Aktie im Fokus: Die sprudelnden Gewinne der OMV sind stark vom Ölpreis getrieben

Die OMV geht nach einem lukrativen ersten Halbjahr mit einem guten Polster in die zweite Jahreshälfte. Solange der Ölpreis mitzieht, hat der Mineralölkonzern nichts zu befürchten.

Auf den ersten Blick sieht für die OMV alles rosig aus. Der heimi­sche Mineralölkonzern konnte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) im Vergleich zum Vorjahr in den ers­ten beiden Quartalen um 170 Prozent steigern. Grund dafür ist hauptsächlich der gestiegene Ölpreis, der derzeit bei komfortablen 80 Dollar je Barrel notiert. Schließlich erwirtschaftet der Ölmulti 60 Prozent seiner Profitabilität durch Förderung und Verarbeitung von Öl. Phi­lipp Chladek, RCB-­Analyst: „Der Bereich ist die Cashcow des Konzerns. So­lange der ­Ölpreis zwischen 70 und 85 Dollar pendelt, braucht sich die OMV keine Sorgen zu machen.“ Wenn es nach OMV-Boss Wolfgang Ruttens­torfer geht, dann soll die Produktionsrate im dritten Quartal noch einmal erhöht werden. Das Ziel sind 325.000 Fass, im zweiten Quartal waren es 318.000 Fass.

So gut die Förderung und Produktion von Öl läuft, so schleppend entwickeln sich die anderen zwei Sparten des Konzerns, Raffinerien und Gas. Bei der Nabucco-Pipeline, die in Zukunft von der Türkei nach Österreich Erdgas liefern soll, warten einige Verträge zwischen Lieferanten und Abnehmern noch immer auf die Unterzeichnung. Durch Zukäufe in der Produktionsregion am Kaspischen Meer und im Irak will die OMV das Projekt nun vorantreiben.

Ein Aufflackern gab es zuletzt bei den Margen der Sparten Raffinerien und Marketing. Allerdings geht die Nachfrage nach Diesel und Petrochemieprodukten wegen des Überangebots in Europa weiter zurück. Chladek: „Ursprünglich wollte die OMV die zwei erworbenen Raffinerien in Rumänien mit 1,5 Milliarden Euro modernisieren. Jetzt setzt der Konzern mehr auf Qualität und wird sich von einer trennen. Große Gewinne wird man mit den Raffinerien keine erzielen.“

Stark unterbewertet  

Solange es keinen Absturz beim Ölpreis gibt, werden die zwei ­weniger erfolgreichen Sparten kaum einen Einfluss auf die Aktie des Konzerns nehmen. Mit einem Kurs von knapp 26 Euro ist die Öl-Aktie weiterhin stark unterbewertet. Im globalen Vergleich sticht die OMV zudem mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis 2010 von 6,7 ebenfalls hervor. Thomas Unger, Analyst der Erste Bank: „Fundamental ist die Aktie wirklich stark. Wir haben das Kursziel auf 39 erhöht. Das einzige Risiko wäre, wenn der stark schwankende Ölpreis ­ordentlich absackt.“ Aufgrund der gestiegenen Nachfrage aus China dürfte der Ölpreis jedoch heuer noch steigen.

„Für die OMV spricht außerdem die Dividende von 3,5 bis 4 Prozent. Das ist mehr als die Verzinsung von Bundesanleihen, damit kann man sich wohl fühlen“, gibt Alois Wögerbauer, Chef des 3-Banken-Generali-Österreich-Fonds, zu bedenken. RCB-Analyst Chladek setzt noch eins drauf: „Die aktuelle Dollarschwäche ist nur vorübergehend, wir rechnen gegen Ende 2010 mit einem Euro-Dollar-Kurs von 1,20. Das freut die Ölmultis.“

Ingrid Krawarik