Gazprom muss mehr als eine Milliarde Euro an RWE zahlen
Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtet mit Hinweis auf eine Einschätzung russischer Manager, Gazprom müsse mehr als eine Milliarde Euro an RWE zahlen. Die Rückzahlungen des russischen Gaslieferanten kann RWE allerdings nicht in ein höheres Ergebnis ummünzen.

"Die Analyse des Urteils ergab, dass die finanziellen Auswirkungen des Schiedsspruchs im Rahmen der Erwartungen des Unternehmens liegen. Somit ergeben sich hieraus keine Auswirkungen für RWE auf die Prognose für das Geschäftsjahr 2013", teilte der Konzern am Montag mit. Anleger hatten allerdings mehr erhofft und flüchteten aus dem Papier: Die Aktie gab um mehr als vier Prozent auf 23,41 Euro nach und markierte damit den tiefsten Stand seit beinahe zwei Jahren.
Anleger haben auf Prognoseanhebung gehofft
"Viele Anleger haben angesichts der Rückzahlung von Gazprom auf eine Prognoseanhebung gehofft. Die kam jetzt aber nicht und das sorgt für große Enttäuschung", sagte ein Händler.
Nach langem Preisstreit mit Gazprom hatte Ende vergangener Woche das Wiener Schiedsgericht dem Versorger die Rückerstattung von Zahlungen seit Mai 2010 zugesprochen. Neben der Rückzahlung verfügte das Schiedsgericht auch die Änderung einer Vertragsklausel, die sich auf die Ölpreisbindung bezog. Über die Höhe der Rückzahlung schweigt sich RWE bislang aus. Das Schiedsgericht in Wien war von beiden Parteien angerufen worden, nachdem sie sich nicht gütlich einigen konnten.
Die hohen Bezugspreise hatten RWE und E.ON in den vergangenen Jahren erheblich belastet. E.ON hatte 2012 eine Einigung mit Gazprom erzielt. Vorstandschef Johannes Teyssen hatte erklärt, der Konzern verbuche dadurch einen positiven Ergebniseffekt von rund einer Milliarde Euro. E.ON ist im Gasgeschäft allerdings größer aufgestellt als RWE. Marktexperten gehen daher bei RWE nicht von einem Milliardenbetrag aus: Das Unternehmen könne mit Kompensationszahlungen in Höhe von 300 Millionen Euro rechnen, hatte Analyst John Musk von RBC Capital Markets kürzlich geschätzt.
RWE erwartet 2013 einen Rückgang des Betriebsergebnis auf 5,9 Milliarden Euro von 6,42 Milliarden. Den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hatte Vorstandschef Peter Terium auf rund neun Milliarden Euro taxiert, 2012 waren es 9,31 Milliarden Euro. Der für die Dividende entscheidende nachhaltige Nettogewinn sollte bei 2,4 Milliarden Euro liegen nach 2,46 Milliarden Euro.