Was die magische Finanzzahl 72 über Zinsen und Zinseszinsen aussagt
Angesichts der Niedrigzinsen wissen viele Anleger nicht, was sie mit ihrem Geld machen sollen. Weil sie den Effekt des Zinseszins unterschätzen, lassen sie es auf dem Konto, anstatt es sinnvoll zu investieren. Das ist ein Fehler. Und bei einer einfachen Berechnung kann die Zahl 72 helfen.
Seit einer gefühlten Ewigkeit leiden Sparer an der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, und bei so manchem hat sich bereits eine fatalistische Grundhaltung eingestellt: Warum das Geld anlegen, wenn es überall bloß niedrige Zinsen gibt? Der Ausblick, dass auch Sparprodukte wie Bausparer oder Sparbuch niedrige Zinsen abwerfen und Aktien zu riskant sind, verführt Viele dazu, ihr Geld einfach auf dem Konto zu "parken“.
Doch das ist ein großer Fehler, sagt Finanzanalyst Antonio Sommese: Die meisten Anleger wüssten leider nicht, dass schon eine Differenz von wenigen Prozentpunkten einen massiven Unterschied in der Kapitalentwicklung mit sich bringen kann. „Bei 0,5 Prozent Zinsen verdoppelt sich das eingesetzte Kapital in 144 Jahren, bei 4 Prozent in 18 Jahren“, veranschaulicht Sommese die Auswirkungen der Zinseszinsrechnung.
Die 72er-Regel für Vermögensaufbau
Als Faustregel kann hier für jene, die sich nicht mit Details der Zinseszinsrechnung beschäftigen wollen, die „72er-Regel zum Vermögensaufbau“ angewandt werden: Wenn man die Zahl 72 durch den Zinssatz dividiert, erhält man eine Abschätzung, innerhalb welchen Zeitraums sich das eingesetzte Kapital in etwa verdoppelt. Die Zahl 72 geteilt durch 0,5 ergibt zum Beispiel 144 Jahre Laufzeit, 72 geteilt durch 4 hingegen 18 Jahre. „Das Geheimnis der häufig als magische Finanzzahl titulierten 72 ist in Wirklichkeit nichts weiter als einfache Zinseszinsrechnung“, sagt Sommese: „Das ändert aber nichts daran, dass viele Anleger genau diesen Zinseszinseffekt völlig unterschätzen.“
Auch umgekehrt kann die Zahl 72 zur Berechnung eines benötigten Zinssatzes dienen: Wer etwa sein Kapital in zehn Jahren verbessern will, der teilt 72 durch 10 und erfährt dann, dass er dafür einen Zinssatz von 7,2 Prozent bräuchte. Ein eher unrealistisches Zinsszenario.
Laut Sommese zeigt die Berechnung deutlich, dass ein Zinssatz von 0,5 Prozent bestenfalls für die Versorgung der Enkel und Urenkel reiche. „Für jeden Investor, der den Ertrag noch selbst erleben will, gehören Aktien- und Mischfonds daher in jedes auf Wachstum ausgerichtete Portfolio“, rät er: „Auch und gerade in der derzeitigen Niedrigzinsphase“.