"Dividendenaktien sind so billig wie in der Techblase"

Michael Schoenhaut, Manager des 24 Milliarden Euro schweren Fonds JP Morgan Global Income Fonds, der auf Dividendenaktien und Hochzinsanleihen fokussiert ist, sprach in einer Videokonferenz über Aktienbewertungen wie zuletzt 1999, warum die Sorge wegen Kursschwankungen des Dollars unnötig sind und wie sehr Unternehmen derzeit Liquiditätssorgen plagen.

"Dividendenaktien sind so billig wie in der Techblase"

Michael Schoenhaut, verwaltet als Manager des JP Morgan Global Income Fonds knapp 24 Milliarden Euro.

trend: Sie sind als Fondsmanager des JP Morgan Global Income Fondsvorrangig auf die Auswahl von Dividendenaktien und Hochzinsanleihen spezialisiert. Die Kurse dieser Papiere sind heuer jedoch eingebrochen. Wie ist es Ihnen als Fondsmanager dieses Jahr angesichts der heftigen Marktturbulenzen ergangen? Und wie stellt sich die Situation nun für Anleger dar?

Schoenhaut:: Es war bisher ein außerordentliches Jahr, wie ich es in 23 Jahren als Fondsmanager nicht erlebt habe. Auf die Verwerfungen im März folgten Allzeithochs der US-Indizes S&P und im Nasdaq. Aber sieht man genauer hin, ist es an der Börse derzeit eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“. Substanz- und Dividendenaktien sind teilweise noch immer im tiefroten Bereich. Die positive Entwicklung im S&P ist von Titeln getrieben, die keine Dividenden zahlen, vorrangig von Technologieaktien, die mehr als 20 Prozent des Index ausmachen.


60 Prozent der Titel im Weltaktienindex sind noch immer deutlich im Minus

trend: Welche Dividendenaktien haben heuer besonders schlecht abgeschnitten?
Schoenhaut:: Je höher die Dividendenausschüttung, desto geringer die Wertentwicklung in diesem Jahr. 40 Prozent der globalen Aktienmarktkapitalisierung oder über 60 Prozent der Titel im Weltaktienindex MSCI World sind immer noch deutlich im Minus.


Die Bewertungen reflektieren den fundamentalen Zusammenhang zwischen Gewinnen und Dividendenzahlungen nicht

trend: Es scheint als würde es, angesichts der großen Marktverwerfungen von Dividendenpapieren in manchen Branchen, noch eine Ewigkeit dauern, bis eine Erholung einsetzt.
Schoenhaut:: Man darf nicht vergessen, dass Aktien den Anspruch auf zukünftige Zahlungsströme von Unternehmen, also von Dividendenzahlungen, darstellen. In vielen Bereichen reflektieren die heutigen Bewertungen diesen fundamentalen Zusammenhang zwischen Gewinnen und Dividendenzahlungen nicht. Immerhin haben selbst in diesem Jahr drei Mal so viele Unternehmen im S&P ihre Dividenden erhöht oder beibehalten wie gekürzt wurden. Für Anleger ist es daher nur eine Frage der Zeit, bis sie davon profitieren.


Das Bewertungsniveau ist so niedrig wie in den letzten 30 Jahren nur ein Mal

trend: Wie stark sind die Bewertungen von Dividendenaktien, die bereits seit ein paar Jahren gebeutelt werden, insgesamt gefallen? Wann erwarten Sie eine Gegenbewegung
Schoenhaut:: Das Bewertungsniveau von Dividendenaktien ist so niedrig wie in den letzten 30 Jahren nur ein Mal. Das war 1999/2000, als in der Techblase. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Entwicklung von Dividendentiteln bei solchen Niveaus in den nächsten zwölf Monaten überdurchschnittlich gut ausgefallen ausfallen sollte. Die aktuellen Niveaus könnten daher ein guter Einstiegszeitpunkt sein.

