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„Die junge Generation schaut genau, wie ihr Geld investiert wird“

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Kamera läuft: Die Aufzeichnung der Round Table Diskussion mit den ESG-Experten Hans Köck und Jörg Moshuber von Amundi und Raphael Fink (VKI)
Kamera läuft: Die Aufzeichnung der Round Table Diskussion mit den ESG-Experten Hans Köck und Jörg Moshuber von Amundi und Raphael Fink (VKI)©Lulas Ilgner / www.lukasilgner.at
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Immer mehr Anleger wollen mit ihrem Geld nicht nur Rendite erzielen, sondern auch etwas Positives für Umwelt und Gesellschaft bewirken. Das hat Finanzbranche und Unternehmen verändert. Aber kann man als Kleinanleger wirklich etwas bewirken, was sagen Zertifizierungen aus und wie geht es mit grünen und sozialen Investments weiter: Darum geht es beim aktuellen Round Table des trend.

Es ist längst mehr als ein Modebegriff: Nachhaltiges Investieren ist mittlerweile zu einer fixen Größe im Finanzsektor geworden. Immer mehr Anleger wollen mit ihrem Geld nicht nur Rendite erzielen, sondern auch etwas Positives für Umwelt und Gesellschaft bewirken. Allein in Österreich sind bereits mehr als 17 Milliarden Euro in Fonds angelegt, die sich an ESG- und Nachhaltigkeitskriterien orientieren. Die drei Buchstaben stehen für Environment (Umweltschutz), Social (Soziales) und Governance (nachhaltige Unternehmensführung) - sind also eine Art Zauberformel für die Gestaltung der Zukunft.

Round Table Diskussion mit den ESG-Experten Hans Köck und Jörg Moshuber von Amundi und Raphael Fink (VKI)© Video: VGN

Um nachhaltige Geldanlage ging es auch beim aktuellen Round Table des Magazins trend. Unter dem Motto „trend – gehört gesehen“ diskutierten Raphael Fink vom Verein für Konsumenteninformation (VKI), der im Auftrag des Klimaschutz-Ministeriums das Österreichische Umweltzeichen für Finanzprodukte vergibt, Hans Köck, Head of Products bei der Fondsgesellschaft Amundi Austria sowie Jörg Moshuber, bei Amundi für den ESG-Bereich verantwortlich und Senior Fondsmanager für die Amundi Ethik-Fonds, die eben genau nach diesen Nachhaltigkeits-Kriterien anlegen.

Fonds als großer Einfluss-Hebel

Aber kann man als Kleinanleger, der 5.000 Euro investiert, überhaupt etwas bewegen?

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Hans Köck, Head of Products Amundi Austria © www.lukasilgner.at

„Ja“, ist Hans Köck überzeugt, „nicht der Einzelne, aber wir als Europas größte Fondsgesellschaft, der die Anleger ihr Geld anvertrauen, haben natürlich Einfluss. Wir finden bei Unternehmen Gehör, sind mit ihnen im Dialog. Und wir sagen bei Hauptversammlungen auch „nein“, wenn uns die Unternehmenspolitik nicht gefällt.

Wichtiger Punkt der Diskussion: Es geht bei nachhaltiger Geldanlage nicht nur um die Umwelt. „Es gibt auch einen starken Fokus auf soziale Aspekte“, betont Jörg Moshuber, „wie geht ein Unternehmen mit seinen Mitarbeitern um, wie mit seinen Lieferanten? Das sind ebenfalls relevante Kriterien für die Beurteilung der Nachhaltigkeit eines Unternehmens.“

Kakao und Kinderarbeit

Ein konkretes Beispiel: Amundi hat sich konkret mit dem Thema Kinderarbeit in der Kakaoindustrie beschäftigt. In diesem Bereich tägige Unternehmen wurden befragt, wie sie mit diesem Thema umgehen, was ihre Ziele sind und wie diese umgesetzt werden sollen. Die Ergebnisse fließen dann auch in das Nachhaltigkeits-Ranking ein.

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Jörg Moshuber, Senior Fondsmanager für die Amundi Ethik-Fonds © www.lukasilgner.at

Eindeutig ist: Das Angebot an Fonds, die ausschließlich in nachhaltig wirtschaftende Unternehmen investieren, wird immer umfangreicher. In Österreich gibt es bereits mehr als 100 solcher Fonds. Das ist positiv, bedeutet aber gleichzeitig auch mehr Unübersichtlichkeit. Orientierung bietet da das Österreichische Umweltzeichen. „Das Österreichische Umweltzeichen hat die große Stärke, dass es auf Basis eines unabhängigen Gutachtens erstellt wird“, erläutert Raphael Fink, „und die Konsumentinnen und Konsumenten können sicher sein, dass sie unter anderem nicht in fossile Brennstoffe, Rüstung, Gentechnik oder Nuklearenergie investieren.“

Glasfaser statt Kupfer

Diese Ausschluss-Liste ist dabei nur ein Aspekt des Umweltzeichens. Es wird auch umgekehrt auch formuliert, in welche Richtung nachhaltige Investments gehen sollten. Das gilt nicht nur für Aktienfonds, sondern auch für Anleihen, zum Beispiel die sogenannten „Green Bonds“. „Mit diesen Green Bonds werden sehr spannende Projekte finanziert“, sagt Jörg Moshuber. Da geht es etwa um den Austausch von Kupferkabeln gegen Glasfaserleitungen, weil diese erheblich weniger Energie verbrauchen. Auch die Förderung von leistbarem Wohnen ist ein großes Thema.

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Raphael Fink, ESG-Experte des VKI © www.lukasilgner.at

Für noch mehr Transparenz soll eine neue EU-Initiative sorgen, die „EU-Taxonomie“. Das klingt furchtbar nach Brüsseler Regulierungswahn, ist es aber nicht. Im Gegenteil: „Das ist eine sehr sinnvolle Sache“, betont Fink, „weil hier erstmals auf europäischer Ebene einheitliche Klassifizierungen für nachhaltiges Wirtschaften geschaffen werden.“

Aber was ist mit der großen Sorge, dass es wegen der von Corona ausgelösten Wirtschaftskrise mal zunächst um die Schaffung von Jobs gehen wird und weniger um den Schutz der Umwelt? Unbegründet – da sind sich die Diskutanten einig. „Diese neuen Arbeitsplätze werden im Zusammenhang mit dem Green Deal der EU ja bewusst in nachhaltigen Bereichen geschaffen, zum Beispiel um Klimaneutralität zu erreichen“, sagt VKI-Experte Fink. Auch Fondsmanager Moshuber sieht hier keinen Gegensatz: „Sehr viele ökologische Maßnahmen sparen den Unternehmen ja auch Geld, etwa weil die Energieeffizienz höher ist. Und zufriedene Mitarbeiter sind sowieso für jedes Unternehmen ein Gewinn.“

Für Hans Köck ist ganz eindeutig, wohin die Reise geht: „Die junge Generation schaut jetzt schon ganz genau, was mit ihrem Geld geschieht. Ich sehe das ganz unmittelbar bei meinen Kindern. Ich habe für sie Geld nachhaltig angelegt, und sie fragen ganz genau nach, was in diesen Fonds enthalten ist – und freuen sich natürlich auch, wenn die Fonds gut performen.“

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