Hochwasser-Katastrophe wird für deutsche Versicherer teurer als 2002
Die Hochwasser-Katastrophe im Süden und Osten Deutschlands wird für die Versicherer teurer als die Elbe-Flut vor elf Jahren. Der deutsche Branchenverband GDV schätzte die versicherten Schäden indes auf fast zwei Milliarden Euro.

180.000 Betroffene hätten Schäden gemeldet, bei dem bereits als "Jahrhundert-Flut" titulierten Hochwasser 2002 waren es 150.000. Damals hatten die Versicherer 1,8 Milliarden Euro an Kunden ausgezahlt. "Nach aktuellem Stand gibt es dieses Mal mehr versicherte Schäden, auch weil die Menschen nach der Elbe-Flut verstärkt ihre Häuser gegen Überschwemmung versichert haben", sagte GDV-Präsident Alexander Erdland.
Mehr Deutsche Haushalte sind gegen Naturgefahren versichert
Die einzelnen Fälle seien aber weniger gravierend, weil Staat und Bürger mehr Vorsorge getroffen hätten, erklärte der Verband. Eine Werbe- und Aufklärungskampagne der Versicherer und der Bundesländer hatte zudem dazu geführt, dass heute 32 Prozent aller Häuser in Deutschland gegen Naturgefahren versichert sind, 2002 waren es erst 19 Prozent.
Der wirtschaftliche Schaden ist damit deutlich höher als die versicherten Schäden. Die Schätzung des GDV beruht auf Angaben der in den betroffenen Bundesländern besonders stark vertretenen Versicherer, die in der Wohngebäudeversicherung rund 80 Prozent Marktanteil haben. Experten hatten den versicherten Schaden allein für Deutschland auf bis zu drei Milliarden Euro taxiert.
Die Unternehmen sind offenbar unterschiedlich betroffen. Die Gothaer Versicherung schraubte am Dienstag ihre Schadenschätzung auf 60 Millionen Euro nach oben - das wäre doppelt so viel wie 2002. Marktführer Allianz dagegen rechnet brutto mit 500 Millionen Euro im Vergleich zu 710 Millionen 2002. Freilich bezieht sich ihre Schätzung auf ganz Mitteleuropa. Vor elf Jahren hatten Länder wie Österreich und Tschechien weit höhere Schäden zu beklagen als diesmal. Vor allem in Tschechien waren die Hochwasser-Verbauungen aufgestockt und Dämme aufgeschüttet worden.
Auch in Deutschland sei viel getan worden, sagte Erdland, der auch den Stuttgarter Bauspar- und Versicherungskonzern W&W führt. "Viele Betroffene waren besser auf die Katastrophe vorbereitet als 2002." Damals war etwa die Dresdner Innenstadt völlig überflutet worden, diesmal blieb sie trocken. Andererseits waren im Juni Regionen betroffen, die eigentlich als hochwassersicher galten.
EU gibt Hilfen für Bauern frei
Um Städte und Gemeinden sowie die Hausbesitzer selbst nicht aus der Verantwortung für den Hochwasserschutz zu entlassen, sind die Versicherer auch gegen eine Pflichtversicherung. Die Bundesregierung und die Länder haben acht Milliarden Euro an Flut-Hilfen zugesagt, mit denen nicht versicherte oder gar nicht versicherbare Schäden gedeckt werden sollen.
Die EU-Kommission genehmigte am Dienstag 600 Millionen Euro Staatshilfen für die vom Hochwasser betroffenen Landwirte in Deutschland. "Das bedeutet, dass Deutschland jetzt mit der Auszahlung der Entschädigungen für die Flutschäden beginnen kann." Viele Bauern müssen Ernteausfälle verkraften, weil das Hochwasser ihre Felder überschwemmte. In einigen Gebieten wurden landwirtschaftliche Flächen als Überflutungsgebiete freigegeben.