Schweizer Franken-Kredite belasten noch immer mit 24 Milliarden Euro
Durch die massive Aufwertung des Schweizer Franken sind Österreichs Haushalte noch immer mit 24 Milliarden Euro an Fremdwährungskrediten belastet. Die AK gibt Tipps zum Verhandeln mit der Bank, und eine neue Schlichtungsstelle hilft Geschädigten. Teil des Schlichtungsteams ist Irmgard Griss, Anwärterin für das Amt der Bundespräsidentin.
Vor allem österreichische Häuslbauer leiden unter der massiven Aufwertung des Schweizer Franken.
Knapp ein Jahr nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses von 1,20 CHF/EUR durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) schreitet der Abbau der österreichischen Fremdwährungskredite (FX-Kredite) voran. Nach Angaben der Finanzmarktaufsicht (FMA) ist das Volumen an FX-Krediten seit der Verhängung des Neuvergabe-Stopps im Herbst 2008 bis zum Ende des 3. Quartals 2015 wechselkursbereinigt um 65,5 Prozent (23,66 Milliarden Euro) zurückgegangen, im Vergleich zum Vorjahresquartal wurden wechselkursbereinigt 16,1 Prozent abgebaut.
In absoluten Zahlen hafteten Österreichs private Haushalte aber immer noch ein Fremdwährungskreditvolumen von 24,2 Milliarden Euro aus. Das liegt vor allem daran, dass der Schweizer Franken seit Anfang 2008 gegenüber dem Euro um 51,6 Prozent aufgewertet hat. Nach der Aufgabe des Euro-Mindestkurses am 15. Jänner 2015 wertete der Franken deutlich auf, aktuell liegt der Kurs bei 1,09 CHF/EUR.
Link: Aktueller Kurs Schweizer Franken/Euro
Wer ist vom starken Schweizer Franken betroffen?
Rund 138.000 österreichische Haushalte waren laut FMA-Daten von Mitte Oktober noch vom Frankenschock betroffen, der noch zu tilgende Betrag liegt im Schnitt bei rund 180.000 Euro. Die Restlaufzeit des Kredits beträgt im Schnitt fünf Jahre.
Geschädigt sind Österreichs Häuslbauer laut Gabriele Zgubic, Abteilungsleiterin Konsumenetenpolitik bei der AK Wien, nicht nur von der Aufwertung des Schweizer Franken – sondern in ungünstigen Fällen auch davon, wie sich ihr Tilgungsträger entwickelt hat. Denn mit der Finanzkrise 2008 stürzten die Börsen ab; wer hier schon viel Geld in riskante Anlageformen investiert hat, hat somit das Nachsehen.
Ebenso sind jene Kreditnehmer stark geschädigt, die mit ihrer Bank eine Stop-Loss-Vereinbarung geschlossen hatten. Laut dieser sollte der Frankenkredit in Euro konvertiert werden, sobald der Kurs unter 1,20 fällt – doch die Banken schalteten nicht schnell genug und konnten erst bei einem Kurs von 0,88 oder bestenfalls 1 wechseln. Ein 2008 aufgenommener Fremdwährungskredit in Höhe von 90.000 Euro wurde somit schlagartig um 30.000 Euro teurer. Im Auftrag der Arbeiterkammer vertritt derzeit der Verein für Konsumenteninformation (VKI) rund 100 Geschädigte in einem Schlichtungsverfahren.
Schweizer Franken: Ein österreichisches Problem
Laut Zgubic zeigen sich Frankenkredite hauptsächlich dort als Problem, wo österreichische Banken im Spiel sind – also hierzulande, sowie in diversen osteuropäischen Ländern. „Wir hingegen haben immer gewarnt, dass Fremdwährungskredite für die typischen Konsumenten zu komplex sind“, sagt Zgubic. Von den Banken habe es auch schon vor dem 15. Jänner 2015 Bestrebungen gegeben, die Fremdwährungskredite abzubauen und in Euro zu konvertieren. „Inzwischen findet diese Diskussion auf Augenhöhe und mit mehr Sensibilität statt“, sagt Zgubic: „Die Konsumenten lassen sich vorrechnen, was die Vor- und Nachteile sind.“
Wie Kreditnehmer vorgehen müssen, das hängt von der individuellen Gestaltung des Kredits und der Auswahl der Tilgungsträger ab. Die AK Wien hat hierfür eine Website erstellt, auf der die wichtigsten Fragen beantwortet werden. Neben Unterstützung durch AK und VKI ist es zudem seit Jahresanfang möglich, strittige Fremdwährungskredite bei www.verbraucherschlichtung.or.at schlichten zu lassen. Teil des Schlichtungsteams ist eine gewisse Dr. Irmgard Griss, die nun offiziell das Amt der Bundespräsidentin anstrebt.