Weltweites IPO-Volumen hat sich verdoppelt: "Es wird weitere Transaktionen geben"

Das weltweite IPO-Volumen hat sich im zweiten Quartal mehr als verdoppelt. Unternehmen von Blackstone bis Banco do Brasil nahmen bei Börsengängen insgesamt 42 Milliarden Dollar (32 Milliarden Euro) ein. Im Verlgeich dazu: In den ersten drei Monaten des Jahres wurden 20 Milliarden Dollar eingenommen. Die Zahl der Transaktionen stieg ebenfalls um 18 Prozent auf 239. Laut Bloomberg-Daten erzielte Banco do Brasil beim bislang größten IPO des Jahres mit dem Börsengang ihrer Versicherungssparte 5,7 Milliarden Dollar.

Weltweites IPO-Volumen hat sich verdoppelt: "Es wird weitere Transaktionen geben"

Der Standard & Poor’s 500 Index erreichte einen Rekord, der japanische Topix Index kletterte auf seinen höchsten Stand seit fast fünf Jahren, und der Stoxx Europe 600 Index schaffte seine längste Strähne von monatlichen Anstiegen seit 1997. Und genau im Zuge dieser Entwicklung fand auch mehr als die Hälfte der bisherigen Börsengänge statt. Doch im Mai wurde schließlich an den weltweiten Märkten die Rally vorerst beendet: Einige der Unternehmen, die zu diesem Zeitpunkt an die Börse kamen, mussten ihre Preiswünsche etwas zurücknehmen. Dennoch: Banker erwarten nicht, dass Konjunktursorgen die Nachfrage nach IPOs dämpfen werden.

“Im Großen und Ganzen wird es weiter Transaktionen geben”, sagt Evan Damast von Morgan Stanley in New York. “Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten sind nicht anders als vor ein paar Tagen, und Investoren werden wegen Marktbewegungen nicht vor Börsengängen zurückschrecken.”

Börsengänge werden auch weiterhin vorangetrieben

Die Suntory Holdings aus Japan setzte bis letzte Woche die Börsenvorbereitungen für ihre Erfrischungsgetränke-Sparte fort und bewertete die Aktien am unteren Ende der Spanne. Auch HD Supply Holdings und CDW, zwei mit Private Equity finanzierte Firmen, trieben ihre Angebote voran, jedoch mit Preisen unter ihren ursprünglichen Zielen. Brasiliens größter Zementhersteller Votorantim Cimentos verschob sein geplantes 3,7-Milliarden-Dollar-IPO auf September.

“Das wird im Wesentlichen als Bewertungskorrektur und nicht als Marktkorrektur gesehen”, sagt Scott Cutler, Leiter Global Listings bei NYSE Euronext, der Eigentümerin der New Yorker Börse. Wenn der jüngste Aktien-Ausverkauf besondere Sorge bereiten würde, “dann würde sich damit normalerweise das Fenster für Börsengänge schließen.”

Belastungsfaktor Fed

Die US-Notenbank erklärte am 19. Juni, dass sie möglicherweise beginnen werde, ihre Anleihekäufe zurückzufahren, wenn sich US-Wirtschaft und Arbeitsmarkt wie vorhergesagt verbessern. Daraufhin verzeichnete der S&P 500 seinen stärksten Rückgang seit November 2011. Chinesische Aktien fielen letzte Woche auf ein Vier-Jahres-Tief; Zusagen der Zentralbank, den Geldmarkt zu stabilisieren, konnten die Sorgen nicht abschwächen, dass steigende Kreditkosten das Wirtschaftswachstum dämpfen werden.

“Auf kurze Sicht wird die Marktvolatilität bleiben, und in den kommenden sechs bis zwölf Monaten wird man mit der Rücknahme der quantitativen Lockerungen und einem Umfeld steigender Zinsen umgehen müssen”, so Ian Long von der Deutschen Bank. “Die Transaktionen werden in der zweiten Jahreshälfte wieder anziehen, vorausgesetzt dass sich die Märkte stabilisieren.”

Volatilität nimmt ab

Die Stärke der Kursschwankungen beim S&P 500 hat in den ersten drei Monaten von 0,48 Prozent auf 0,73 Prozent zugenommen, wie Bloomberg-Daten zeigen. Im ersten Quartal hatte die Volatilität ihren stärksten Rückgang seit der Weltwirtschaftskrise verzeichnet, von einem Durchschnittswert von 1,08 Prozent in den vorherigen fünf Jahren.

Die weltgrößte E-Commerce-Plattform Alibaba dürfte dieses Jahr in New York oder Hong Kong an die Börse gehen und 100 Milliarden Hongkong-Dollar (10 Milliarden Euro) einnehmen, schrieb Ernst & Young letzte Woche in einer Studie. In Europa planen die britische Royal Mail und der Mailänder Bekleidungskonzern Moncler Emissionen. In den USA hat der Betreiber der Edelkaufhauskette Neiman Marcus letzte Woche den Antrag zum Börsengang in New York eingereicht. Bank of Shanghai und China Everbright Bank planen Aktienplatzierungen für jeweils rund zwei Milliarden Dollar in Hongkong, verlautete vor einiger Zeit aus informierten Kreisen.

“Wir sind für den Rest des Jahres weiter sehr optimistisch bei Aktienemissionen”, sagt Joe Castle von Barclays in New York. “Der Markt hat an Dynamik gewonnen und wird sich weiter entwickeln, sofern der Markt stabil bleibt.”