Analyse zur Fed-Sitzung: Der lange Weg zum kleinen Zinsschritt
Die Entscheidung der Fed per se war von den Märkten erwartet worden, doch die Begleitumstände sind ungewöhnlich: Die Mitglieder des Komitees demonstrieren Uneinigkeit und es wird immer deutlicher, dass sich die Wirtschaft nach der Finanzkrise langsam erholt.

Die US Notenbank hat bei ihrer September-Sitzung die Zinsen nicht angehoben, die Anzeichen für eine Anhebung vor Jahresende haben sich aber massiv verdichtet. Während die Entscheidung per se so erwartet worden war, sind die Begleitumstände ungewöhnlich: gleich drei Komitee-Mitglieder haben eine Gegenstimme abgegeben, sprich für eine sofortige Zinsanhebung gestimmt. Drei Gegenstimmen sind sowieso selten, angesichts der Tatsache, dass Janet Yellen sehr auf Konsensus in der Fed hinarbeitet, gilt das umso mehr. Gleichzeitig wurden die Inflations- und Wachstumsprognosen, sowie die Erwartungen für die Zahl der Anhebungen in den nächsten Jahren gesenkt.
Also: die US Notenbank will und wird wohl auch heuer die Zinsen noch einmal anheben, immerhin drei Mitglieder sind der Meinung, sie hätte es jetzt schon tun sollen. Die nächste Fed Sitzung ist am 1. und 2. November, eine Woche vor der Präsidentschaftswahl. Ein Zinsschritt zu diesem sensiblen Zeitpunkt gilt als sehr unwahrscheinlich, daher wird es die US Zinsanhebung des Jahres wohl am 14. Dezember geben, bei der finalen Sitzung für 2016.
Der lange Weg zum kleinen Zinsschritt birgt aber auch noch andere Aspekte in sich: Der Zyklus an Zinsanhebungen geht diesmal so langsam vonstatten wie nie zuvor und er macht deutlich, wie untertourig die Konjunkturerholung seit der Finanzkrise läuft – auch in den USA. Im Dezember 2015 war die US Notenbank selber noch von vier Zinsanhebungen für 2016 ausgegangen, tatsächlich wird es wohl bei einer bleiben. Und während drei Komitee-Mitglieder für eine sofortige Anhebung gestimmt haben, sind drei der Meinung, die Fed sollte heuer überhaupt nichts mehr tun. Die Meinungen gehen also auch innerhalb der US Notenbank stark auseinander.
Für die Aktienmärkte ist die expansive Geldpolitik natürlich kein Nachteil, sie profitieren weiterhin von den ultra-tiefen Zinsen. Wir bleiben daher bei unserer Übergewichtung von Aktien innerhalb der Anlagestrategie, sind uns aber der Tatsache bewusst, dass lang laufende Rallies sehr wohl das Risiko einer zwischenzeitlichen Korrektur in sich tragen. Aber für den Moment bleiben Aktien unsere bevorzugte Anlageklasse, und von den globalen Notenbanken dürfte im Moment wenig Gegenwind kommen.
Die Autorin
Der Beitrag stammt von Monika Rosen, Chefanalystin, Bank Austria Private Banking.
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