Großbanken gegen Bloomberg: Messenger-Service Symphony startet
Um sich von Anbietern von Finanzinformationen wie Bloomberg unabhängiger zu machen, hat ein Konsortium von 15 Wall-Street-Akteuren einen eigenen Messenger-Service entwickeln lassen. Hauptinvestor ist Goldman Sachs.

15 Wall-Street Unternehmen, allen voran die Bank Goldman Sachs, kontern dem Finanzdienst Bloomberg: Nach dem Skandal des Jahres 2013, als bekannt wurde, dass Bloomberg-Journalisten in den über die Terminals des Unternehmens verschickten vertraulichen Nachrichten gestöbert hatten, um sich Informationen zu verschaffen, haben die Unternehmen nun einen eigenen Messaging-Service entwickelt. Symphony soll die heiklen Geschäfte von Bloomberg unabhängiger machen. Nur 15 Dollar im Monat soll das Service kosten. Hauptinvestor ist Goldman Sachs, mit dabei sind zudem internationale Bankenschwergewichte wie die Deutsche Bank oder UBS.
Symphony entstand aus der 2012 von dem Franzosen David Gurle - einem früheren Mitarbeiter von Microsoft und dem Bloomberg-Rivalen Thomson Reuters - gegründeten Firma Perzo. Goldman Sachs hat anschließend Perzo für 40 bis 50 Mio. Dollar übernommen und dann andere Finanzfirmen als Teilhaber eingeladen haben.
Die New Yorker Finanzaufsicht DFS schaut dem Start-up jedoch genau auf die Finger. Nun wurde eine wichtige regulatorische Hürde aus dem Weg geräumt. Die Zugeständnisse, das Symphony dafür gegeben hat: Die Protokolle müssen sieben Jahre lang gespeichert, und die Software für die Entschlüsselung bei unabhängigen Treuhändern hinterlegt werden. "Dies ist eine kritische Angelegenheit, nachdem Chats und andere elektronische Daten wichtige Beweise in den Ermittlungen über die Fehlverhalten der Wall Street geliefert haben", sagte DFS-Vertreter Anthony Albanese. Es müsse sichergestellt werden, dass die Daten künftig nicht in ein digitales "schwarzes Loch" fallen.
Bloomberg dominiert Finanzwelt
Ohne die Bloomberg-Terminals geht in der Börsenwelt so gut wie nichts: Sie sind praktisch allgegenwärtig. Über 325.000 Profihändler nutzen sie und zahlen dafür rund 20.000 Dollar pro Jahr. Das 1982 vom späteren New Yorker Bürgermeister (2002 - 2013) Michael Bloomberg gegründete Unternehmen erwirtschaftet einen Großteil seines Jahresumsatzes von zuletzt 8,3 Milliarden Dollar mit den Terminals.
Rund um die Uhr liefert das System den Finanzprofis Charts mit den Kursen - Aktien, Rohstoffe, Anleihen - jede noch so kleine Nische wird abgedeckt, zudem gibt es diverse Analyse-Funktionen. Doch so verbreitet wie die Terminals ist auch die Kritik: Die an den Teletext erinnernde Benutzer-Oberfläche der Arbeitsstationen ist sehr spartanisch und die Bedienung der Terminals ist über eine eigene Tastatur mit zahlreichen Buchstaben- und Nummerncodes relativ kompliziert.
Schnüffelaffäre bei Bloomberg
Ein wesentlicher Grund für die Popularität der Maschinen ist eine Chat-Funktion, die Händler nutzen, um sich gegenseitig über Marktentwicklungen - wie etwa Übernahmegerüchte oder lukrative Finanzwetten - auf dem Laufenden zu halten. Dieses Tool ist für Banken und Finanzfirmen, die ihre Geschäfte diskret betreiben. Allerdings zumindest bis zum Jahr 2013 nicht ganz so diskret wie diese gedacht hatten.
Bloomberg betreibt nämlich nicht nur die Terminals, sondern auch eine eigene Nachrichtenagentur und das Finanzmagazin "Bloomberg Businessweek", wo tausende Journalistzen beschäftigt sind. Diese hatten zumindest eingeschränkten Zugriff auf vertrauliche Daten.
Aufgeflogen ist das, nachdem die „New York Post“ über eine Beschwerde von Goldman Sachs berichtet hatte. Goldman hatte Verdacht geschöpft, weil sich eine Reporterin von Bloomberg News bei einer Recherche auf vertrauliche Daten berufen hatte. Reporter von Bloomberg News konnten unter anderem sehen, wann sich einer der Abonnenten zuletzt eingeloggt hatte, welche Funktionen der Terminals die Abonnenten nutzten und welche Daten sie abgerufen haben. Die Empörung an der Wall Street war entsprechend groß.
Symphony soll die Dominanz von Bloomberg nun brechen.