So profitieren Sie von den Niedrig-Zinsen! Wie und wo Sie die besten Kredite bekommen

Die Kreditzinsen sind günstig wie noch nie. Schon mit kleinen Raten lässt sich heute ein Immobilienvermögen schaffen. Worauf es ankommt, ist ein guter Zinssatz und die richtige Kreditform.

So profitieren Sie von den Niedrig-Zinsen! Wie und wo Sie die besten Kredite bekommen

Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank überraschte Anfang November die Finanzwelt. Er senkte den Leitzins noch einmal - auf 0,25 Prozent. Das ist der tiefste Stand in der EU-Geschichte. Und damit ist Geldausgeben so günstig wie noch nie. Doch nicht nur Banken und Unternehmen können sich jetzt günstig finanzieren, sondern von diesem Zinsniveau profitieren auch die Konsumenten. Ob Wohnungs-, Auto- oder Konsumkredit: Die Zinsen sind so tief wie lange nicht. Trotzdem gilt es doch, einige Regeln zu beachten, damit man als privater Kreditnehmer letztlich nicht drauf zahlt.

Zinstief nutzen

Der niedrige Leitzins der Europäischen Zentralbank wirkt sich unmittelbar auf den Euribor aus. Zum Beispiel notiert der Drei-Monats-Euribor aktuell bei 0,218 Prozent. Dieser Zinssatz ist auch für Immobilienkredite wichtig, denn die meisten Darlehenszinsen errechnen sich auf Basis des Drei- oder des Sechs-Monats-Euribor mit einem vorher definierten Aufschlag, der aktuell zwischen 1,0 und 1,5 Prozent bei variabel verzinsten Krediten liegt.

Zudem haben Konsumenten eine gute Verhandlungsposition. Wolfgang Maurer, Geschäftsführer von Creditnet.at : "Derzeit lässt sich wirklich um jedes Zehntelprozent feilschen, denn die Banken haben mit einem sinkenden Kreditwachstum zu kämpfen und sind besonders im privaten Sektor sehr an Kreditvergaben interessiert.“ Die vielbeschworene Kreditklemme in Österreich ist nur eine Halbwahrheit. Peter Bosek, Privat- und Firmenkundenvorstand der Erste Bank: "Es gibt definitiv keine Kreditklemme in Österreich. Wir wollen Kredite vergeben und hoffen sehr, dass die Nachfrage weiter zunimmt. Bis Ende September haben wir in diesem Jahr schon die beachtliche Summe von 3,6 Milliarden Euro an Neukrediten zu verzeichnen.“

Auch Georg Kraft-Kinz, Generaldirektor-Stellvertreter der Raiffeisen-Landesbank Niederösterreich-Wien rät zum Geldausgeben: "In den letzten Jahren wird immer das Wort Sorgen groß geschrieben, dabei müssen sich vielleicht zwei Prozent der Bevölkerung tatsächlich Sorgen machen, aber 100 Prozent fürchten sich. Wer einen guten Job hat und etwas Geld auf der hohen Kante, sollte jetzt zuschlagen und sich eine Wohnung oder auch ein Haus kaufen. So günstig wie jetzt wird die Finanzierung lange nicht mehr zu haben sein.“

Die Rechnung ist relativ simpel: Derzeit liegt der Anstieg von Immobilienwerten und von Mietpreisen höher als die Zinsen für Kredite. Auf längere Zeit kann sich das natürlich ändern, trotzdem sollte die Anschaffung einer Immobilie in der Mehrzahl der Fälle attraktiv bleiben. Laut der Plattform Immobilien.net verzeichneten im ersten Halbjahr 2013 gebrauchte Eigentumswohnungen in Wien Preissteigerungen bis zu 16,5 Prozent, und das nicht mal in Top-Lagen. Selbst in Eisenstadt und Linz verteuerten sich die Quadratmeterpreise im Schnitt um sieben Prozent. Kein anderes Bild zeichnet sich bei den Mieten ab. Auch hier werden die Preise in den nächsten Jahren in guten Lagen im hohen einstelligen Bereich ansteigen.

Derzeit hat man also auf der einen Seite sehr günstige Konditionen in der Finanzierung und auf der anderen Seite ein schönes Wertsteigerungspotenzial. "Eine optimale Voraussetzung, um sich bleibende Werte für die Zukunft zu schaffen. Einerseits um in einer Immobilie selbst zu wohnen oder andererseits auch als Altersvorsorge“, so Raiffeisen-Vorstand Kraft-Kinz. In der Rente können so also entweder Wohnkosten gespart oder Zusatzeinnahmen lukriert werden. Allerdings sollte man Sorgfallt bei der Auswahl der Immobilie aufwenden, denn in manchen Lagen sind die Preise schon am Zenit. Die günstigen Kreditzinsen werden jedoch auch in den nächsten Jahren den Immobilienmarkt befeuern, besonders in den noch unendeckten Randlagen. Zumal das niedrige Zinsniveau außerdem viele andere Investments unattraktiv macht.

