Crowdfunding: Hohe Renditechancen, riskant, niedrige Einstiegshürden, Steuerfreibetrag
Was Anleger über Nachrangdarlehen, Kosten, Ausfallsrisiken und Mindestinvestments wissen sollten und woran man seriöse Anbieter erkennen. Was Kapitalgeber beachten müssen. Wie Einnahmen und Erträge aus Crowdfunding und Crowdinvesting von Kapitalgebern und Investoren versteuert werden müssen. Die wichtigen Crowdfundingplattformen. Risiken und Tipps für Anleger und Initiatoren.
Crowdinvesting: Bei einer Pleite mit Nachranganleihen als letzter bedacht, aber für dieses Risiko ganz gut belohnt.
ARTIKEL-INHALT
- Bedeutung: Was ist Crowdfunding
- Wie funktioniert Crowdfunding in Österreich?
- Die Vorteile und Nachteile bei Crowdinvesting
- Verschiedene Formen des Crowdfunding
- Die Rechtslage für die alternative Finanzierungsform Crowdfunding und Crowdinvesting
- Crowdinvesting als Genussrecht, nachrangiges Darlehen oder echte stille Beteiligung
- So viel Steuern zahlen Investoren und Anbieter bei Crowdinvesting [Österreich]
- Crowdinvesting-Plattformen in Österreich
- Crowdfunding: Tipps für Anleger
- 10 Tipps für ein erfolgreiches Crowdfunding-Projekt
Bedeutung: Was ist Crowdfunding
Der Grundkonzept von Crowdfuning besteht darin, große Projekte durch viele kleine Beträge zu finanzieren. Es ist ein Instrument der Frühphasenfinanzierung und kann dem Aufbau von jungen Unternehmen, für die Finanzierung von Projekten etablierter Unternehmen, wie um Innovationen oder Expansionen von KMUs zu verwirklichen.
Wie funktioniert Crowdfunding in Österreich?
Beim Crowdfunding präsentieren Projektinitiatoren auf speziellen Crowdfunding-Plattformen ihre Ideen und bitten potentielle Anleger sich finanziell daran zu beteiligen. Für die Form der Beteiligungen stehen laut Gesetz folgende Möglichkeiten zur Verfügung.
Unterschied Crowdfunding und Crowdinvesting
Beim Crowdfunding finanzieren die Anleger Vorhaben in Form einer Spende. Beim Crowdinvesting handelt sich um ein klassische Geldanlage. In der Praxis werden die beiden Begriffe Crowdfunding und Crowdinvesting oft synonym verwendet. Beim Crowdinvesting erwarten Anleger und AnlegerInnen, dass sie das eingesetzte Kapital nicht nur wieder zurückbekomme, sondern auch die meist hohen in Aussicht gestellten Renditen auch realisieren zu können.
Verschiedene Formen von Crowdfunding
- Investieren für einen guten Zweck (Donation based Crowdfunding) Meist werde so Projekte aus der kreativen Szene, aus Kunst und Kultur in Form von Spenden gefördert. Es ist die einfachste Variante des Crowdfundings. Eine Gegenleistung wird hier nicht erwartet.

Sponsoring-Geld kann auch in Form von Crowdfunding gesammelt werden. Sponsoren können zum Dank Werbung erhalten.
- Geld für Anerkennung (Reward based Crowdfunding) Die Projektinitiatoren bietet den Investoren Gutscheine, Produkte oder Werbung für sie als Anerkennung für deren Kapitaleinsatz. Wird eine Werbeleistung mit entsprechender Breitenwirkung erbracht, ist es als Sponsoring zu qualifizieren. Werbeleistungen, die der Projektbetreiber anbieten kann, sind etwa die Platzierung des Firmenlogos des Sponsors in Katalogen oder Presseaussendungen, die Nennung des Sponsors im Abspann eines Films, in öffentlichen Reden, auf Pressekonferenzen oder auch auf Werbeflächen im Bereich von Veranstaltungen. Investoren können bei dieser Form des Crowdfundings beispielsweise bei einer Produktentwicklung Ergebnisse frühzeitig nutzen können.
