Rohstoffpreise eingebrochen: Niedrigster Stand seit sechs Jahren

Ob Öl, Gold, Kupfer oder Eisenerz - an den Rohstoffmärkten sind die Preise seit Monaten auf Talfahrt. Schuld daran sind auch die Turbulenzen an den chinesischen Aktienmärkten. Der Rohstoffpreisindex des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) brach im Juli auf Dollarbasis um 9,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat ein. Am stärksten schlug dabei der Rückgang des Ölpreises zu Buche, der den Teilindex für Energierohstoffe um 10,7 Prozent nach unten drückte. Hoffnung auf Änderung gibt es kaum: Die Preise dürften in den kommenden Monaten unter Druck bleiben.

Rohstoffpreise eingebrochen: Niedrigster Stand seit sechs Jahren

Die schwächelnde Konjunktur in China und die Turbulenzen an den chinesischen Aktienmärkten wirken sich auch negativ auf die weltweiten Rohstoffpreise aus. Daneben machte das Hamburgische Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) für die fallenden Preise bei den Industrierohstoffen das übergroße Angebot im Vergleich zur geringen Nachfrage - sogenannte Angebotsüberhänge - verantwortlich.

Die Konjunkturaussichten der Volksrepublik und die Erwartungen an die künftige Ölnachfrage des weltweit zweitgrößten Ölimporteurs (siehe Grafik) sind gedämpft. An den Ölmärkten setzte sich der Preisverfall fort: Der Preis für die Sorte Brent fiel im Monatsdurchschnitt (Juli) um 10,6 Prozent, die leichtere Rohölsorte WTI (West Texas Intermediate) notierte sogar um 14 Prozent geringer als im Vormonat. Im Juni letzten Jahres kostete ein Barrel Brent noch über 110 US-Dollar. Dann krachten die Ölpreise im Jänner 2015 auf unter 50 Dollar pro Fass. Nach einer kurzen Erholung bis Mai befindet sich der Ölpreis aber wieder im Abwärtskurs. Grund dafür ist die anhaltend hohe Produktion der OPEC, die US-amerikanische Schieferölproduktion und die Einigung im Atomstreit mit dem Iran. Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) geht davon aus, dass der Ölpreis kurz- bis mittelfristig eher sinken bzw. stagnieren wird, anstatt wieder anzusteigen.

China ist größter Kupferabnehmer der Welt

Die schwächelnde Konjunktur des wichtigen Abnehmerlandes China hat auch die Preise vieler anderer Rohstoffe in den vergangenen Monaten unter Druck gesetzt: Denn China ist verantwortlich für über 40 % der weltweiten Nachfrage nach Industriemetallen. Viele Anleger lassen derzeit die Finger von dem Industriemetall, denn auch hier ist das Reich der Mitte der größte Abnehmer weltweit. Kupfer wird in China zur Herstellung von Stromkabeln und Wasserrohren benötigt. Seit Januar verbilligte sich Kupfer um knapp 17 Prozent - zuletzt war es mit 5142 Dollar je Tonne so billig wie seit sechs Jahren nicht mehr. Auch ein Preisrutsch bis auf 4700 Dollar je Tonne ist nach Einschätzung von Dominic Schnider, Analyst bei UBS Wealth Management, mittelfristig möglich.

Starker Dollar macht Metalle teuer

Verstärkt wurde dieser Trend durch die Aufwertung des Dollar, die Öl, Kupfer & Co. für Investoren außerhalb der USA teurer macht. Vor diesem Hintergrund steuert das zur Stahl-Herstellung benötigte Nickel auf einen der größten Jahresverluste seit Ende der 1970er Jahre zu: Seit Anfang des Jahres verbilligte sich der Preis für eine Tonne Nickel um 28 Prozent. Das in Autokatalysatoren eingesetzte Platin fällt aktuell den siebten Monat in Folge: Ein Minus von 20,5 Prozent seit 31. Dezember 2014. Das ist die längste Negativ-Serie seit mindestens vier Jahrzehnten. Die chinesischen Eisenerz- und Stahl -Futures fielen in den vergangenen Wochen von einem Rekordtief auf das nächste.

Eisenerz auf tiefstem Stand seit zehn Jahren

Der Index für Industrierohstoffe sank um 5,7 Prozent und fiel auf ein Sechs-Jahres-Tief. So verbilligte sich Kupfer um 6,5 Prozent, Nickel um 10,9 Prozent und Eisenerz sogar um 18 Prozent auf durchschnittlich 51,10 US-Dollar pro Tonne zurück - der niedrigste Preis seit zehn Jahren. Dagegen verteuerten sich Agrarrohstoffe wegen schlechter Witterung, und der entsprechende Index stieg um 3,7 Prozent. Mais verteuerte sich im Durchschnitt um 11,7 %. Übermäßige Regenfälle in den zentralen Maisanbaugebieten der Vereinigten Staaten sowie eine lang anhaltende Trockenzeit in weltweit wichtigen Gebieten für Weizenanbau sorgten für Befürchtungen über geringere Ernteerträge und infolgedessen für die Kurssteigerungen zur Monatsmitte.