Wolfgang Eder verpasst der Voestalpine ein 900 Millionen Euro Sparprogramm

Voestalpine-CEO krempelt den Stahlkonzern wieder einmal um. Restrukturierungen und Optimierungen sollen in den nächsten drei Jahren 900 Millionen Euro sparen und das Konzernergebnis um bis zu 250 Millionen Euro verbessern.

Wolfgang Eder verpasst der Voestalpine ein 900 Millionen Euro Sparprogramm

Wenn Voestalpine CEO Wolfgang Eder eines nicht mag, dann ist es als „Stahlkocher“ oder „Stahlbaron“ bezeichnet zu werden. „Wir sind ein moderner, technologieorientierter Konzern und im Vergleich zu unseren Mitbewerbern auch überdurchschnittlich gut positioniert und rentabel“, betont Eder. „Stahlkocher“ sei eine Bezeichnung, die zu dem Unternehmen so wie es im Jahr 2014 positioniert ist, überhaupt nicht passe.

Um diesen Vorsprung gegen über den Mitbewerbern, der dem Konzern im Geschäftsjahr 2012/2013 einen Nettogewinn von 521,9 Millionen Euro eingebracht hat, halten und sogar ausbauen zu können, krempelt Eder den voestalpine-Konzern nun zum wiederholten Male um. Der als Kosten- und Effizienzoptimierungsprogramm bezeichnete Umbau wird alle vier Unternehmensbereiche, Metal Engineering, Steel, Special Steel und Metal Forming betreffen und soll dem Konzern in den nächsten drei Jahren unter dem Strich einen Kostenvorteil von 900 Millionen Euro einbringen.

Zweites Sparpaket in Folge

Es ist nicht das erste Umbau- und Sparpaket, das Eder dem Konzern verordnet hat. Von 2009 bis 2012 wurden mit einem ähnlichen Projekt 600 Millionen Euro eingespart. Das damalige Projekt wurde mit einem externen Berater entwickelt, auf den Eder allerdings nicht mehr gut zu sprechen, weil dieser das Konzept anschließend an die Konkurrenz verhökert hat. „Diesmal haben wir es daher selbst gemacht“, sagt Eder. In die Entwicklung des Programms eingebunden waren Verantwortliche aus allen Bereichen.

Mit ein Grund für den Sparkurs, der Ende März vom Aufsichtsrat abgesegnet werden wird, sind die Kosten für den Kauf von CO2-Zertifikaten, von denen sich Eder im Branchenvergleich übermäßig stark betroffen sieht. In anderen Ländern hätten sich die Unternehmen mit den Politikern arrangiert und eine für beide Seiten akzeptable Lösung gefunden, in Österreich stehe die voestalpine dagegen mittlerweile vor einer beinahe unlösbaren Aufgabe. Schon in den Jahren 2008 hat der Konzern 1,8 Millionen CO2-Zertifikate gekauft und dafür 45 Millionen Euro gezahlt. Für die Periode von 2013 bis 2020 rechnet Eder aufgrund der noch strengeren Umweltauflagen für die CO2-Zertifikate mit Kosten zwischen 280 und 840 Millionen Euro, also zwischen 35 und 105 Millionen Euro jährlich. 2021 droht dann der nächste Hammer. Die Voestalpine müsste dann ihren CO2-Ausstoß gegenüber 1990 um 43 Prozent reduziert haben, was nicht möglich sein wird. Die Kosten für die CO2-Zertifikate, die im Ausgleich dafür gekauft werden müssen, beziffert Eder mit bis zu 230 Millionen Euro pro Jahr – was der Hälfte des gesamten Gewinns des Konzerns aus dem Jahr 2012 entsprechen würde.

Hoffen auf neue EU-Kommissare

Eder hofft daher auch im Sinne der Standortsicherung für die Stahlwerke in Linz und Donawitz, wo in Summe noch 12.000 Menschen beschäftigt sind, dass sich auch in der EU-Kommission nach den EU-Wahlen im Mai der „wirtschaftsorientierte“ Flügel gegenüber dem „umweltschutzorientierten“ durchsetzt und dieser die Kosten für die CO2-Zertifikate in einem für die Industrie verträglichen Ausmaß bringt. Dabei ist sich Eder als Konzernchef durchaus der Verantwortung bewusst. Er steht immer wieder dazu, dass Unternehmen die Kosten für die durch sie verursachten Umweltbelastungen begleichen. Er sieht jedoch die Voestalpine im Branchenvergleich schon als Umwelt-Musterkonzern, den man nicht weiter belasten dürfe.

Neben dem Kostendruck aus den CO2-Emissionen gibt es aber noch eine Reihe weiterer Faktoren, die der Voestalpine das Wirtschaften schwer machen. „Wettbewerbsintensität, Preisdruck, massive Überkapazitäten, volatile Märkte, steigende Lohnkosten und ein hoher Investitionsbedarf“, zählt Eder auch. Wobei die Investitionen für ihn nicht in Frage stehen. „Bis 2020 investieren wir jedes Jahr rund eine Milliarde Euro. Das wollen wir uns auch leisten können“, betont Eder.

Kein Umbau auf Kosten der Mitarbeiter

Nicht in Frage stehen für den Konzernchef im Zuge des neuen Restrukturierungsprogramms die Mitarbeiter. Kündigungen werde es keine geben. „Wir investieren auch jährlich rund 50 Millionen Euro in die Ausbildung unserer Mitarbeiter“, betont Eder, der Kündigungen daher auch als Dummheit sieht. Nur bei den Nachbesetzungen durch natürliche Abgänge würde man in Zukunft etwas zurückhaltender sein. Potenzial sieht Eder dagegen etwa bei der Optimierung des Working Capitals und der Logistik. Alleine die Transportkosten innerhalb des Konzerns belaufen sich jährlich auf 350 Millionen Euro. Auch die Abläufe im Stahlwerk Linz werden neu organisiert und optimiert. Dieser Teil des Projekts soll schon Ende 2014 abgeschlossen sein.

Auf das Ergebnis des Konzerns werden sich die eingesparten 900 Millionen Euro dennoch nicht voll auswirken. „Wir sind froh, wenn aus dem Programm in drei Jahren 25 bis 30 Prozent, also zwischen 200 und 250 Millionen Euro, in das Ergebnis fließen“, erklärt Eder. Der eigentliche Hintergrund des Programms ist für Eder allerdings auch kein besonders erfreulicher. Seit 2008 ist die Wirtschaft in der Krise, die von Wirtschaftsforschern jeweils zu Jahresbeginn angesagte Erholung nicht eingetreten. Eder: "Wir stellen uns auf einige weitere schwierige Jahre ein."