- Geld für Zinsen (Lending based Crowdfunding/) Die Anleger erhalten für das investierte Kapital eine Verzinsung. Diese Form der Finanzierung ist die häufigste Form und wird bei kleinvolumigen Projekten, häufig zur Finanzierung von Immobilienvorhaben, genutzt - fast zur Gänze in Form von qualifizierten Nachrangdarlehen. Start-up-Ideen und andere Geschäftsideen mittelständischer Unternehmen werden kaum damit finanziert.

Start-up-Finanzierung in Form von Crowdfunding ist eine Möglichkeit innovative Projekte zu fördern und gleichzeitig finanziell davon zu profitieren.
- Geld für Beteiligung (Equity based Crowdfunding) Wird zur Finanzierung von Frühphasen von Start-ups oder für Innovationsprojekte in Klein- und Mittelunternehmen eingesetzt.
So lange dauern Projekte im Schnitt
Die Projektdauer ist meist relativ kurz. „Wir setzen mit durchschnittlich sechs bis maximal 30 Monaten auf kurze Projektlaufzeiten, da wir diesen Zeitraum als gut planbar erachten" so Zederbauer von dagobertinvest. Bei Immobilienprojekten etwa wird die Laufzeit auf die voraussichtliche Dauer der Umsetzung des Bauvorhabens abgestimmt.
Die Rechtslage: Das Alternativfinanzierungsgesetz
Das Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG) aus dem Jahr 2015 brachte erhebliche Erleichterungen für alternative Finanzierungsinstrumente wie Crowdfunding und damit eine leichter Möglichkeit für kleinere und mittlere Unternehmen abseits von Banken zu Geld zu kommen und sich für Privatanleger zu öffnen. So gibt es seither unter bestimmten Voraussetzungen beispielsweise keine Prospektpflicht für alternative Investments mehr, die sich an Privatanleger richten. Seit dem 1. August 2018 ist eine Gesetzesnovelle des AltFG in Kraft. Die Kombination von Alternativfinanzierungsgesetz und Kapitalmarktgesetz wurde seither vereinfacht, was zu mehr Rechtssicherheit führte und die Anwendung erleichtert.

Bei einem maximalen Emissionsvolumen von 250.000 Euro bis zwei Millionen Euro ist es erforderlich für Anleger ein Informationsblatt zu erstellen.
Die Informationspflichten von Projektinitiatioren
Voraussetzungen, dass Prospektpflicht für alternative Finanzierungsformen entfällt und ein einfaches Informationsblatt reicht
Bei einem Gesamtgegenwert ( maximale Emissionsvolumen)
- nicht höher als 250.000 Euro: entfällt die Prospektpflicht sowohl für Wertpapiere als auch für Veranlagungen.
- bei einem maximalen Emissionsvolumen von 250.000 Euro bis zwei Millionen Euro ist ein Informationsblatt nach dem AltFG erforderlich
- der einzelne Anleger höchstens 5.000 Euro innerhalb von 12 Monaten investiert.
- ab einer Veranlagung von zwei Millionen Euro bis zu fünf Millionen Euro müssen Unternehmen ein vereinfachtes Prospekt erstellen. Bei Wertpapieren ist bereits ab 2 Millionen Euro bis fünf Millionen Euro ein Prospekt nach dem Kapitalmarktgesetz (KMG) zu erstellen und ist von der Finanzmarktaufsicht (FMA) zu genehmigen. Für Veranlagungen ist ebenfalls ein Prospekt nach den Erfordernissen des KMGes zu erstellen.
- Das Alternativfinanzierungsgesetz endet bei einem Grenzwert von fünf Millionen Euro pro Jahr. Ab dieser Schwelle ist das ausschließlich das KMG anzuwenden.
