Maximaler Schub: Unternehmensgewinne auf neuem Rekordkurs

Die Gewinne der Unternehmen gehen ab wie eine Rakete. FORMAT zeigt, wie Sie jetzt davon profitieren, wo auch konservative Anleger investieren können und wie Sie bereits mit kleinen Raten ein Vermögen aufbauen.

"Aber hier, wie überhaupt, kommt es anders, als man glaubt“, erkannte schon der humoristische deutsche Dichter Wilhelm Busch. Diese Maxime gilt derzeit ganz besonders für die Börsen: In dieser Woche fielen an den wichtigsten Aktienmärkten die Kurse, obwohl die Konzerne blitzsaubere Zahlen für das 2. Quartal legten. Mit einem raketenhaften Anstieg der Profite ließen speziell asiatische Konzerne aufhorchen. Im Juli konnten die im MSCI-Asien-Pazifik-Aktienindex vertretenen Börsenunternehmen einen Gewinnanstieg von durchschnittlich 133 Prozent verkünden.

Allen Unkenrufen zum Trotz kommt sogar der Nabel der Börsenwelt, die Wall Street in New York, gut über die Runden. Bis Anfang der Woche haben 350 der 500 wichtigsten US-Konzerne ihre Ergebnisse präsentiert. Drei Viertel überraschten positiv und zeigten im Schnitt elf Prozent mehr Gewinn als erwartet.

Auch in Europa sprudeln die Gewinne, haben doch 35 Prozent der Großkonzerne die Schätzungen der Analysten übertroffen. Besser lief es zuletzt im Winter 2006. Geht es nach den Prognosen für nächstes Jahr, sollten sich Börsianer keine Sorgen machen, wirft doch der 12-Monats-Ausblick für das Kurs-Gewinn-Verhältnis des MSCI Europaaktienindex einen Wert von 10,6 aus. Damit wären europäische Titel laut der US-Bank Morgan Stanley ähnlich günstig zu haben wie zuletzt nach dem Kurssturz der Finanzkrise oder wie 1988. Und die Gewinne dürften den Aktienkursen noch länger Schubkraft verleihen. So erwarten die Analysten der UniCredit, dass deutsche und US-Unternehmen bereits im Jahr 2011 höhere Gewinne schreiben als im bisherigen Rekordjahr 2007. Treffen diese Prognosen zu, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Börsen neue Höchststände erklimmen.

Weltwirtschaft wächst weiter dynamisch

Laut Zahlen von Goldman Sachs wird das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten und vierten Quartal des laufenden Jahres um 4,1 Prozent zulegen. Bis Ende 2011 soll das Konjunkturplus sogar 4,9 Prozent betragen. Noch rosiger sieht die Bank den Aufschwung in den BRIC-Staaten, also in Brasilien, Russland, Indien und China, mit einem für 2011 auf 8,9 Prozent geschätzten BIP-Zuwachs.

Solche optimistischen Schätzungen relativieren die nach wie vor unter Investoren herrschende Angst vor einer neuerlichen weltweiten Rezession. Norbert Walter, Gründer von Walter & Töchter und ehemaliger Chefvolkswirt der Deutschen Bank, gibt Entwarnung: „Ich halte etwas, was man einen weltweiten Double Dip nennt, also einen zweiten Konjunkturrückschlag, für nicht wahrscheinlich“ (siehe Interview ).

Philipp Vorndran, renommierter Anlagestratege des deutschen Vermögensverwalters Flossbach & von Storch, pflichtet ihm bei: „Sollte ein neuerlicher Abschwung drohen, werden etwa in den USA weitere Konjunkturprogramme kommen. In Europa könnten die Sparmaßnahmen zurückgefahren werden.“

Dennoch liegen die Nerven der Anleger blank. Jüngstes Zeugnis dafür: Mitte der Woche sank die Rendite der als absolut sicher eingestuften 10-jährigen deutschen Staatsanleihe auf ein Rekordtief von 2,49 Prozent, die Aktien gaben auf breiter Front nach.

