Weinpreise im Keller
Lange Zeit galten hervorragende Weine als Sachwerte und solides Investment, deren Preis zuverlässig und über Jahre hinweg steigt. Diesen Nimbus haben die edlen Tropfen der Top-Winzer der Welt nun zum zweiten Mal eingebüßt.

Wie nach dem Rückschlag im Jahr 2008 sind neuerlich die wohlhabenden Chinesen schuld am Preisrutsch. Und die Investmentbanker in der City von London. Sie trieben zwar die Preise erstklassiger Weine zwischen 2009 und Mitte des Vorjahres in lichte Höhen.
Seither haben die besten 100 Edelweine der Welt, deren Preisentwicklung der Liv-ex Fine Wine 100 Index abbildet, jedoch im Schnitt um 29 Prozent an Wert verloren. Die Ursachen des heftigen Rückschlags: Die Nachfrage nach großen Gewächsen aus den französischen Anbaugebieten Bordeaux und Burgund ist versiegt, weil die britischen Investmentbanker den Gürtel enger schnallen müssen.
Käuferstreik nachvollziehbar
Andererseits sind die betuchten Genießer im Reich der Mitte nicht mehr bereit, astronomische Preise für Spitzenweine französischer Keltereien zu bezahlen. Angesichts des überzogenen Preisniveaus ist der Käuferstreik durchaus nachvollziehbar. Kostet doch eine Sechserkiste von Nobel-Kreszenzen berühmter Weingüter oder Châteaux wie Lafite Rothschild, Haute Brion, Pétrus und Latour mehrere Tausend oder gar Zehntausend Euro.
Sparsame Chinesen haben darauf bereits reagiert. Sie besuchen Weinseminare und haben in italienischen Weinen neue und preislich günstigere Favoriten gefunden.