Einfaches Informationsblatt: minimale Anforderungen
Ursprünglich wollte die Finanzmarktaufsicht (FMA) Crowdfunding-Projekte prüfen können, doch daraus wurde nichts. Die Anforderungen an das Informationsblatt, in dem Anleger über das Investment informiert werden sind minimal und nicht standardisiert. So muss darin enthalten sein, um welches Unternehmen es sich handelt und welche Rechte und Pflichten es gegenüber dem Anleger hat, allgemeine Risiken, etwa bei qualifzierten Nachrangdarlehen, Insolvenzrisiko und allgemeines Geschäftsrisiko. Mögliche Risiken, denen das Unternehmen ausgesetzt sein kann, ist darin nicht enthalten.
Hohe Gebühren für Plattformen möglich
Im einfachen Informationsblatt sind auch die Kosten der Crowdfundingplattform enthalten. Sie nehmen häufig an die fünf Prozent. Das sind bei 5.000 Euro schon mal 250 Euro. Dieses Geld will erst einmal auch wieder verdient werden. Wenn das Investment etwa nur ein Jahr läuft und nicht mehr Ertrag versprochen wird, ist es ein Nullsummenspiel.
Sollten Kapitalnehmer ihren Informationspflichten nicht nachkommen, kann das einen Vertragsbruch darstellen. Investoren können so ohne Konsequenzen frühzeitig aus dem Vertrag ausscheiden. Wer seinen Informationspflichten nicht nachkommt, wird es zudem bei Anschlussfinanzierungen schwer haben.
KMUs, die Crowdinvesting nutzen, sind zudem auch verpflichtet den Jahresabschluss auszuweisen. Den Vollzug des alternative Finanzierungsgesetzes übernimmt die Bezirksverwaltungsbehörde (Bezirkshauptmannschaft, Magistrat).
Für professionelle Anleger (Großanleger) trifft dagegen das Alternatives-Investmentfonds-Manager-Gesetz (AIFMG) zu, ebenso für Personen, die im Sinne des Konsumentenschutzgesetzes (KSchG) keine Verbraucher sind.
Wie viel darf bei Crowdfunding maximal investiert werden?
Ein privater Investor darf pro Projekt maximal 5.000 Euro im Jahr investieren. Für professionelle Anleger und für juristische Personen gilt diese Obergrenze nicht und kann in Ausnahmefällen auch von privaten Investoren überschritten werden.
Die rechtlichen Grundlagen
Alternativfinanzierungsgesetz (AltfG)
Alternativfinanzierungs-Informationsverordnung samt Informationsblatt (AltF-InfoV)
Kapitalmarktgesetz 2019 (KMG 2019)
Crowdfunding als nachrangiges Darlehen, Genussrecht oder echte stille Beteiligung
Equity-based Crowdfunding (Crowdinvesting) stellt die häufigste in Österreich vorkommende Investitionsform dar. Dabei wird der Investor direkt am Unternehmen beteiligt. Rechtlich wird Crowdinvesting in Österreich meist als Genussrecht, nachrangiges Darlehen oder sogenannte echte stille Beteiligung angeboten.
Nachrangiges Darlehen - Anleger werden bei Pleite als Letztes bedient
Die meisten Crowdinvesting-Projekte in Österreich werden in Form von Nachrangdarlehen angeboten. Kommt ein Emittent in eine Krisensituation und schlittert in die Insolvenz, hat das zur Folge, dass die Forderungen der Crowdinvestoren erst nach allen anderer Gläubiger, etwa der Banken, bedient werden, sofern dann noch Geld übrig ist. Geht etwas schief, droht Anlegern daher meist der Totalverlust ihres eingesetzten Kapitals.