Der Weltaktienindex für Dividendentitel ist gemessen am 12-Monats Kurs/Gewinn-Verhältnis ist nach dem Kursrückgang der vergangenen Jahre und speziell seit Beginn der Pandemie deutlich unterbewertet. In der Vergangenheit gab es nach solchen Kurseinbrüchen stets eine deutliche Gegenbewegung wie der Chart aus Daten von Bloomberg und JP Morgan zeigen.

trend: Wertpapiere oder Fonds zu kaufen, die in US-Währung denominiert sind, erscheint angesichts der starken Schwankungen der US-Währung derzeit riskant. Wie schätzen Sie die Risiken ein?
Schoenhaut:: Währungsschwankungen sind sicher unangenehm, aber was vielleicht überraschen mag, langfristig unterscheidet sich das Ergebnis nicht von solchen Investments, die währungsgesichert sind. Da Anleger in den JP Morgan Global Income Fonds aber auch Sicherheit schätzen, sichern wir die Währung kurzfristig ab, außer für Schwellenländer-Währungen. Die Kosten für die Währungssicherung sind aber ohnehin stark zurückgegangen und angesichts des schwachen Dollar auch gut. Die strukturell schwache Phase des Dollar, wird, angesichts der ultralockeren Geldpolitik der USA, nämlich anhalten.


Die Ausfallsraten bei Hochzinsanleihen gehen immer weiter zurück

trend: Sie investieren auch in Hochzinsanleihen. Solche Unternehmen geringerer Bonität gelten in Krisen als besonders insolvenzgefährdet und wurden an der Börse zu Beginn der Pandemie entsprechend abgestraft. Wie sind die Aussichten für diese Unternehmen und Investments mittlerweile?
Schoenhaut:: Es gab tatsächlich massive Liquiditätssorgen, speziell im März. Aber die Zentralbanken haben schnell reagiert und eine Kreditklemme bei Unternehmen verhindert. Das hat die Märkte beruhigt. Es gibt derzeit sogar viele Neuemissionen, da sich die Unternehmen zu deutlich niedrigeren Zinsen verschulden können. Das wiederum stärkt ihre Bilanzen. Da die Notenbanken weiterhin ihre Unterstützung signalisieren, ist auch kein Engpass bei der Finanzierung zu fürchten. Am US-Markt haben wir bei einer Ausfallsrate von 5,5 Prozent zudem den größten Teil der Ausfälle am Hochzinsmarkt bereits gesehen. Seit März hat sich die Lage deutlich verbessert und die Ausfallsraten gehen immer weiter zurück. Risikoaufschläge von 500 Basispunkten bieten außerdem einen guten Puffer. Damit ließe sich sogar eine Verdoppelung der Ausfallsraten ausgleichen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass bei solchen Risikoaufschlägen über die nächsten zwei Jahre eine Rendite von rund 15 Prozent drinnen ist.

Über den JP Morgan Global Income Fonds:
Der JP Morgan Global Income Fonds zählt zu den Klassikern unter den soliden Mischfonds, der über die Jahre auch regelmäßig Preise für seine Leistung erzielt. Im laufenden Jahr hat der Value-Fonds, der auch zahlreiche Dividendenaktien im Depot hat, mit einem Kursrückgang von vier Prozent moderate Verluste hinnehmen müssen. Zu den größten Investments zählen derzeit Aktien von Taiwan Semiconductor (+36 Prozent in drei Monaten), Roche(-4,4 Prozent in drei Monaten), Coca Cola(+5,6 Prozent in drei Monaten), Verizon Communications (+6,4 Prozent), die Pharmakonzerne Merck & Co(+20,3 Prozent), ABBVIE(-14 Prozent) und Bristo-Myers. US-Hochzinsanleihen sind mit 26 Prozent derzeit jedoch am höchsten gewichtet. Globale Aktien mit rund 20 Prozent. Die genaue Portfolio-Aufstellung finden Sie hier. 60 Prozent des Fondsvolumens legt das Management in den USA an, Europa ohne UK ist mit 16 Prozent ebenfalls prominent vertreten.

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