Deutsche Bank: "Wir stehen vor dem Zeitalter der Unordnung"

Die goldene Ära der Globalisierung geht zu Ende, meinen die Ökonomen von Deutsche Bank Research. Das nächste Jahrzehnt werde ein „Zeitalter der Unordnung“.

Deutsche Bank: "Wir stehen vor dem Zeitalter der Unordnung"

Die Welt befindet sich an der Schwelle zu einer neuen Ära, und ihr wichtigstes Kennzeichen dürfte zunächst vor allem eines sein: große Unordnung. Zu diesem Schluss kommen die Ökonomen von Deutsche Bank Research in ihrer am 9. September 2020 vorgelegten „Long-Term Asset Return Study“.

Sie gehen davon aus, dass die Globalisierung an Fahrt verlieren wird – also die treibende Kraft, die in den vergangenen 40 Jahren Wirtschaft und Vermögenspreise enorm wachsen ließ.

Die Ökonomen um Jim Reid, Leiter der Analyse von Schwerpunktthemen, sehen die Welt damit am Anfang eines neuen „strukturellen Superzyklus, der alles prägt, von den Volkswirtschaften bis hin zu den Vermögenspreisen, der Politik und unserer Lebensweise insgesamt“. Sie prognostizieren ein „Zeitalter der Unordnung“, das die derzeitigen hohen Vermögenspreise weltweit gefährdet und in dem sich Regierungen und Unternehmen noch höher verschulden dürften. Das Corona-Virus sei nicht die Ursache dafür, beschleunige die Entwicklung jedoch.

Chinas Aufstieg, Europas Kampf

In geopolitischer Hinsicht dürften vor allem die Spannungen zwischen den USA und China das neue Zeitalter charakterisieren. China werde wieder zu jener wirtschaftlichen Großmacht, die es bis zur Industrialisierung jahrhundertelang war, heißt es in der Studie. Dabei habe das Land aber seine eigenen Wertvorstellungen, die sich deutlich vom westlichen Liberalismus unterscheiden.

Es drohe daher ein Konflikt der Kulturen und Interessen – vor allem, weil China drauf und dran ist, die größte Volkswirtschaft der Welt zu werden, heißt es in der Studie.
Das Zeitalter der Unordnung könne auch „ein Jahrzehnt sein, in dem es für Europa um alles oder nichts geht“, wie die Ökonomen schreiben. Sie argumentieren, dass es für die Europäische Union schwieriger werde, sich ohne klare gemeinsame Vision durchzuhangeln. Die Chancen für eine stärkere Integration seien zwar durch den im Sommer beschlossenen gemeinsamen Rettungsfonds gestiegen. Gleichzeitig dürfte aber die wirtschaftliche Kluft zwischen den Mitgliedstaaten nach der Corona-Pandemie weiter zunehmen, was zu zusätzlicher Unruhe führen werde.

Aktien- und Anleihenmärkte

Derzeit befindet sich laut der Deutschen-Bank-Analyse die Welt am Ende der zweiten Ära der Globalisierung, deren Beginn im Jahr 1980 gesehen wird. In dieser Ära sind die Vermögenspreise stärker gestiegen als je zuvor, sowohl auf den Aktien- als auch auf den Anleihenmärkten. Die Autoren halten es für unwahrscheinlich, dass sich das im „Zeitalter der Unordnung“ fortsetzen kann, besonders nicht mit Blick auf die realen, inflationsbereinigten Renditen.

Vor allem aber erwartet werden eine Welt mit deutlich größerer Unsicherheit. „Der größte Fehler bestünde in den kommenden Jahren darin, die Trends der Vergangenheit einfach fortzuschreiben", warnen die Autoren.

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Kommentar
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