Arten von Genussrechten
Substanzgenussrechten: Zeichner ist eine natürliche Person
Ist der Zeichner eine natürliche Person und hält er das Substanzgenussrecht im steuerlichen Privatvermögen, so handelt es sich bei den Vergütungen um Einkünfte aus Kapitalvermögen (27,5 % KESt-endbesteuert). Ist das Substanzgenussrecht Teil des Betriebsvermögens, sind die Vergütungen betriebliche Einkünfte (ebenfalls KESt-endbesteuert). Nominalgenussrechte unterliegen dagegen nur dann der KESt, wenn sie verbrieft bzw. öffentlich angeboten werden, ansonsten ist auf sie der progressive Einkommensteuertarif mit bis zu 55 % Steuerbelastung anzuwenden.
Nominalgenussrecht: Kapitalgeber ist eine Körperschaft
Ist der Kapitalgeber eine Körperschaft, unterliegen Vergütungen auf ein Nominalgenussrecht der 25%igen Körperschaftsteuer (KöSt). Bei Substanzgenussrechten handelt es sich dagegen um steuerfreie Beteiligungserträge. Abschichtungsgewinne sind nach Ansicht des Finanzministeriums steuerpflichtig.
Echte stille Beteiligung
Typische (echte) stille Gesellschafterinnen/Gesellschafter nehmen nur am Gewinn und Verlust des Unternehmens teil und erzielen steuerlich Kapitaleinkünfte.

So viel Steuern zahlen Investoren und Projektanbieter bei Crowdinvesting [Österreich]
Die steuerlichen Auswirkungen für Projektbetreiber hängen von der Art des Crowdfunding-Modells ab. Die Anwaltskanzlei und Steuerberatung CMS Reich-Rohrwig Hainz gibt dazu Auskunft.
Projektbetreiber müssen Donation-based Crowdfunding als Betriebseinnahme versteuern
Für den Projektbetreiber als Kapitalnehmer gilt, dass die beim Donation-based Crowdfunding zur Verfügung gestellten Geld als Betriebseinnahmen zu versteuern ist, da das Geld für eine unternehmerische Tätigkeit gesammelt wird. "Wenn das Projekt außerhalb des Betriebszweckes liegt, handelt es sich bei der Zahlung um eine Schenkung, die steuerfrei ist, jedoch ab einer Wertgrenze von 15.000 dem Finanzamt Euro anzuzeigen ist", so Sibylle Novak, Anwältin bei CMS Reich-Rohrwig Hainz
Rewards-based Crowdfunding - Betriebseinnahme, für Kapitalgeber gewinnmindernd
Die Gegenleistung an den Geldgeber besteht beim Rewards-bases Crowdfunding darin, dass der Kapitalgeber je nach Höhe seines Investments, zu einem späteren Zeitpunkt verschiedene von ihm erzeugte Produkte oder in Form von Werbung als Sponsor erhält.
Rechtlich ist diese Variante als Vorfinanzierung bzw. Kauf mit Lieferfrist .
Steuerlich generiert der Projektbetreiber Betriebseinnahmen, die bei Kapitalgesellschaften der Körperschaftsteuer und bei Einzelunternehmen oder Personengesellschaften der Einkommensteuer unterliegen. Umgekehrt ist die Zahlung für den unternehmerisch tätigen Kapitalgeber als gewinnmindernde und damit steuerreduzierende Betriebsausgabe zu werten, sofern die erhaltene Gegenleistung (Produkt oder Werbeleistung) einen angemessenen Wert besitzt.
Equity-based Crowdfunding - Ausgabe von Anteilen steuerneutral, Investoren zahlen für Kapitalertragsteuer
Steuerlich anders behandelt wird das Equity-based Crowdfunding. Bei diesem Typus erwerben die Kapitalgeber für ihr Investment Gesellschaftsanteile an Start-ups (etwa durch Kapitalerhöhung) oder partizipieren über (Substanz-)Genussrechtsbeteiligungen am Gewinn sowie an Unternehmenswertsteigerungen bzw. am Liquidationserlös.
