberichte siegten Kapsch Trafficcom (ATX) und Österreichische Post AG (ATX Prime). Der Post-Geschäftsbericht zählt, was Ausführlichkeit und Verständlichkeit betrifft, seit Jahren zur Spitzengruppe. Die Investor Relations-Präsentation fand die Jury bei der BAWAG (ATX) und Flughafen (ATX Prime) besonders geglückt, bei der digitalen Kommunikation siegten voestalpine (ATX) und EVN (ATX Prime). EVN zählt zu jenen Unternehmen, die einen vollständigen digitalen Geschäftsbericht anbieten. Auch der Vorstand informiert auf der IR-Website ausführlicher als die meisten anderen Unternehmen über die aktuelle Lage des Energieversorgers.
Heimliche Sieger
Erstmals gab es aber auch einen „heimlichen Sieger“: Sozusagen „außer Konkurrenz“ startete in Buwog, die 2017 noch im ATX zu finden war, aufgrund der Übernahme durch die deutsche Vonovia nach dem Barabfindungsangebot an die Aktionäre aber aus der „offiziellen“ Wertung genommen wurde.

Geschäftsbericht und Halbjahresbericht fließen zu 40 Prozent in das Endergebnis ein. IR-Präsentation und IR-Website sind mit zusammen 30 Prozent gewichtet, das Urteil der Finanzintermediäre („Perception Study“) mit 20 Prozent, die Kapitalmarktperformance mit zehn Prozent. Die Jury der Perception Study bestand aus Roman Eisenschenk, Head of Austrian Sales, Kepler Cheuvreux, Bernd Maurer, Head of Company Research, Raiffeisen Centrobank, Friedrich Mostböck, Head of Group Research, Erste Group Bank, Alois Wögerbauer, Geschäftsführer 3-Banken-Generali Investmentgesellschaft, Franz C. Bauer, Redaktion trend