OPEC-Treffen verlieren Wirkung

Da Saudi-Arabien, der weltgrößte Ölexporteur, unabhängiger agiert und sich die Rohölpreise stabilisieren, haben die Treffen des Erdölkartells in Wien an Wirkung eingebüßt.
Die Ministertreffen, die nun nicht mehr so häufig stattfinden und die OPEC, die etwa 40 Prozent des weltweit geförderten Erdöls produziert hat mit ihren Entscheidungen einen geringeren Einfluss auf die Preise.
Gemessen am Ausmaß der Preisbewegung der Rohöl-Sorte Brent nach den OPEC-Treffen im Vergleich zum Tagesmittel des jeweiligen Jahres zeigt sich, dass die Auswirkungen der OPEC- Entscheidungen im Jahr 2008 um das Zehnfache stärker waren als 2013, belegen von Bloomberg zusammengestellte Daten.
Die OPEC-Treffen waren einst ein Rennen um jedes Wort eines Ölministers, aber in solch einem stabilen Preisumfeld wird es wahrscheinlich eher ein Schnarcher, meint Olivier Jakob, Managing Director beim Schweizer Energieberater Petromatrix GmbH in Zug. Saudi-Arabien kann ohne die Notwendigkeit einer OPEC- Entscheidung etwas Mikromanagement durchführen.
Zwischen 2003 und 2006 fanden die OPEC-Treffen noch fünf bis sechs Mal im Jahr statt. Damals musste das Erdölkartell mit Versorgungsstörungen infolge der Invasion des Iraks unter der Führung der Vereinigten Staaten sowie mit dem Rekorde brechenden Ölnachfragewachstum aus China umgehen.
Auf dem Höhepunkt ihres Einflusses innerhalb des letzten Jahrzehnts, als sie ihre Förderquote während der Finanzkrise von 2008 drosselte, bewegte die OPEC den Brent-Preis bis zu 7,3 Prozentpunkte mehr als an einem durchschnittlichen Tag üblich.
Seit 2011 kam das Erdölkartell lediglich zwei Mal pro Jahr zusammen, und ihre Quotenentscheidungen haben die Preise kaum noch um einen Prozentpunkt mehr als im Durchschnitt bewegt.
Die OPEC hat ihre Förderquote von täglich 30 Mio. Barrel Rohöl seit der Einführung im Dezember 2011 unverändert gelassen, während die saudische Produktion in einer Spanne von bis zu 1 Mio. Barrel am Tag schwankte, wie die Wiener Beratungsfirma JBC Energy GmBH mitteilte. In demselben Zeitraum kostete ein Barrel Brent-Rohöl im Schnitt etwa 110 Dollar, was JBC zufolge ein von vielen OPEC-Mitgliedern gewünschtes Niveau ist.
Die Saudis haben mit ihrer aggressiven Handhabung des Angebots die vollständige Kontrolle, sagte John Kilduff, ein Partner von Again Capital LLC, einem in New York ansässigen Hedgefonds mit Fokus auf Energie.
Sowohl die Ölminister von Saudi-Arabien, Angola und Kuwait als auch 22 der 23 von Bloomberg befragten Analysten und Händler sagten, sie rechnen bei dem nächsten OPEC-Ministertreffen am 11. Juni in Wien mit keiner Änderung der Förderquote.