Die Ausgabe von Gesellschaftsanteilen im Wege einer Kapitalerhöhung sowie das Begeben von Genussscheinkapital stellen für das Start-up einen steuerneutralen Vorgang dar, womit keine Einkommensteuer anfällt. Umgekehrt sind die laufenden Dividendenausschüttungen bzw. Gewinnbeteiligungen für das Start-up auch nicht abzugsfähig.
Aus Sicht des Investors handelt es sich bei Dividenden um Einkünfte aus Kapitalvermögen, die mit der Kapitalertragsteuer in Höhe von 27,5 Prozent endbesteuert sind. Gleiches gilt für einen allfälligen Gewinn aus der Veräußerung des Anteils des Investments an einer Kapitalgesellschaft (Start-up). Umsatzsteuer fällt bei diesem Typus weder im Zuge der Beteiligung am Start-up noch beim Bezug von Dividendenzahlungen oder bei der Anteilsveräußerung an.
Debt-based Crowdfunding - für Initiatoren als Einkünfte zu versteuern, Erträge mit bis zu 55 Prozent zu versteuern
Beim Debt-bases Crowdfunding gewährt ein Projektbetreiber einer großen Zahl von Geldgebern Mikrodarlehen. Immobilienprojekte oder die Finanzierung von Ideen von Start-ups werden beim Crowdfunding meist in Form eines Nachrangdarlehens abgewickelt. Die daraus resultierenden Zinserträge unterliegen in Österreich der persönliche progressive Einkommensteuertarif. Der kann bis zu 55 Prozent der Einkünfte betragen. Die dadurch ausgeschütteten Zinsen zählen zur Kategorie „Einkünfte aus Kapitalvermögen“.
Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:
Alexander Schütz:Tipps für Start-ups und Investoren [INTERVIEW]
So funktionieren Start-ups: Ideen, die zu Unternehmen werden [Ratgeber]
Diese Förderungen gibt es für Start-ups in Österreich
Private Equity in Österreich: Eine Branche erwacht langsam

Bei Crowdinvesting stehen Anlegern wenig Informationen über die Bilanz und Prognosen zur Verfügung. Kein Analyst bewertet das Investment im Gegensatz zu Aktien.
Es handelt sich um Risikokapital.
Andreas Zederbauer, Co-Gründer und Geschäftsführer von dagobertinvest
Die Risiken beim Crowdfunding/Crowdinvesting
- Crowdinvestments stellen je nach Risiko jährlich Zinsen in einer Bandbreite zwischen fünf und 13 Prozent in Aussicht. Klingt nach hohem Risiko, ist es auch. „Oft taucht die Frage auf, warum Emittenten so hohe Zinssätze bezahlen und wie sich das alles rentieren kann“, weiß Andreas Zederbauer, Co-Gründer und Geschäftsführer der auf Immobilien-Projekte spezialisierten Plattform dagobertinvest, und erklärt: „Es handelt sich um Risikokapital. Ein Bauträger beispielsweise bekommt dieses Kapital anderswo nicht billiger.“ Das bedeutet: Die Bank würde noch höhere Zinsen verlangen. Oder die Sicherheiten, die das Unternehmen der Bank bietet, sind zu gering. Kleinanleger riskieren mitunter damit Projekte zu finanzieren, von denen die Bank die Finger lässt.
- Versprochene Renditen werden nicht ausbezahlt. Laut Insidern ist eines der Probleme beim Crowdinvesting, dass zwar hohe Renditen versprochen werden, aber ob die Renditen bezahlt werden, entscheidet derjenige, der das Projekt finalisiert und bilanziert. So kann derjenige es so aussehen lassen, dass die nötigen Ziele, damit die versprochene Rendite ausbezahlt wird, nicht erreicht werden und damit die Anleger um ihren Anspruch darauf umfallen.
- Crowdinvestoren haben in den meisten Fällen kein Mitspracherecht, der Unternehmer hat volle Entscheidungsfreiheit.
