Wann kommt das große Gold-Comeback?
Die jüngste Regierungskrise in Portugal hat wieder Befürchtungen aufkommen lassen, dass sich die europäische Staatsschuldenkrise verschärfen könnte.

Hinzu kommt, dass der vierteljährliche Preiseinbruch auf Rekord-Niveau die Nachfrage nach Schmuck anstiegen ließ.
Vierzehn von Bloomberg News befragte Analysten erwarten, dass der Preis in dieser Woche ansteigen wird. Zehn sind negativ und drei sind neutral eingestellt. Der Anteil derer, die an einen Preisanstieg glauben, ist so hoch wie zuletzt Anfang Juni.
Der Goldpreis war im vergangenen Quartal um 23 Prozent eingebrochen. Einige Investoren sahen keine Notwendigkeit für das Edelmetall als Wert-Aufbewahrungsmittel mehr, nachdem die Federal Reserve eine Straffung ihrer lockeren Geldpolitik in Aussicht gestellt hatte.
Federal-Reserve-Chef Ben S. Bernanke hatte im Juni gesagt, die US-Zentralbank werde unter Umständen noch in diesem Jahr damit beginnen, das Volumen ihrer Bond-Käufe zu reduzieren. Ein Programm-Abschluss könne bis Mitte 2014 erfolgen. Voraussetzung sei jedoch, dass sich die weltgrößte Volkswirtschaft in dem von der Fed erwarteten Ausmaß erhole.
Türkei erlebt Gold-Rausch
Das Abrutschen von Gold in einen Bärenmarkt sorgte aber gleichzeitig dafür, dass die Nachfrage nach Schmuck und Münzen in der ganzen Welt anstieg. Die Importe in die Türkei, dem viertgrößter Gold-Abnehmer, sind zuletzt auf den höchsten Wert in viereinhalb Jahren angestiegen.
Anfang vergangener Woche stieg der Preis zudem, nachdem gleich zwei portugiesische Minister ihr Amt aufgaben. Die Anleihen des Landes reagierten mit hohen Kursverlusten, erstmals seit dem 27. November kletterte die Rendite der zehnjährigen Portugal-Bonds über acht Prozent.
Die Erholung wird anfangs vorsichtig verlaufen. Aber eine Rückkehr der Eurozonen-Staatsschuldenkrise könnte eine größere Rally auslösen, sagte Mark OByrne, Executive Director bei GoldCore Ltd. in Dublin. Viele internationale Schmuckhersteller werden wohl den jüngsten Rückgang beim Preis ausnutzen, um die Lager aufzufüllen.
Am 28. Juni hatte der Goldpreis mit 1180,50 Dollar je Unze den tiefsten Stand in 34 Monaten erreicht. Mit Blick auf den bisherigen Jahresverlauf gab das Edelmetall bis Freitag in der vergangenen Woche rund 26 Prozent nach. Zum Vergleich: der Standard & Poors GSCI Index, der die Entwicklung von 24 Rohstoffen abbildet, sank im selben Zeitraum lediglich um etwa 2,5 Prozent. Der MSCI All-Country World Index, einem Monitor für die Entwicklung von Aktien, konnte seit Beginn des Jahres sogar um 5,1 Prozent zulegen.
Am Montag kostete Gold 1232,38 Dollar je Unze. Einige Beobachter gehen jedoch davon aus, dass der Preis langfristig eher noch weiter nachgeben wird. Goldman Sachs Group Inc. sieht ihn Ende 2014 bei 1050 Dollar je Unze. Credit Suisse Group AG geht mit Blick auf 12 Monate von 1150 Dollar aus. Und Danske Bank A/S prognostiziert sogar einen Absturz auf 1000 Dollar über die kommenden drei Monate.
Eine Großteil der zuletzt negativen Stimmung gegenüber Rohstoffen geht auf ihre schwache Entwicklung im vergangenen Jahr oder den vergangenen beiden Jahren im Vergleich zu Aktien zurück, sagt Nicholas Brooks, Analyse-Chef bei ETF Securities Ltd. in London. Viele Rohstoffe werden auf dem Niveau der Grenz-Produktionskosten gehandelt oder sogar darunter. Das verhindert zwar nicht, dass die Preise kurzfristig weiter fallen, aber mittelfristig werden steigende Kosten auch die Preise nach oben zwingen.
Noch vor zwei Wochen waren Analysten und Händler, die von Bloomberg News zu Gold befragt wurden, so negativ eingestellt wie seit dreieinhalb Jahren schon nicht mehr. Nun hat sich das Blatt gewendet.