Brexit: Erste Group wird Osteuropa-Wachstumsprognosen senken
Der Austritt Großbritanniens aus der EU (Brexit) werde sich negativ auf Inflation und Wirtschaftswachstum in der Region Zentral- und Osteuropa (CEE) auswirken, so Erste Group-Analyst Juraj Kotian am Freitag. Er rechnet je nach Land mit Wachstumseinbußen von 0,2 bis 0,6 Prozentpunkten. Die Wachstumsprognose für die gesamte CEE-Region wird von derzeit 3,1 auf zwischen 3,0 und 2,5 Prozent gesenkt.

Die Währungen der CEE-Länder seien jetzt weniger anfällig für Kursschwankungen als nach der Lehman-Pleite 2008 und 2009 und die Zentralbanken hätten mehr Schlagkraft, so Kotian in einem Spezialreport. Hinter den Ausweitungen der Risikoprämien stünde vor allem die erhöhte Risikovermeidung der Investoren.
Auf den CEE-Devisenmärkten dürfte nach einer relativ starken anfänglichen Reaktion der Tiefpunkt bereits erreicht worden sein, so die Einschätzung. Am stärksten habe der polnische Zloty reagiert und gegen den Euro in der Spitze 4 Prozent verloren, sich aber bereits erholt.
"Wir glauben nicht, dass die CEE-Währungen einem gleichen Risiko ausgesetzt sind, wie nach dem Lehman-Schock, als die Währungen innerhalb eines Jahres bis zu 45 Prozent abwerteten. Heute sind die Ostwährungen nicht so überbewertet wie 2008. Es gibt keinen Grund für eine so starke Abwertung", betont Kotian.
Sollte die negative Marktstimmung aber anhalten, würden die Zentralbanken sehr wahrscheinlich intervenieren. Dazu hätten sie jetzt auch viel mehr Kraft als damals. Die aktuellen Fremdwährungsreserven würden den gesamten Bedarf an Außenhandelsfinanzierungen abdecken. Das sei 2008/09 nicht der Fall gewesen.