- Die Risiken solcher Projekte sind schwer abschätzbar. Die Unternehmen und deren Projekte werden im Gegensatz beispielsweise zu Aktien von keinen Analysten geprüft und auf ihre Qualität hin beurteilt. Die Anleger können bei ihrer Entscheidungsfindung damit in den meisten Fällen auf keine Expertise von Profis zurückgreifen. Die Einsicht in Bilanzen, fundierte Prognosen und laufende und regelmäßige Informationen der Anleger davor und während der Zeit des Investments über die Unternehmensentwicklung und jeweilige Stand des Projekts sind nicht immer oder in der gewünschten Form gegeben. Die Informationen zu Crowdinvesting für Verbraucher und Verbraucherinnen sind oft unzureichend. Das hat eine Untersuchung des deutschen Marktwächters Finanzen der Verbraucherzentrale ergeben.
Ein Totalverlust des Investments muss einkalkuliert werden. So verloren vom Jahr 2012 bis 2020 laut Angaben des Branchen-Portal CrowdCircus - Anleger bei 22 Projekte ihr Geld, vorwiegend bei Investments in Start-ups. Das entspricht einer Ausfallsquote von 4,3 Prozent. Lange gab es bei Immobilienprojekten keine Ausfälle, aber mit steigenden Zinsen und Baukosten ist auch hier das Risiko deutlich gestiegen und damit die Gefahr das Projekte scheitern.
- Das Kapital ist mitunter länger gebunden und kann bei einem frühzeitigem Ausstieg nicht zurückgefordert werden.
Statt 3.000 Euro in ein Projekt, lieber 500 Euro in verschiedene Bauträger investieren
Zederbauer, Mitgründer von dagobertinvest
„Crowdinvesting ist Risikokapital und es ist die Aufgabe der Plattformen, dieses Risiko auch offen anzusprechen. Um das Risiko solcher Investitionen zu dämpfen, sollten nur geringe Summen in solche Projekte investiert werden. Ein möglicher Verlust des Kapitaleinsatzes sollte verschmerzbar sein. Am besten man streut das Geld auf verschiedene Projekte. „Statt 3.000 Euro in ein Projekt könnten zum Beispiel jeweils 500 Euro in sechs Projekte verschiedener Bauträger investiert werden“, rät Andreas Zederbauer, Co-Gründer und Geschäftsführer der auf Immobilien-Projekte spezialisierten Plattform dagobertinvest. nvestieren sollte man aber nur Geld, das man nicht zum täglichen Leben benötigt und auch keine Notfallreserve dafür verwenden, die etwa für die Autoreparatur oder eine kaputte Waschmaschine zur Seite gelegt wurde.
Crowdfunding-Plattformen nach strengem europäischen Recht
Wesentlich strenger sind die Anforderungen an Crowdfundingplattformen und damit auch an Kapitalnehmer solcher alternativer Finanzierungsformen, die europäischem Recht unterliegen und nicht nach niedrigen Anforderungen der österreichischen Richtlinien zum Alternativfinanzierungsgesetz. Wer als Crowdfundingplattform europaweit Anleger ansprechen will, muss jedoch als solches Fintech europäische rechtliche Vorgaben erfüllen. "Die Richtlinien umzusetzen, ist sehr komplex", sagt Klaus Grubelnik, Sprecher der Finanzmarktaufsicht (FMA). Die Aufseher begleiten die Vermittlungsplattformen bis zu drei Jahre, um sie in dieser Zeit an die europäische Regulatorik heranzuführen. Bisher hat erst ein Anbieter diese rechtlichen Hürde geschafft, am Markt ist diese Plattform aber noch nicht.
