Antriebslose Energieaktien – mit und ohne Drosselung durch OPEC+

Schießt der Ölpreis in die Höhe? Manche fürchten Ölpreise von 100 Euro oder mehr, wenn die Drosselung durch die OPEC+ aus April greift und sich auf das Angebot auswirkt. Optimisten können kaum erwarten, dass die Energieaktien, wie schon 2022, erneut steigen. Was sie dabei vergessen: Kartellquoten haben an Durchschlagskraft verloren. Gehen Sie davon aus, dass sich die Energieaktien ab jetzt zögerlich entwickeln.

Ken Fisher, US-Investmentberater und Autor zahlreicher Bücher zu den Themen Wirtschaft und Finanzen.

Ken Fisher, US-Investmentberater und Autor zahlreicher Bücher zu den Themen Wirtschaft und Finanzen.

Als Putins Invasion in der Ukraine die Energiemärkte erschütterte, breitete sich Angst vor Gasknappheit und vor Ölpreisen um die 200 Euro und mehr aus. Viele sahen weltweites Leid voraus, einschließlich fataler Blackouts in Europa während des Winters. Die Benzin- und Energiepreise in Österreich explodierten und führten im September zu einer Strompreisobergrenze für Haushalte. Und während Gewinne globaler Energieproduzenten stiegen, hatte die österreichisch Energiebranche aufgrund der Beziehungen zu Russland schwer zu kämpfen.

Auch deshalb erlebte der ATX von seinem Hoch im Februar bis zu seinem Tief im September einen Rückgang um teils 32 %, während die weltweiten Energieaktien gleichzeitig um 16 % stiegen.

Die Umkehr der Energiepreisentwicklung

Trotzdem sorgten Marktkräfte seither dafür, dass sich die Energiepreiseentwicklung umkehrte. In US-Dollar hat Öl gegenüber dem Märzhoch 2022 um 40 % verloren. Seit der Nachricht der OPEC+ letzten Monat wurde ein Großteil des Anstiegs bereits korrigiert. Europäisches Gas ist im Vergleich zum Spitzenwert im August um 90 % günstiger; die üppigen Wintervorräte verhindern Knappheiten. Die amerikanischen und asiatischen Gaspreise sind fast ebenso stark gesunken.

Warum? Die Produktion boomte. Über die USA, die OPEC, Norwegen und ja, Russland, das 2022 mehr förderte, weil die für Europa gedachten Öllieferungen mit hohen Abschlägen nach Indien, China und in die Türkei gingen, stieg die weltweite Treibstoffproduktion 2022 um 4,4 %. Auch wenn in Österreich - wie bereits vor der Invasion - über 70 % der monatlichen Gasimporte aus Russland stammen, haben EU-Länder wie das benachbarte Deutschland ihre Abhängigkeit von Russland reduziert. Boykotte und Sanktionen mögen einzelne Unternehmen treffen, global schränken sie niemanden ein. Sie leiten nur um.

Zudem kurbelten die hohen Preise Fördermengen und Investitionen an. Nicht nur in neue LNG-Terminals in Europa. Die Zahl der Öl- und Gasförderanlagen stieg im Jahresvergleich weltweit um 14 %. Einfach gesagt: Preisempfindliche Energietitel reagieren in der Regel negativ auf eine steigende Produktion.

Der Produktionszuwachs Ende 2022 sorgte seither für sinkende Preise und einen Kursverfall der Energieaktien – wie im globalen Bullenmarkt von 2009 bis 2020. Das Schiefer-Fracking in den USA boomte in den 2010er Jahren, die Energieaktien stiegen um 88 %, die weltweiten dagegen um 417 %.

Nehmen wir die „Drosselung“ um 2 Millionen Barrel pro Tag im Oktober. Der tatsächliche Rückgang bis März betrug 600.000. Berichten zufolge hat Saudi-Arabien, das sich zu fast der Hälfte der jüngsten „Drosselungen“ verpflichtet hat, seine Lieferpläne für Mai nicht zurückgeschraubt.

Die Versorgung, die 2022 die Nachfrage um 440.000 Barrels/Tag überstieg, wird mit den aktuellen Kürzungen einfach der Nachfrage entsprechen. Anmerkung: Energiewerte sind seit dem eintägigen Sprung nach der Ankündigung vom 2. April nicht gestiegen. Öl liegt unter dem Preis vom 31. März.

Wird die Drosselung durch die OPEC+ nun die Energieaktien ankurbeln? Nein. Die OPEC+ ist nicht mehr der weltweit dominierende Produzent. Das sind die USA. Außerdem verpuffen die Pläne der OPEC+ gerne.

Öffentlich gemachte Ölprognosen werden von den Märkten schnell eingepreist. Nach der Kürzung bei der OPEC+ im Oktober kletterten die weltweiten Energieaktien um 13,8 % – aber vom 7. November bis Ende März fielen sie um -14,9 %. Der in der Eurozone höhere Anstieg von 17,9 % bis Ende November verlief sich in Seitwärtsbewegungen. Im März gingen sie um 7,7 % zurück.

Führende Aktien hinken gerne ein wenig hinterher, sobald ein Bärenmarkt endet. Nach ihrer Schwäche 2022 führen jetzt die globalen Tech- und Wachstumsaktien. Energiewerte helfen Ihnen bei der Diversifizierung Ihres Portfolios, dort sollten sie aber nicht mehr als 5% ausmachen.

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