"Wenn man zu einer Party geht und sagt, man ist Banker, schweigen die Leute"

Eins der heißesten Themen war, wie die Banken das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückgewinnen kann, das durch steuerfinanzierte Rettungsaktionen und den größten Konjunktureinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg erschüttert ist.

"Wenn man zu einer Party geht und sagt, man ist Banker, schweigen die Leute"

“Wenn man zu einer Party geht und sagt, man ist Banker, schweigen die Leute”, sagte Anshu Jain, Co-Vorstandschef der Deutsche Bank AG, am 17. November in Berlin.

Die Beratungsgesellschaft Ernst & Young hat im März in einer Umfrage unter 28.500 Bankkunden ermittelt, dass 40 Prozent der Befragten im vergangenen Jahr Vertrauen in die Banken verloren hatten, während nur 22 Prozent angaben, dass ihr Vertrauen gewachsen sei.

Carl Graf von Hohenthal, Berater bei der PR-Agentur Brunswick Group, bestätigt das Imageproblem. Die Meinung sei verbreitet, dass Banker nicht genug dafür täten, die Situation der Menschen zu verbessern. “Banker sollten erklären, warum sie relevant sind, sie müssen am Dialog teilnehmen”, so von Hohenthal.

Der Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008 hat Börsenwerte im Umfang von bis zu 16 Billionen Dollar (12,34 Billionen Euro) ausradiert und damit auch Erträge aus Pensionsvermögen vernichtet. Die geldpolitische Lockerungspolitik der Europäischen Zentralbank hat zwar den Finanzmärkten benötigte Liquidität zur Verfügung gestellt, hat aber auch dazu beigetragen, die Inflation in der Eurozone auf durchschnittlich 2,5 Prozent hochzutreiben. Derweil steigt in Spanien und Griechenland die Arbeitslosenquote auf über 25 Prozent.

Exodus bei Bankern

Der Beschäftigungsrückgang spiegelt sich auch in der Finanzbranche wider. In den Londoner Banken soll die Beschäftigung im nächsten Jahr auf ein 20-Jahres-Tief fallen, da die Institute ihre Abteilungen verkleinern und Mitarbeiter entlassen. Die Zahl der Beschäftigten dürfte 2013 auf 237.000 fallen, verglichen mit 354.000 im Jahr 2007, so Daten des Centre for Economics and Business Research. “In London sind mehr als 100.000 Jobs verloren gegangen, aber das nimmt die Öffentlichkeit nicht wahr”, sagt Gillian Karran-Cumberlege, Partner bei der Personalberatung Fidelio Partners. “Die Leute meinen, die Banken hätten die Finanzkrise ausgelöst, aber hätten selber nicht darunter zu leiden.”

Investmentbanken werden weitere 40.000 Stellen streichen, und die Boni werden dauerhaft niedriger ausfallen, schrieben Roland Berger Strategy Consultants letzte Woche in einem Bericht. Ein Drittel der weltweit aktiven Banken wird schrumpfen, und weniger als zehn Institute werden übrig bleiben, die noch eine globale Aufstellung haben.

Die Deutsche Bank hat ihren 15.184 Mitarbeitern im Investment-und Transaktionsbanking im letzten Jahr eigenen Angaben zufolge durchschnittlich 332.785 Euro Gehalt und Boni gezahlt. Das ist weniger, als die 378.659 Euro im Jahr 2010, aber immer noch mehr als das Zehnfache des Durchschnittsgehalts in Deutschland, wie OECD-Daten zeigen. Mitarbeiter im Privatkundengeschäft allerdings verdienen deutlich weniger als Investmentbanker.

Deutsche-Bank-Chef Jain hat im letzten Jahr, damals noch Leiter Corporate und Investment Banking, 5,81 Millionen Euro verdient, nach 7,55 Millionen Euro im Jahr zuvor. In diesem Juni wurde er Co-Vorstandschef.

Oliver Wagner, Geschäftsführer des Verbands der Auslandsbanken in Deutschland, meint, dass Banker den Menschen deutlich machen sollten, was sie tagtäglich tun. Dann würde die Öffentlichkeit mehr Verständnis für ihre Arbeit entwickeln. Banker müssten Vorbilder sein.

Anshu Jain hat eine Einladung des Bundestags ausgeschlagen, sich diesen Mittwoch bei einer Anhörung zum Libor-Skandal zu äußern. Stattdessen kommt Vorstandsmitglied Stephan Leithner, wie die Bank letzte Woche meldete. Die Deutsche Bank gehört zu mindestens einem Dutzend Institute, gegen die Ermittlungen laufen. Barclays-CEO Bob Diamond war im Juli zurückgetreten, nachdem gegen seine Bank eine Strafe von 290 Millionen Pfund (359 Millionen Euro) verhängt worden war.

Jain ist trotz allem froh, Banker geworden zu sein. “Ich bin immer stolz auf meinen Beruf gewesen”, sagte er am 17. November in Berlin.