Die tiefen Zinsen stellen nun auch konservative Anleger vor die Frage, wie sie ihr Geld langfristig am besten arbeiten lassen. Volkswirt Walter warnt vor dem Kauf von Staatsanleihen: „Das macht jetzt wenig Sinn. Bei den Renditen gibt es nur Luft nach oben, was bei bestehenden Anleihen Kursverluste bringt. Das sieht nicht lustig aus.“ Auch das Ertragsverhältnis von Aktien zu Anleihen spricht gegen festverzinsliche Papiere. Probleme bereiten darüber hinaus Vorsorgeprodukte der Assekuranzen, fallen doch die Erträge meist deutlich schwächer aus, als sich das die Käufer von Lebensversicherungen oder von Produkten der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge erträumt haben. Bei Letzteren erwägt der Verein für Konsumenteninformation (VKI) sogar Klagen gegen einzelne Anbieter. Eine individuelle Gegenstrategie ist das langfristige Vorsorgesparen mittels Fonds.

Abhilfe gegen den Anlage-Notstand

Wer bei der Geldanlage einen langen Atem hat, liegt jetzt beim Einstieg in Aktien richtig. Experte Walter: „Ich sorge für meine Enkel vor. Bei deren Veranlagung ist der Aktienanteil hoch. Auch wenn die Renditen in Zukunft geringer ausfallen werden, sehe ich derzeit keine wirkliche Alternative.“

Eine gute Lösung findet Stratege Vorndran Aktien von Unternehmen mit einer starken Marktposition und hoher Preissetzungsmacht. Dazu zählen etwa der Schweizer Lebensmittelmulti Nestlé, der Tech-Konzern Apple in den USA oder auch der heimische Maschinenbauer Andritz. Vorndran: „Man sollte die Krisenresistenz eines Unternehmens im Auge behalten. Wer sein Geld vor 100 Jahren in die Aktie von Nestlé gesteckt hat, hat es heute immer noch. Wer vor 100 Jahren deutsche Bundesanleihen kaufte, hat sein Geld mindestens zweimal verloren.“

Auch bei den Dividendenzahlungen erweist sich der Schweizer Konzern Nestlé als freigiebig. Zwischen 1997 und 2010 stiegen die Ausschüttungen an Aktionäre im Schnitt um jährlich 13,7 Prozent. In Österreich zählt Roland Neuwirth, Fondsmanager des Salus Alpha RN Special Situations, die Andritz-Aktie zu den Favoriten: „Der steirische Maschinenbauer ist an der Börse schon ein Evergreen. Ich halte das Papier in meinem Kernportfolio.“

Vorsichtig einsteigen

Angesichts der verbreiteten Nervosität an den Börsen macht es Sinn, vorerst nur vorsichtig zu investieren. Eine gute Wahl sind zum Beispiel Mischfonds, die sich schon in der Vergangenheit als wetterfest erwiesen haben und trotzdem seit Sommer 2005 mehr als 50 Prozent Ertrag verbuchten.

Geld strömt in neue Börsen

Langfristig stehen besonders die Vorzeichen für Schwellenländerinvestments günstig. Laut der weltweiten Bankenvereinigung IIF werden die in Schwellenländeraktien jährlich investierten Gelder weiter steigen. Während im Jahr 2008 noch 421 Milliarden Dollar neu in Exotenaktien angelegt wurden, sollen es laut IIF-Berechnungen im nächsten Jahr bereits 568 Milliarden Dollar sein.

Angesichts der Schwankungsfreudigkeit der Exotenbörsen sollten Anleger aber nicht blind einsteigen, sondern die Vorteile eines Fondssparplans nutzen. Damit waren auf Zehn-Jahres-Sicht sogar Erträge von mehr als 15 Prozent per annum möglich.

Starfondsmanager Graham French, der mit dem Weltaktienfonds M&G Global Basics seit dem Start im November 2000 einen Gesamtertrag von 95 Prozent erzielte: „Die Schwellenländer erklimmen gerade die nächste Entwicklungsstufe. Ich investiere deshalb bereits 30 Prozent des Fondsvolumens in Aktien der Nahrungsmittel- oder Konsumgüterbranche, speziell in Papiere mit starkem Schwellenländer-Bezug. Dazu zählen etwa Unilever, Starbucks oder Colgate-Palmolive.“ Der Fondsmanager ist auch für heuer zuversichtlich. French: „Ich peile für das laufende Jahr eine Fondsrendite von zehn Prozent an.“ So viel verdienen die meisten Sparer in fünf Jahren nicht.

– Robert Winter, Martin Kwauka