Run auf "Ebola-Aktie" Tekmira gestoppt: Spekulanten steigen aus

Der kanadische Pharmahersteller Tekmira hat bis Dienstag von der Ebola-Epidemie profitiert. Spekulanten haben den Kurs angeheizt. Nachdem die Weltgesundheitsorgansation (WHO) "Grünes Licht" für den Einsatz von unvollständig getestete Medikamente gegen die tödliche Seuche gab, ging die Tekmira-Aktie jedoch auf Talfahrt.

Run auf "Ebola-Aktie" Tekmira gestoppt: Spekulanten steigen aus

Genf/Wien. Das Griss um die Aktie von Tekmira ist seit Dienstag eingebremst. Offenbar mach die Spekulanten Kasse, die seit Donnerstag einen Kurszuwachs von bis zu über 100 Prozent erzielt haben. Die Aktie ist auf Talfahrt - obwohl jüngste Meldungen der Weltgesundheitsorganisation das Kursfeuerwerk weiter befeuern könnte. Tekmira soll einen Wirkstoff entwickeln, der für Bekämpfung von Ebola eingesetzt werden könnte.
Die US-Gesundheitsbehörde hatte vorige Woche bereits die Hürden für die Zulassung derartiger Medikamente tiefer gesetzt. Tekmira wurde noch im Juni aufgefordert, mehr Informationen zu seinen klinischen Test zum Ebola-Medikament zu liefern, dem das Unternehmen zunächst nicht nachgekommen ist.

Die WHO hat am Dienstag "grünes Licht" für die Verabreichung von Medikamenten gegeben, die bisher nicht zugelassen waren und nur in Tierversuchen erfolgreich getestet wurden.

Vorräte aufgebraucht

Doch nicht das Tekmira-Präperat kam zuletzt bei Erkrankten zum Einsatz, sondern das der Konkurrenz von Mapp Biopharmaceutical. Das Medikament ZMapp des US-Hersteller aus San Diego brachte bei drei Opfern Linderung - allerdings ist einer der drei Patienten, der mit ZMapp behandelt wurde, am Dienstag in einem Spital in Madrid verstorben.Von einem Tekmira-Medikament, das Linderung bringen könnte, ist bisher noch nichts Näheres - etwa zum Einsatz in Tests - bekannt. Und dennoch hat die Aktie seit Donnerstag einen Höhenflug - bis Dienstag. Nach 6,5 Prozent am Donnerstag zog die Aktie zum Wochenschluss voriger Woche um 46 Prozent an. Am Montag folgte ein erneuter Höhenflug um bis zu 26 Prozent. Am Dienstag ging's trotz WHO-Bekanntgabe, die eigentlich ein positives Zeichen für Tekmira und die gesamte Branche wäre, zumindest vorläufig wieder bergab - minus 21,8 Prozent.

Liberia und Sierra Leone haben bereits ZMapp-Lieferungen nachgefragt. Nigeria hat am Mittwoch ebenso bei der US-Regierung angefragt, um das Ebola-Medikament zu erhalten. Eine Antwort aus den USA stehe noch aus.


Bild: © bankdirekt.at

Außerdem hat Kanada in der Nacht zum Mittwoch angekündigt, im Kampf gegen die Ebola-Epidemie der WHO einen Impfstoff zur Verfügung zu stellen, der noch in der Erprobungsphase ist. Dabei gehe es um 800 bis 1000 Dosen des in staatlichen Laboren entwickelten Arzneimittels, sagte Kanadas Gesundheitsministerin Rona Amborse am Dienstag. Das Medikament sei bisher nur erfolgreich an Affen getestet worden, aber noch nie an Menschen.

Das ist auch das Hauptproblem der Bekämpfung der Epidemie, die im März ausgebrochen ist: Präparate, die Erfolg versprechen können, sind bisher nur in geringem Volumen produziert worden. Die Vorräte an ZMapp sind aufgebraucht. Andere Hersteller können nicht liefern, weil sie nur für ihre Tests geringe Mengen produziert haben.

Die Aussicht, dass ZMapp tatsächlich gegen das Ebola-Virus als erfolgversprechende Therapie hilft, ist genauso umstritten wie das Medikament etwa von Tekmira, das derzeit getestet wird. Der Pharmariese GlaxoSmithKline will erst im Herbst 2014 klinisches Tests mit Ebol-Medikamenten beginnen, heißt es.

Über 1000 Tote - kein Ende in Sicht

Die Ebola-Epidemie weitet sich in den Ländern Westafrika sukzessive von einem Land zum nächsten aus. In den betroffenen Staaten in Westafrika ist seit Ausbruch der Krankheit im März die Zahl der Todesopfer auf offiziell mindestens 1013 gestiegen. Das Virus führt in 60 bis 90 Prozent der Fälle bisher zum Tod. Ein von den Gesundheitsbehörden zugelassenes Medikament, das Heilung bringen soll, gibt es bisher noch nicht.

Einige kleine Hersteller führen derzeit Tests an Primaten durch. Die erforderliche klinischen Tests hat noch keiner der Pharmahersteller erbracht, die den legalen Einsatz der Präparate erlaubt. Die Großkonzerne der Pharmaindustrie hatten in den vergangenen Jahren die Entwicklung von Ebola-Präparaten hinten angestellt - der betriebswirtschaftliche Aufwand sei zu groß. Die Krankheit kam zuletzt nur vereinzelt vor. Der Verkauf hätte die Kosten nicht einmal decken können, heißt es.

Auch auf Seiten der Wissenschaftler gibt es neben Befürwortern aber auch viele Kritiker, die vor allem erst umfangreiche klinische Tests fordern, bevor die derzeit verfügbaren Medikamente, die rein nur experimentell getestet wurden, großflächig eingesetzt wurde. Sie haben ethische Bedenken, dass die Medikamente nun an Menschen getestet werden, ohne dass man weiß, welche Folgewirkungen auftreten können.

Die Zahl der Todesopfer seit dem Ausbruch der Ebola-Epidemie ist auf über 1000 Menschen angestiegen. Durch massive Quarantäne-Maßnahmen wollen vor allem die am stärksten betroffenen Länder in Westafrika sich gegen die Ausbreitung der todbringenden Erkrankung stemmen.