Vodafone muss um Kabel Deutschland bangen
Kurz vor Ende der Frist für die elf Milliarden Euro schwere Übernahme von Kabel Deutschland durch den Mobilfunkriesen Vodafone haben sich aggressive Hedgefonds in Stellung gebracht. Allein der New Yorker Investor Paul Singer hat den Anteil seines Fonds Elliott Asset Management am größten deutschen Kabelfernseh-Konzern bis Freitag auf 10,9 Prozent verdoppelt, wie das Unternehmen am Montag mitteilte.

Vodafone muss bis Mittwochabend 75 Prozent der Kabel-Deutschland-Anteile einsammeln, bisher haben die Briten erst knapp zwölf Prozent sicher. Anleger reagierten verunsichert: Die Kabel-Deutschland-Aktien verloren ein Prozent auf 84,84 Euro.
Vodafone drohte am Montag damit, die Übernahme platzen zu lassen, wenn die 75 Prozent nicht erreicht würden. Sie riefen die Aktionäre auf, die Offerte anzunehmen. Mehr Geld oder eine Frist-Verlängerung werde es nicht geben. Theoretisch könnte Vodafone noch bis zum Dienstagabend nachbessern oder auf die 75-Prozent-Quote verzichten und müsste den Aktionären noch einmal mehr Zeit geben zu überlegen. Lässt Vodafone den Deal scheitern, dürften die Briten erst zwölf Monate später einen neuen Anlauf wagen. Vodafone will durch den Kabel-Deal ein Schwergewicht mit superschnellen Datennetzen im Mobilfunk und Festnetz in Deutschland schaffen und Marktführer Deutsche Telekom in die Zange nehmen.
Bis zum Freitagabend hatte Vodafone nach eigenen Angaben erst 7,6 Prozent der Kabel-Deutschland-Titel angedient bekommen. Zusammen mit den Aktien, mit denen sich der Mobilfunkriese schon vorher eingedeckt hatte, kommt Vodafone auf 11,9 Prozent. Ein so geringer Zuspruch ist an sich nicht ungewöhnlich - die meisten Aktionäre trennen sich erst am Ende der Frist von ihren Papieren.
Doch nach einem Bericht der "Financial Times" macht sich unter Kabel-Deutschland-Investoren Angst breit, dass die Übernahme doch noch schief gehen könnte. "Einige der Kabel-Anteilseigner glauben, dass die Andienungsquote unterhalb dieser Hürde liegen wird", zitiert die Zeitung nicht genannte Aktionäre. Vor allem sogenannte "Index-Tracker", die den Verlauf von Aktienindizes in ihrem Portfolio nachbilden, wollten die Titel erst so spät wie möglich verkaufen.
Hedgefonds nehmen Kabel Deutschland ins Visier
Und nun kommt noch Elliott: Mit Anteilen im Wert von mehr als 800 Millionen Euro ist der Hedgefonds größter Investor des mit 8,5 Millionen TV-Haushalten größten Kabelnetzbetreibers in Deutschland. Singer hat die Strategie schon öfter praktiziert, sich in Übernahmeprozesse einzumischen und auf ein höheres Angebot zu spekulieren - oder aktiv darauf zu drängen. So hatte sich Elliott beim Kranbauer Demag Cranes und beim Notebook-Hersteller Medion engagiert. Gleichzeitig gab auch die Bank Barclays bekannt, mehr als fünf Prozent an Kabel Deutschland zu halten. Banker unken, dass auch dahinter ein Hedgefonds stecken könnte. Der US-Hedgefonds Davidson Kempner stieg mit 3,4 Prozent ein. Ein Vodafone-Sprecher in Deutschland wollte dazu nichts sagen.
Einer der 30 größten Kabel-Deutschland-Aktionäre erwartet dennoch, dass die Milliardenübernahme über die Bühne geht. "Es ist unwahrscheinlich, dass die Aktionäre in den nächsten drei oder vier Jahren von irgendwem einen höheren Preis erhalten werden."
Vodafone bietet 84,50 Euro in bar je Kabel-Deutschland-Anteilsschein. Dazu kommen 2,50 Euro Dividende, die Kabel Deutschland für das Geschäftsjahr 2012/13 versprochen, aber noch nicht ausgezahlt hat. Die Offerte ist 7,7 Milliarden Euro schwer - einschließlich Schulden ist Vodafone das Unternehmen also 10,7 Milliarden Euro wert. Das zahlt Vodafone-Chef Vittorio Colao fast aus der Portokasse: Für den Ausstieg aus dem US-Mobilfunk-Gemeinschaftsunternehmen Verizon Wireless bekommt Vodafone 130 Milliarden Dollar vom US-Partner Verizon.