Brennpunkt Europa: Der Atlas der Schuldenkrise

Die Entwicklung in diesen Staaten wird maßgeblich dafür sein, ob die Krise der Währungsunion ein Ende findet oder sich verschärft. Nachfolgend ein Überblick, wie sich die fünf Sorgenländer nach Prognose der EU-Kommission vom Freitag bis 2013 schlagen werden.

GRIECHENLAND

2013 dürfte die Wirtschaft ihre harte Schrumpfkur beenden. Die EU-Kommission rechnet dann mit einer Stagnation. In diesem Jahr wird das Bruttoinlandsprodukt laut Prognose aber mit 4,7 Prozent nochmals einbrechen. "Die verfügbaren Einkommen werden durch die steigende Arbeitslosigkeit gedrückt, Lohnsenkungen und Steuererhöhungen lasten ebenfalls auf der Binnennachfrage", sagte die EU-Kommission voraus. Jeder fünfte Grieche steht ohne Arbeit da. Ein schuldenfreier Haushalt bleibt in weiter Ferne: Das Defizit dürfte bei 7,3 Prozent liegen, 2013 sogar bei 8,4 Prozent. Der Schuldenberg wächst weiter: Im kommenden Jahr dürfte er 168 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachen. Eigentlich sehen die EU-Verträge eine Obergrenze von 60 Prozent vor.

SPANIEN

Das Land findet nicht aus der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr um 1,8 Prozent schrumpfen, 2013 nochmals um 0,3 Prozent. "Es stehen schwierige Zeiten ins Haus", warnt die EU-Kommission. Die ohnehin schon dramatische Lage am Arbeitsmarkt wird sich weiter zuspitzen: Jeder vierte Spanier wird im kommenden Jahr ohne Job sein. Kein anderes EU-Land weist eine so hohe Arbeitslosenquote aus. 2008 lag sie noch bei 11,3 Prozent. Das drückt die Binnennachfrage. Die Wirtschaftskrise sorgt dafür, dass die Löcher in der Staatskasse groß bleiben. Die Neuverschuldung wird jeweils mehr als sechs Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachen; die EU-Verträge sehen eigentlich eine Obergrenze von drei Prozent vor.

ITALIEN

2012 wird ein verlorenes Jahr: Die Wirtschaftsleistung dürfte um 1,4 Prozent sinken, die Arbeitslosenquote auf 9,5 Prozent steigen. "Die Schuldenkrise in der Euro-Zone belastet die italienische Wirtschaft", schreibt die Kommission. Steuererhöhungen und die steigende Arbeitslosigkeit drücken die Einkommen, wodurch der private Konsum schrumpft. Die EU setzt auf eine langsame Erholung im nächsten Jahr. Die Wirtschaft dürfte dann wieder wachsen, wenn auch nur um 0,4 Prozent. Das Staatsdefizit wird sich demnach auf 1,1 Prozent nahezu halbieren, der Schuldenberg sogar von 123,5 auf 121,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes abgetragen werden.

IRLAND

Dank steigender Exporte kann das Land einen Rückfall in die Rezession wohl vermeiden. Die Brüsseler Behörde rechnet in diesem Jahr mit einem Wachstum von 0,5 Prozent, das sich 2013 auf 1,9 Prozent beschleunigen soll. "Die Exportwirtschaft bleibt die Konjunkturlok", schreiben die Brüsseler Experten. Die Arbeitslosigkeit sollte leicht zurückgehen. Allerdings reicht der kleine Aufschwung nicht aus, um die maroden Staatsfinanzen zu sanieren. Das Defizit dürfte in diesem Jahr 8,3 Prozent betragen und 2013 bei 7,5 Prozent liegen. Der Schuldenberg wächst dadurch weiter und erreicht im kommenden Jahr 120 Prozent des Bruttoinlandsproduktes - doppelt so viel wie die EU-Verträge als Obergrenze vorsehen.

PORTUGAL

Auch für Portugal ist 2012 ein verlorenes Jahr. Die Wirtschaft dürfte mit 3,3 Prozent noch stärker einbrechen als während der Weltfinanzkrise 2009. Kommendes Jahr sagt die Kommission wieder ein bescheidenes Wachstum von 0,3 Prozent voraus. "Haupttreiber werden die Exporte sein angesichts der Konjunkturerholung in der EU und der verbesserten preislichen Wettbewerbsfähigkeit aufgrund der Lohnzurückhaltung", prognostiziert die EU-Kommission. Das Defizit dürfte bis dahin von 4,7 auf 3,1 Prozent nachlassen. Der Schuldenstand wird dagegen auf gut 117 Prozent des Bruttoinlandsproduktes steigen. 2008 waren es noch 71,6 Prozent.

FRANKREICH

Mit wachsender Sorge blickt die EU-Kommission auch auf Frankreich. Das Defizit der nach Deutschland zweitgrößten Volkswirtschaft in der Eurozone wird nach der Vorhersage kaum sinken. In diesem Jahr wird ein Fehlbetrag von 4,5 Prozent erwartet, der 2013 auf 4,2 Prozent schrumpfen soll. Die Kommission fordert deshalb weitere Einsparungen zum Abbau der Neuverschuldung.

Reuters