Jetzt noch einsteigen: Mit diesen Aktien ersparen sie sich die neue Wertpapier-KESt

Wer heuer noch Aktien kauft, schlägt der neuen KESt-Besteuerung ein Schnippchen. FORMAT entlockte Österreichs Anlageprofis Tipps zu den besten Papieren für Anleger mit langem Atem.

Ab 1. Jänner nascht der Fiskus bei Aktiengewinnen kräftig mit. Wer Dividendenpapiere erst nach dem Rutsch ins neue Jahr kauft, muss 25 Prozent der Gewinne als KESt an das Finanzamt abführen. Investoren, die ihr Kursplus nicht teilen wollen, sollten noch heuer steuerfrei bei den besten Aktien der Welt zugreifen und diese möglichst lange am Depot liegen lassen. Am Angebot sollte es nicht scheitern, stehen doch weltweit rund 42.000 Papiere zur Auswahl. Um Ihnen die Qual der Auswahl zu ersparen, hat FORMAT Anlageprofis nach ihren Langzeitfavoriten der Weltbörsen befragt.

Das Rezept, dem die Expertentipps folgen, ist für Herbert Perus, Chef für weltweite Aktien der Raiffeisen-Fondsgesellschaft, auch für Laien nachvollziehbar: „Die Bewertung der Aktie muss günstig, das Geschäftsmodell verständlich und die Bilanz gesund sein.“ Das trifft für Perus etwa auf den amerikanischen Softwareriesen Microsoft zu, aber auch auf den Stahlkocher Arcelor Mittal (ISIN LU0323134006) oder den italienischen Molkereikonzern Parmalat ( ISIN IT0003826473 ).

Für Anleger ist zusätzlich wichtig, dass Aktien auf einfache Art und Weise zu kaufen sind. Das ist etwa bei Papieren aus China, Brasilien oder Mexiko häufig nur über Umwege möglich. Wolfgang Traindl, Chef des Private Banking der Erste Bank: „Wenn die Hausbank solche Schwellenländer-Aktien nicht anbietet, kann man über Aktienzertifikate in ausländische Papiere einsteigen, die an etablierten Börsen gehandelt werden.“ Tipp: Wer etwa die Aktie des brasilianischen Versorgers Companhia de Saneamento Basico ordern will, die zu Traindls Lieblingen unter Exotenaktien zählt, wird an der Börse New York fündig. Dort notiert das Aktienzertifikat des Unternehmens mit dem Zusatz „ADR“ in US-Dollar.

Spesengünstig einsteigen

Bei Papieren, die an den Exotenbörsen notieren, lohnt sich auch ein Blick auf die elektronische Handelsplattform Xetra in Frankfurt oder auf die Börse New York – viele Unternehmen aus aufstrebenden Staaten sind nämlich an mehreren Börsen gelistet. Letztlich ist die Wertentwicklung praktisch ident, aber die Abwicklung von Kauf oder Verkauf kommt an gängigen Börsen deutlich günstiger. Neben jeder Aktie steht deshalb, wo der Kauf zu empfehlen ist. Stichwort Spesen: In Summe fahren Aktionäre am besten, wenn sie ihre Papiere per Mausklick über Onlinebroker wie direktanlage.at oder brokerjet.at ordern. Bei direktanlage.at betragen etwa die Mindestpesen für den Kauf deutscher Aktien rund 10,7 Euro und für US-Papiere 16,4 Euro. Für den Kauf chinesischer Aktien der Börse Hongkong sind jedoch schon mindestens 39 Euro zu berappen.

So ist etwa der Einstieg in das Papier von Samsung, eine Aktie, die Constantin Veyder-Malberg, Vorstand der Capital Bank, zum langfristigen Einstieg empfiehlt, als GDR via London oder auch via Xetra in Frankfurt möglich. Veyder-Malberg: „Mobiles Internet und digitale Bücher erfüllen heute, was während der Technologieblase vor zehn Jahren versprochen wurde. Asiens größter Computerchip-Produzent Samsung Electronics profitiert davon genauso wie von der wachsenden Kaufkraft der Schwellenländer.“

