Ziegelgeschäft zieht an: Wienerberger hebt Ausblick für 2015 an
Ein anziehendes Ziegelgeschäft in Teilen Europas und Sondereinnahmen aus dem Verkauf stillgelegter Werke sorgen beim Weltmarktführer Wienerberger für Zuversicht. Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen nun ein Betriebsergebnis (Ebitda) von 375 statt bislang 350 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr konnte Wienerberger das Betriebsergebnis auf 68,3 Millionen Euro mehr als verdoppeln.

Die Ziegel des Wiener Unternehmens kommen hauptsächlich in Ein- und Zweifamilienhäusern zum Einsatz. In wichtigen Märkten wie Großbritannien, den Niederlanden, Belgien und Teilen Osteuropas werde dank der anziehenden Konjunktur wieder mehr gebaut, sagte Firmenchef Heimo Scheuch. Angesichts der brummenden Nachfrage konnte Wienerberger seine Preise um zwei Prozent erhöhen.
Nach einem Sanierungsprogramm in den vergangenen Jahren konnte das Betriebsergebnis in den ersten sechs Monaten heuer auf 68,3 Mio. Euro mehr als verdoppelt werden, das Ergebnis nach Steuern drehte ins Plus und lag bei 21,1 Mio. Euro.

Der Kurs der Wienerberger-Aktie legte nach guten Halbjahreszahlen, die zum Teil über den Schätzungen der Analysten lagen, am Dienstagvormittag um 3,39 Prozent auf 15,87 Euro zu.
Häuselbauern in Österreich fehlt Finanzierungskraft
Wienerberger-Chef Heimo Scheuch wünscht sich von der Politik mehr Umsetzungskraft. Es seien zwar viele Pakete zur Konjunkturbelebung durch den Wohnbau versprochen worden, aber Österreich sei nun einmal "Ankündigungsweltmeister", sagte er vor Journalisten. Den Bürgern fehle es an Finanzierungskraft und es werde zu wenig in die kommunale Infrastruktur investiert.
Eine Entrümpelung der bürokratischen Vorgaben könnte den Wohnbau verbilligen. So erinnert er daran, dass jedes Bundesland eine eigene Raumordnung hat. Und auch bei den Grundstückpreisen könnte die Politik tätig werden, in dem sie etwa Flächen im öffentlichen Besitz günstig für den sozialen Wohnbau zur Verfügung stellt.

Sondereinnahmen durch Verkauf stillgelegter Werke
Neben dem guten operativen Geschäft profitierte der Konzern dabei von Sondereinnahmen aus dem Verkauf stillgelegter Werke, die auch im zweiten Halbjahr zum Ergebnis beitragen dürften. 2015 will Wienerberger zum ersten Mal seit vier Jahren wieder schwarze Zahlen schreiben - nachdem im Vorjahr wegen hoher Abschreibungen ein Verlust von 170 Millionen Euro zu Buche stand. "Das ist kein Selbstläufer, wir müssen schon noch etwas dafür tun im zweiten Halbjahr und die Konjunktur muss passen", sagte Scheuch.
Auf Rückenwind aus Deutschland und Russland könne Wienerberger dabei nicht hoffen. In Deutschland würden zwar mehr Wohnungen gebaut - aber vor allem in großen Mehrfamilienhäusern in Städten, wo Beton statt Ziegel zum Einsatz kommt. Der Markt für Ein- und Zweifamilienhäuser stagniert oder schrumpft hingegen. In Russland drücke die Wirtschaftskrise den Wohnungsneubau. "Man spürt die Sanktionen und die begrenzte Verfügbarkeit von Krediten", sagte Scheuch.
Der Umsatz erhöhte sich von 1,349 auf 1,475 Mrd. Euro, der Free Cashflow gab um 27 Prozent auf minus 123,6 Mio. Euro nach, die Nettoverschuldung erhöhte sich von 621,5 auf 785 Mio. Euro. Die weltweite Mitarbeiterzahl stieg um sieben Prozent auf 15.819.