Fix oder variabel

Aber nicht jeder Kredit ist auf Dauer günstig. Entscheidend sind die Wahl der Kreditform und das zu erwartende Zinsszenario in der Zukunft. Der variable Kredit mag in einer Niedrigzinsphase wie derzeit zwar aktuell die günstigsten Raten versprechen, doch auf eine Finanzierungslaufzeit von 20 oder gar 30 Jahren kann das teuer werden. Die Szenarioanalyse zeigt, dass ein variabel verzinster Kredit nur am billigsten ist, wenn die Leitzinsen bis 2025 nicht viel über zwei Prozent steigen. Klettert der Euribor stufenweise auf 5,5 Prozent, dann schneiden der Fixzinskredit und auch das Bauspardarlehen schon besser ab. Bei einem extremen Zinsanstieg auf neun Prozent ist das Bauspardarlehen die mit Abstand beste Wahl. Grund: Bauspardarlehen haben eine Zinsobergrenze bei sechs Prozent, und diese bewährt sich besonders bei stark steigenden Zinsen.

Die Kostendifferenz bei einem Kredit über 200.000 Euro und einer Laufzeit von 25 Jahren kann im Extremfall fast 100.000 Euro betragen. Susanne Riess, Generaldirektorin der Wüstenrot Bausparkasse: "Generell legen sehr viele Kunden gerade bei der Finanzierung der eigenen vier Wände großen Wert auf Stabilität, Sicherheit und langfristige Kalkulierbarkeit. Insofern wird die Bausparfinanzierung nach wie vor sehr gut nachgefragt, und sie lohnt sich auch.“

Doch die große Frage ist, wie werden sich die Zinsen wirklich entwickeln? Auf Zeiträume von 20 Jahren oder mehr ist das Kaffeesudlesen. Sicher sind sich die Experten, dass das Zinstief erreicht ist und nur mehr ein Steigen möglich ist. Erste-Bank-Vorstand Bosek: "Die EZB hat angekündigt, die Zinsen für längere Zeit niedrig zu halten - wir rechnen nicht mit einer dramatischen Zinsanhebung vor 2016.“ Was danach passiert, ist unklar, aber die meisten Experten gehen von einem stufenweisen Zinsanstieg aus. Creditnet.at-Chef Maurer: "Ein moderater Anstieg der Zinsen bis 2025 erscheint uns als realistisch. Ein Extremszenario ist zum aktuellen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich.“

Die Österreicher schwören - im Gegensatz zu den Deutschen etwa - eher auf variabel verzinste Kredite. Hierzulande herrscht eine größere Zockermentalität. Früher waren es die Fremdwährungskredite, jetzt ist es eine variable Verzinsung. Im Moment fährt man damit gut, für längere Finanzierungen sollte aber über Fixzinsangebote nachgedacht werden.

Auf Herz und Nieren geprüft

Geld ist billig, aber die Zeiten der lockeren Kreditvergabe bei den Banken sind vorbei. Neue Richtlinien zwingen die Kreditinstitute zu einer strengeren Prüfung der Kreditwerber. Wer einen Kredit aufnehmen will, sollte sich also gut vorbereiten. Wolfgang Maurer: "Neben einer realistischen Einschätzung dessen, was man sich leisten kann, sollten Kreditwerber schon im Vorfeld einen Haushaltsplan erstellen, den sie bei der Bank vorlegen können.“ Der Aufwand lohnt, denn wer gut vorbereitet zum Beratungsgespräch kommt, dessen Bonität wird vom Bankberater gleich besser eingestuft. Echte Top-Kunden sind Personen, die neben 20 Prozent Eigenmittel auch noch die rund zehn Prozent Nebenkosten wie Grundbucheintragung und Notargebühren beim Immobilienerwerb vorweisen können - und nach Abzug der Kreditrate noch 20 Prozent freiverfügbares Kapital haben.

"Wie das frei verfügbare Kapital berechnet wird, ist übrigens von Bank zu Bank verschieden. Besonders bei den Lebenshaltungskosten werden höchst unterschiedliche Werte angesetzt, auch wenn die tatsächlichen Kosten darunter liegen“, sagt Maurer. Erfüllt der Kunde aber die oben genannten Kriterien, darf mit Spitzenkonditionen bei den Banken rechnen.

Schlecht sind lange nicht bezahlte Rechnungen, hohe Schulden oder sogar negative Eintragungen bei Kreditschutzverbänden. Vorsichtig sollte man auch bei der Angebotsabfrage sein. Grund: Banken melden auch offene Kreditangebote an den Kreditschutzverband, und das kann sich negativ auf die Bonitätsbewertung auswirken. Besonders kritisch ist ein abgelehnter Kreditantrag, der ebenfalls beim KSV verzeichnet wird. Damit wird eine Finanzierung anderswo fast unmöglich.

Viel besser ist es, anonymisiert über den persönlichen Finanzberater oder auch eine Internetplattform wie Creditnet.at Angebote einzuholen. Hier bleibt der Kunde so lange anonym, bis er ein Angebot unterschreiben will.

Übrigens lässt sich auch bei Krediten wie am Bazar verhandeln, und das lohnt sich. Jedes Zehntelprozent schlägt sich gerade langfristig und bei hohen Kreditsummen beachtlich zu Buche. Zum Beispiel bedeuten 0,25 Prozent höhere Zinsen bei einem Kredit über 200.000 Euro mit einer Laufzeit von 25 Jahren eine Mehrbelastung von 7.500 Euro. Neben den Kreditzinsen sollte man auch nicht auf die Gebühren vergessen. Die Banken sind hier sehr kreativ und kennen Schätz- und Bearbeitungsgebühren, die sich mit einigem Geschick wegverhandeln lassen.

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