Wer der Empfehlung des Volksbank-Fondsmanagers Ulrich Baumann folgen will, kommt bei der Order der chinesischen Ölaktie von Petrochina an der Börse New York günstig weg, die Alternative ist Hongkong. Fondsmanager Baumann: „Petrochina zählt mit einem Börsenwert von 225,1 Milliarden Euro zu den weltgrößten Konzernen. Die Aktie ist verdammt günstig bewertet.“ Eine andere gute Chance, am Aufschwung Chinas teilzuhaben, ortet Werner Zenz, Vorstand des Bankhauses Spängler, bei Lee & Man Paper: „Der als Familienunternehmen geführte Karton- und Verpackungshersteller zählt Nike und Adidas zu seinen Kunden. 95 Prozent des Geschäfts stammen aus der Verarbeitung von Altpapier zu Karton. Bei der starken Marktpräsenz ist Lee & Man Paper das asiatische Pendant zu Mayr-Melnhof aus Österreich.“ Übrigens: Der Papier- und Kartonerzeuger Mayr-Melnhof steht bei Salus-Alpha-Fondsmanager Roland Neuwirth hoch in der Gunst: „Die Aktie zählt ebenso wie Semperit oder Lenzing zu meinen Anlagetipps der Wiener Börse.“ Zusätzlich empfiehlt Neuwirth, Immobilienaktien wie CA Immo, conwert oder Immofinanz ins Depot zu holen.

Friedrich Erhart, der das Geld der Anleger mit dem von ihm gelenkten Österreich-Aktienfonds Pioneer Austria Stock ( ISIN AT0000767736 ) seit dem Jahr 2000 trotz Börsenkrise um jährlich 12 Prozent vermehren konnte: „Zu meinen Langzeitfavoriten zählen die Stromerzeuger EVN, Verbund und der Papierkonzern Mayr-Melnhof.“ Dagegen stehen Telekom Austria oder Österreichische Post auf der Liste des Fondsmanagers nicht ganz oben.

Bollwerke der Börse

Wer längerfristig steuerfrei bei Aktien dabei sein will, liegt laut allen befragten Experten richtig, wenn er zu ausgesuchten Börsenschwergewichten greift. Robert Karas, Aktienchef der Schoellerbank: „Der Schweizer Nahrungsmittelriese Nestlé zählt zu den Fixsternen unter den Konsumaktien.“ Franz Gasselsberger, Chef der Oberbank, stößt ins selbe Horn: „Die Aktie ist zwar nicht mehr billig. Aber Nestlé ist mit seiner Bilanz und seinen Produkten erste Qualität. Vor allem in Asien, Ozeanien und Afrika legt der Konzern überproportional zu. Das Wachstum in diesen exotischen Märkten erreichte in den ersten drei Quartalen 10,7 Prozent.“ Zu den Blockbustern der Börsianer zählt darüber hinaus die Hamburger-Kette McDonald’s. Das 1940 gegründete Unternehmen ist weltweit in 117 Ländern vertreten und hat 32.000 Fastfood-Lokale. Capital- Banker Veyder-Malberg: „McDonald’s wird regional sehr unterschiedlich wahrgenommen. Als Billiganbieter in den USA profitiert die Kette in der schwächelnden US-Konjunktur ebenso wie als Lifestyle-Restaurant von der wachsenden Konsumbereitschaft in Asien.“

Christian Tury, Chef von Tury Invest, ortet in der Aktie von Procter & Gamble ein gutes Langfristinvestment. Tury: „Der Konzern macht bereits sechs Prozent seines Umsatzes in China und ist bereits in elf von zwölf Produktkategorien, die am Markt lanciert wurden, die Nummer eins.“ Damit ist der US-Anbieter von Körperpflege- und Haushaltsprodukten zukunftsweisend aufgestellt. Tury: „In den nächsten fünf Jahren liegen die Wachstumsprognosen bei elf Prozent pro Jahr.“ Weitere Favoriten Turys: der Internetsuchmaschinen- Betreiber Yahoo! (( ISIN US9843321061 ) und der Pharmariese Pfizer ( ISIN US7170811035 ). Wer doch lieber in Europa anlegen will, sollte nach Börsenunternehmen Ausschau halten, deren Geschäft konjunkturresistent ist. Tipp von Karl Freidl, Vorstand Bankhaus Krentschker: „Die Gesundheitsausgaben steigen jährlich, weil die Menschen immer älter werden. Davon wird der Schweizer Pharmariese Roche profitieren.“

– Robert Winter, Carolina Burger