Wir finanzieren kein einziges Projekt ohne Bankenbeteiligung
Schwarmfinanzierer Zederbauer von dagobertinvest
Warum Unternehmen sich für Crowdfunding entscheiden
Crowdfunding ist eine Möglichkeit, um unkonventionelle Ideen verwirklichen zu können und die Abhängigkeit von Banken bei der Finanzierung zu verringern. Für Investoren auf der Suche nach Geld sind Crowdlösungen günstiger, selbst wenn sie hohe Zinsen zahlen müssen. Denn im Gegensatz zu den Anforderungen der Banken müssen sie ihren Anleger keine Sicherheiten bieten. Viele Immobilienentwickler sind mitunter gezwungen sich an Kleinanleger zu wenden, da die Banken aufgrund strengerer europäischer Richtlinien bei der Kreditvergabe noch mehr Sicherheiten verlangen. "Wir finanzieren kein einziges Projekt ohne Bankenbeteiligung", stellt Schwarmfinanzierer Zederbauer klar. Damit ist zumindest klar, dass die Bank bereit ist ein solchen Projekt zu finanzieren. Crowdinvesting macht als komplementäres Finanzierungsmittel auf der anderen Seite viele interessante Projekte erst möglich.

Crowdfunding und Crowdinvesting-Möglichkeiten werden auf Plattformen mit unterschiedlichen Schwerpunkten angeboten.
Crowdinvesting-Plattformen in Österreich
Sowohl Crowdinvesting als auch Crowdfunding erfolgt auf Online-Plattformen, die es Unternehmen und Projektträgern ermöglichen, Geld von einer Vielzahl von Menschen zu sammeln. Diese Plattformen bieten eine effiziente Möglichkeit, Kapital zu beschaffen und Investoren oder Unterstützern die Möglichkeit, interessante Projekte zu entdecken.
Crowdfunding-Plattformen
- Im Jahr 2010 startet in Österreich die erste Crowdfunding-Plattform respekt.net und
- zwei Jahre später 1000x1000.at, die erste Crowdinvesting-Plattform. Inzwischen gibt es mehrere Crowdfunding-Plattformen mit unterschiedlichern Schwerpunkten.
- condae im Jahr 2013 in Österreich gegründet wurde und seit Plattformgründung bislang 150 Crowdinvesting-Projekte abwickeln konnte. Mit einem über die Crowd eingesammelten Gesamtvolumen von 3,5 Millionen Euro zählt das Projekt „Giesinger Bräu 3“ zu den größten über CONDA finanzierten Crowdinvesting-Projekte. Rund 2.600 Investoren beteiligten sich an diesem Projekt. Mindestinvestment auf der Plattform: 100 Euro.
- invesdor.at Projekte im Sommer 2023: Falkensteiner Hotels vergeben Nachrangdarlehen mit jährlich vier Prozent Verzinsung. Laufzeit: 5 Jahre. Falkensteiner Hotels & Residences gehört zu den größten Crowdfundings Europas. Mehr als 3.100 Investoren haben 27 Millionen Euro investiert und bis Sommer 2023 über 2,3 Millionen Euro Zinsen erhalten. Finanziert werden auch Projekte, die die Energiewende forcieren. Derzeit werden jedoch keine solchen Projekte angeboten.
- 21group.at/betongold - Immobilien
- 21group.at/firstcap - Finanzierung Start-ups, KMUs
- collective-energy.at - Energie- und Mobilitätsprojekte
- crowd4climate.org
- crowdfunding.at - Reward-Projekte
- dagobert invest
- rendity - Immobilienprojekte
- recrowd
- companisto
- exporo
- crowdcircus.com
- gemeinwohlprojekte.at
- greenrocket.com − spezialisiert auf Startups im Bereich Nachhaltigkeit
- homerocket.com − Spezialist für Immobilienprojekte
- ibelieveinyou.at − Spendenprojekte im Sport
- lionrocket.com − Investments in etablierte Unternehmen
- mit.einander.at − spezialisiert auf Spendenprojekte
- respekt.net − Spendenprojekte
- reval.co.at − Immobilien
- zinsquartier.at - Immobilien
Crowdfunding: Tipps für Anleger
Die deutsche Verbraucherzentrale rät Anlegern zu folgendem Vorgehen, bevor in ein Projekt investiert wird:
- Informieren Sie sich vor einer Spende via Crowdfunding darüber, was mit Ihrem Geld geschieht, wenn das Projekt nicht zustande kommt. Bekommen Sie Ihr Geld zurück?
