US-Nobelpreisträger Shiller: „US-Aktienmarkt überbewertet wie 1929“

Der Nobelpreisträger Robert Shiller von der US-Eliteuni Yale warnt vor dem großen Crash, wenn dieser auch nicht glaubt, dass dieser unmittelbar bevorsteht. Worauf seine düstere Prognose beruht, warum es sich diesmal um keine typische Spekulationsblase handelt und wozu er Anlegern rät.

US-Nobelpreisträger Shiller: „US-Aktienmarkt überbewertet wie 1929“ US-Nobelpreisträger Shiller: „US-Aktienmarkt überbewertet wie 1929“

In einem Interview mit dem US-Branchenportal Guru Focus findet der Nobelpreisträger und Uniprofessor Robert Shiller deutliche Worte in seiner Prognose, was die Entwicklung der US-Aktienmärkte betrifft: „Der Bullenmarkt wird enden und er dürfte böse enden."

Shiller-Bewertungsindex um mehr als 60 Prozent höher als im langjährigen Schnitt

Zu diesem Ergebnis kommt der Professor aufgrund der Analyse, der von ihm entwickelten Cape-Ratio (cyclically adjusted P/E). Das ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Aktien, bereinigt um die Inflation. Shiller: “Wir haben herausgefunden, dass diese Ratio ein gute Vorhersagemöglichkeit für die Entwicklung von Aktienmärkte ist, speziell auf lange Sicht.”

Dieses auch Shiller P/E Ratio genannte Bewertungsmodell weist derzeit einen Wert von 27 auf. Shiller: “Der Index war nur 1929, 2000 und 2007 höher – jeweils kurz vor dem Crash.” Derzeit ist der Shiller P/E um 63,3 Prozent höher als der historische Durchschnitt von 16,6.

Aktienboom getrieben von Angst, nicht von Hoffnung

Zum Verkauf von US-Aktien rät er aber dennoch noch nicht. Dafür sei es noch zu früh. Shiller: “Eine typische Blase ist dann, wenn die Anleger überzogene Erwartungen an die Zukunft haben. Das ist derzeit nicht der Fall. Vielmehr ist die Basis für Investments, die Analyse vergangener Preisanstiege und die Überlegung, dass die Kurse weiter steigen könnten.”

Der aktuelle Anstieg an den Märkten sei nicht auf die Erwartung einer neuen Ära zurückzuführen, sondern sei von Angst getrieben.

Aktien, Anleihen und Immobilien erstmals gleichzeitig überbewertet

“Dieses Mal sehen auch Anleihen und zunehmend auch Immobilien überbewertet aus. Das war in bisherigen Perioden, in denen US-Aktienmärkte überbewertet waren nicht der Fall, wie etwa 1929, als der Aktienmarkt sehr teuer war, aber Anleihen und der Häusermarkt in den meisten Teilen der USA nicht. Derzeit beobachten wir daher ein interessantes Phänomen.”

Shiller P/E , das Kurs-Gewinn-Verhältnis von US-Aktien, über zehn Jahre geglättete und um die Inflation bereinigte, war nur 1929, 2007 und im Jahr 2000 so hoch wie derzeit.

Angst vor sozialem Abstieg

“Die Menschen sind beunruhigt, wenn sie an ihre Zukunft denken. Sie erinnern sich an die Finanzkrise und das macht ihnen Sorgen. Anleger hören von Ungleichgewichten zwischen Arm und Reich und machen sich Sorgen, ob sie früher oder später auch zu den Armen zählen werden. Sie haben auch Angst vor den Folgen der Informationstechnologie und weil sie all die Auswirkungen nicht kennen, wollen sie mehr Geld sparen als bisher”, so Shillers Analyse.

Aktienmarkt boomt aufgrund fehlender Alternativen

“Da die Möglichkeit fehlt in Investments mit hohen Renditen zu veranlagen, verharren die Leuten am Ende in ihren Assetsund treiben dort so die Preise weiter nach oben. Das wiederum verursacht Enttäuschung, größere Sorgen und vielleicht bei manchen das Gefühl sie wären zu spät, weil der Markt bereits so stark gestiegen ist. Aber aus Angst investieren sie od er erhöhen ihre Positionen.”

Nach Einschätzung von Shiller ist es derzeit unmöglich Kursschwankungen vorherzusagen.

“Das Ende wird schrecklich”

“Es könnte sogar sein, dass der Markt noch ein paar Jahre steigt, wie viele Börsianer prognostizieren. Aber ich habe einen unterschiedlichen Zugang. Ich glaube, die Entwicklung ist irrationaler als viele glauben. Ich habe daher keine Ahnung wann der Bullenmarkt enden wird. Ich weiß nur, dass das Ende schrecklich sein wird.” Shiller rät deshalb, dass Investoren global investiert sein sollten und nur einen kleinen Anteil in US-Aktien halten sollten.

Ein kleine Prognose wagt der Nobelpreisträger aber doch. Er glaubt, dass es 2016 zu einem Vorbeben kommen wird und die Märkte zumindest korrigieren werden.