"Ich glaube nicht, dass die norwegische Krone stark genug ist, um als sicherer Hafen zu dienen"
Der norwegische Handelsminister Trond Giske hat warnende Worte. Seiner Auffassung nach stellt die Währung seines Landes keinesfalls einen sicheren Hafen für ausländische Investoren dar, die Risiken meiden wollen. Vor wenigen Tagen war die norwegische Krone zum Euro so deutlich abgestürzt wie seit 2008 nicht mehr.

Ich glaube nicht, dass die norwegische Krone stark genug ist, um als sicherer Hafen für internationales Kapital zu dienen, sagte Giske in einem Interview mit Bloomberg News. Investments in Norwegen sollten auf anderen Voraussetzungen als nur auf diesem Ansatz fußen.
Am 20. Juni hatte die Krone gegenüber dem Euro bis zu 3,8 Prozent nachgegeben. Von der Zentralbank waren Signale gekommen, sie werde womöglich die Zinsen senken - während gleichzeitig die Federal Reserve eine Straffung der geldpolitischen Zügel andeutete. Der Ausverkauf setzte sich bis zum darauffolgenden Montag fort, was die Währung auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2010 drückte.
Norwegische Krone noch immer "ziemlich stark"
Laut Giske brachten die Verluste die Krone zwar auf ein normaleres Niveau, verglichen mit dem Höhenflug in den Monaten zuvor. Doch historisch gesehen bleibe die Währung ziemlich stark. Wir werden Schwankungen sehen.
Unterm Strich ist die Krone rund 34 Prozent gegenüber dem Dollar überbewertet, wie aus einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hervorgeht. Die Regierung und die Zentralbank in Oslo haben wiederholt Sorgen geäußert, dass die übertriebene Kronen-Stärke die Wirtschaft von Westeuropas größtem Öl- und Gasproduzenten belastet.
Zentralbank-Chef Oeystein Olsen hatte in der Vergangenheit seine Bereitschaft unter Beweis gestellt, den Leitzins zu nutzen, um eine Kronen-Aufwertung auszubremsen. Im Dezember 2011 etwa korrigiert er den Satz um gleich 50 Basispunkte nach unten. Am 20. Juni kam nun von ihm die Aussage, dass die Währungshüter den Zins niedriger halten müssen, als zunächst prognostiziert. Acht Treffen in Folge war der Satz bei 1,5 Prozent unverändert geblieben. Der wichtigste Zinssatz der Zentralbank könnte seinen Worten zufolge im kommenden Jahr auf ein niedriges Niveau gesenkt werden.
Norwegen ist "nicht geschützt vor der Krise in Europa"
Trotz der Rückendeckung durch einen 720 Milliarden Dollar schweren Staatsfonds sei das mit AAA bewertete Norwegen nicht geschützt vor der Krise in Europa, sagte Giske. Siebzig Prozent unserer Exporte gehen auf den europäischen Markt. Daher stehen die norwegischen Unternehmen vor harten Zeiten. Eine zu starke Abhängigkeit von dem Staatsfonds, der sich aus den Öl-Vorkommen des Landes ergibt, könnte seinen Worten zufolge die Wirtschaft schwächen.
Investoren, die im vergangenen Monat die norwegische Krone verkauften, zogen sich auch aus der Schweden-Krone zurück. In der Folge sank die Währung der größten Volkswirtschaft in Nordeuropa zum Euro auf den tiefsten Stand in einem Jahr ab. Die Abstürze widerlegten die Annahme, dass Skandinavien den Investoren einen Schutz gegen die Turbulenzen im restlichen Europa bieten könnte. Händler mussten darüber hinaus mit begrenzter Liquidität zurechtkommen - ein Risiko, vor dem Olsen bereits mehrmals gewarnt hatte.
Es ist die Aufgabe der Zentralbank, Zinsen zu nutzen, um die Wechselkurse der Krone zu beeinflussen, sagte Giske. Und weiter: Was wir also von norwegischer Zeit aus tun können, ist, bei der Fiskalpolitik stabil zu bleiben. Das schließe auch mit ein, sicherzustellen, dass die Märkte die Handlungen der Regierung verstehen und dass die wirtschaftliche Stabilität Norwegens nicht zu einem Spielball wird.