- Prüfen Sie, was passiert, wenn ein Crowdfunding-Projekt scheitert. Denn das ist gerade bei neuen und jungen Unternehmen und jeder Form von Projekt gut möglich. Informationen hierzu finden Sie meist in den AGB der Crowdfunding-Plattformen.
- Machen Sie sich bewusst, dass Sie durch eine Crowdfunding-Beteiligung in der Regel kein Mitspracherecht oder Einfluss auf Entscheidungen haben.
- Achten Sie darauf, dass Sie für Ihr Geld eine Spendenquittung bekommen. Nur so können Sie gegebenenfalls steuerliche Vorteile durch Crowdfunding nutzen.
10 Tipps für ein erfolgreiches Crowdfunding für Projektinitiatoren
Die Crowdfundingplattform startnext.com hat folgende Tipps für all jene, die ein Crowdfundingprojekt starten möchten
1. Ähnliche Projekte anschauen
Schau sich ähnliche Vorhaben der gleichen Kategorie an. Frage dich selbst, warum du ein Projekt unterstützen würdest und warum nicht.
2. Selbst ein Projekt unterstützen
Wer selbst ein Projekt starten will, sollte selbst schon einmal ein anderes Projekt gefördert haben. Diese sind nach der Erfahrung der Crowdfundingplattform startnext meist erfolgreicher. Sie hätten das Crowdfunding-Prinzip verstanden.
3. Eine klare Botschaft senden
Crowdfunding funktioniert nur, wenn man das geplante Vorhaben schnell verstehen und in kurzen, einfachen Worten weiter erzählbar ist.
4. Ein Pitch-Video drehen
In einem kurzen Video das eigene Projekt und die Macher dahinter vorstellen. Videos sind unterhaltsamer als ein langer Text. Sie vermitteln Gefühle und ein Bild davon, was bei dem Projekt herauskommen soll.
5. Gesicht zeigen
Projektstarter müssen das Vertrauen der Unterstützer gewinnen. Das gelingt nur, indem sie offenbaren, wer sie sind. Projektinitiatoren sollten daher vor Kamera von sich erzählen. Erkläre, warum deine Idee Wirklichkeit werden muss und was deine Unterstützer davon haben.
6. Bilder sorgsam auswählen
Das erste, was deine potenziellen Unterstützer von deinem Projekt sehen ist in der Regel das Bild. Deshalb ist es wichtig Bilder auszubilden, die deine Idee widerspiegeln und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
7. Attraktive Dankeschöns oder Zinsen/Ausschüttungen anbieten
Deine Unterstützer können sich als Gegenleistung sogenannte Dankeschöns auf deiner Projektseite auswählen. Biete eine überschaubare Anzahl von Dankeschöns an - zwischen 5 und 10 sind ideal. Achte auch darauf, dass sie nicht überteuert sind und du ihnen klar verständliche Namen gibst. Beim Crowdinvesting gilt es das Risiko der Anleger im richtigen Ausmaß zu belohnen.
8. Eigenes Netzwerk einbinden
Eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne beginnt immer in deinem eigenen Netzwerk. Wenn sie dein Projekt unterstützen, werden es nach und nach auch Leute tun, die du noch nicht kennst.
9. Gut kommunizieren
Die ersten Tage der Kampagne sind entscheidend für den Erfolg. Posten Sie das Projekt in sozialen Netzwerke, verfassen Sie einen Newsletter oder E-Mails an Ihre Kontakte. Wenn Sie Pressekontakte haben, lohnt es sich auch Journalisten über das Projekt zu informieren.
10. Ehrlich und authentisch sein
Je persönlicher du das Projekt vorgestellt wird, umso eher findet sich die Crowd in der Idee wieder, so die Erfahrung von startnext. Dazu gehöre auch, als Projektstarter von Fehlern und Rückschlägen zu berichten.