Christian Baha – Ein Star stürzt ab

Hedgefonds-Guru, Filmstar, Societylöwe. Superfund-Chef Christian Baha hat viele Gesichter. Nach Rückschlägen seiner Hedgefonds liegen die Nerven der Anleger blank. Kann Christian Baha das Ruder herumreißen?

Ende 2008 war Superfund-Gründer Christian Baha vermeintlich am Ziel. Er stieg in den Olymp der Geldverwalter auf und erklomm im weltweiten Ranking der bestverdienenden Hedgefondsmanager mit 85 Millionen Dollar Platz 22. In der Zwischenzeit hat sich das Blatt gewendet. Der Selfmade-Millionär hat gleich mehrere Probleme am Hals.

Eines davon ist die Ertragsschwäche der Superfund-Fonds. Auf Jahressicht liegen 21 der 22 von Superfund offerierten Anlageprodukte in den roten Zahlen. Dabei kam der aggressive Superfund C mit einem Verlust von 42 Prozent am stärksten unter die Räder (siehe Grafik ).

Lange Durststrecke

Die Verlustphase der sogenannten grünen Superfunds, die auf steigende oder fallende Preise von Rohstoffen, Zinsen oder Währungen setzen, dauert aber schon länger an. Anleger, die zum Beispiel vor fünf Jahren 10.000 Euro in die Euro-Klasse des Superfund B investierten, haben jetzt nur noch 7.240 Euro am Depot. Seit dem Start im November 2004 belaufen sich die Gesamtverluste bereits auf 42,6 Prozent. Baha gesteht: "Die letzten vier Jahre verliefen tatsächlich nicht erfreulich“ (siehe Interview ). Baha führt die Verluste auf das Ausbleiben langfristiger Trends und die vielen staatlichen Interventionen an den Finanzmärkten zurück.

Schwacher Trost: Die gesamte Branche der Trendfolger-Fonds kämpft seit Anfang 2009 mit Ertragsproblemen. Sollte wirklich die Finanzkrise verantwortlich sein, verheißt das nichts Gutes - praktisch niemand rechnet mit einem raschen Ende der Probleme oder der politischen Eingriffe.

Offenkundig ist aber auch, dass es viele Baha-Fonds besonders heftig erwischte. So liegt zum Beispiel der Austro-Konkurrent FTC im Fünfjahresvergleich mit 41,1 Prozent im Plus, der Mitbewerber SMN schaffte sogar 79,7 Prozent Gesamtertrag.

Wenn das Glück fehlt, kommt oft noch das Pech dazu. Anfang November des Vorjahres rutschte der amerikanische Superfund-Broker MF Global in die Pleite. Als Folge mussten Fondsanteile um über 60 Millionen Dollar abgewertet werden, Baha beziffert allein seine eigenen Verluste auf einen hohen einstelligen Millionenbetrag. Seither können er und seine Investoren nur hoffen, dass die bei MF Global verschwundenen Gelder wenigstens zum Großteil wieder auftauchen. Ob, wann und in welchem Ausmaß das der Fall sein wird, steht freilich noch in den Sternen.

Superfund trifft zwar keine direkte Schuld, MF Global galt früher durchaus als solides Haus. Trotzdem dürfte die Pleite den Exodus der Anleger weiter beschleunigt haben. Die Kundenanzahl ging von einst über 50.000 auf 25.000 zurück. Das von allen Superfund-Varianten verwaltete Vermögen fiel sogar von zwei Milliarden Dollar auf 820 Millionen. Das sinkende Volumen schlägt sich massiv auf Bahas Einnahmen nieder. So zahlen Kleinanleger jährlich sechs Prozent ihres Depotvermögens für das Fondsmanagement. Außerdem bleibt die Gewinnbeteiligung von 25 Prozent und mehr und damit die Butter auf das Baha-Brot mangels erzielter Gewinne aus.

Längst wurden die ehrgeizigen Expansionspläne für Asien und die USA ad acta gelegt. Von ursprünglich rund 40 Verkaufsbüros in aller Herren Länder sind nur noch 12 übrig geblieben, die Nobeladresse in der Fifth Avenue in New York fällt gerade dem Sparkurs zum Opfer. Auch andere teure Kostenblöcke wie etwa das Sportsponsoring wurden radikal reduziert.

Selbst bei der Kreation neuer Produkte war Superfund-Mastermind Baha zuletzt nicht immer von Fortuna verwöhnt. Zwar erwies sich sein Plan, die Wertentwicklung von bestimmten Superfunds an den Goldkurs zu koppeln, anfangs durchaus als Königsidee. So wurde manch schwache Fondsrendite dank der Goldpreis-Hausse wieder ins positive Terrain gehoben. Doch auch diese Rechnung ging zuletzt nicht immer auf. So verlor der in Gold notierende grüne Superfund B binnen 12 Monaten 25 Prozent.

Blaues Wunder?

Auch die Erweiterung der grünen Superfund-Palette durch eine blaue Produktrange, die auf steigende und fallende Aktienkurse setzt, ist nur ein halber Erfolg. Der auf den Cayman-Inseln angesiedelte Fonds Superfund Blue SPC erzielte in der Goldvariante seit Ende 2007 einen spektakulären Gesamtertrag von exakt 200 Prozent und ist derzeit der Absatzrenner. Allerdings sind Karibik-Fonds nicht jedermanns Sache, außerdem sind beim Einstieg in den Fonds zumindest 50.000 Euro auf den Tisch zu blättern.

Deshalb startete Baha Ende 2010 eine Österreich-Variante namens Superfund Blue Marktneutral, bei der Kleinanleger schon mit 2.000 Euro zum Zug kamen. Der Wermutstropfen: Der geklonte Fonds bewegte sich praktisch von Anfang an im Sinkflug und wird bereits Ende Juni mangels Erfolgs wieder vom Markt genommen.

Zu guter Letzt bringt die auffällige Kursentwicklung der an der Wiener Börse gelisteten Aktie des Baha-Unternehmens TeleTrader die Gerüchteküche zum Brodeln. Nachdem bekannt geworden war, dass die Aktie des Kursdatenlieferanten von der Börse genommen wird, vervielfachte sich der Kurs bei geringen Umsätzen auf 8,8 Euro.

Angesichts des Mehrfrontenkriegs, den Baha zu führen hat, ist es nicht auszuschließen, dass der Stern von Superfund über kurz oder lang verglüht. Wer den Superfund-Boss kennt, weiß jedoch, dass er nicht zum Verlieren angetreten ist. Dementsprechend entschlossen gibt sich der Finanzexperte im FORMAT-Gespräch . Baha: "Wir arbeiten mit Hochdruck an der Weiterentwicklung unserer Systeme.“ So setzt man seit Anfang Mai bei den grünen Superfunds verstärkt auf das Ausnützen kurzfristiger Markttrends.

Außerdem gibt Baha auch bei den Spesen nach. Schließlich sind die im Vergleich zu vielen Mitbewerbern stolzen Sätze ein wichtiger Grund, warum die relative Performance zurückbleibt. Ab 1. Juni wird die jährliche Managementgebühr von sechs Prozent auf 4,8 Prozent sinken. Außerdem soll die Gewinnbeteiligung zurückgenommen werden.

Baha selbst wird die Mindereinnahmen verschmerzen können. Er hat seine Schäfchen bereits ins Trockene gebracht (siehe "Bahas Glitzerwelt" ) und kann es sich erlauben, in der Welt der Filmstars und anderer Reicher und Schöner zu leben.

- Martin Kwauka, Robert Winter