Fusion von EADS und BAE: Briten drohen mit Veto

Die britische Regierung droht mit ihrem Veto gegen die Fusionspläne des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS mit dem britischen Rüstungsunternehmen BAE Systems.

Fusion von EADS und BAE: Briten drohen mit Veto

Sollten bestimmte Bedingungen bei dem milliardenschweren Zusammenschluss nicht erfüllt werden, werde Großbritannien mit seiner Goldenen Aktie das Vorhaben blockieren, warnte der britische Verteidigungsminister Philip Hammond am Sonntag in der BBC. Es könne nicht angehen, dass der neue Konzern von einer Regierung kontrolliert werde. "Es ist nicht nötig, dass die französische oder deutsche Regierung gar keinen Anteil an dem Unternehmen hält. Es ist aber notwendig, dass die Beteiligung unter ein Niveau herabgesetzt wird, das dem Staat eine Kontrolle über die Firmenführung einräumt", ergänzte der Minister.

Der britische Finanzminister George Osborne forderte zudem, die beiden Konzerne müssten garantieren, dass Arbeitsplätze und Investitionen in Großbritannien erhalten blieben. Außerdem müsse die nationale Sicherheit gewährleistet sein. Von diesen Prioritäten werde die britische Regierung ihre Entscheidung abhängig machen.

Die Höhe der Staatsbeteiligungen ist ein Kernstreitpunkt zwischen den Regierungen. Insbesondere sorgt das deutsche Vorhaben für Probleme, am neuen Unternehmen einen gleich hohen Anteil wie Frankreich von voraussichtlich neun Prozent zu halten. Ein weiterer Konfliktpunkt ist laut verhandlungsnahen Kreisen, dass Frankreich sich die Möglichkeit offenhalten will, seinen Anteil durch den Zukauf weiterer Aktien aufzustocken. Dabei gehe es um den EADS-Anteil des französischen Unternehmers Lagardere. Auch an der Forderung der Bundesregierung, dass Deutschland Sitz eines wichtigen Konzernteils, womöglich gar der Firmenzentrale wird, hätten sich die Gespräche festgefahren. "Es ist wohl wie in einer Tarifrunde", sagte eine Person, die mit den Verhandlungen vertraut ist.

Am Freitag waren neue Spekulationen aufgekommen, dass das Vorhaben vor dem Scheitern steht. Auslöser war ein entsprechender Bericht von "Spiegel Online", den der britische Rüstungskonzern BAE umgehend zurückwies: Das Geschäft mit EADS sei nicht vom Tisch. Auch im Umkreis der Airbus-Mutter hieß es auf die Frage, ob das Projekt gescheitert sei: "Definitiv nicht." Aus unternehmensnahen Kreisen verlautete, dass es Kräfte in der Regierung gebe, die die Transaktion verhindern wollten. "Wir setzen unsere konstruktiven Gespräche mit den Regierungen fort", sagte ein EADS-Sprecher zum Wochenschluss. "Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass wir ein hervorragendes Angebot für Europa gemacht haben", ergänzte er.

BAE Systems arbeitet nach eigener Auskunft weiter daran, die von den britischen Behörden gesetzte Frist bis zum kommenden Mittwoch einzuhalten. Bis dann müssen die Unternehmen nach britischem Recht darlegen, ob sie ihre Pläne weiter verfolgen. Dazu brauchen sie aber die Zustimmung der Regierungen in Paris, London und Berlin. Branchenkreisen zufolge haben diese am Freitag ihre Gespräche ergebnislos abgebrochen. Dies bedeute aber nicht, dass das Ende der Fahnenstange schon erreicht sei. Möglicherweise gehe es aber auf der Ebene, auf der diese Gespräche liefen, nicht mehr weiter. Von deutscher Seite wurden die Verhandlungen mit den anderen Regierungen von Bundeskanzlerin Angela Merkels Wirtschaftsberater Lars-Hendrik Röller geführt.

Mit der Fusion würde das weltweit größte Unternehmen der Luft-, Raumfahrt- und Verteidigungstechnik entstehen. EADS verfügt in Deutschland über 29 Standorte mit fast 50.000 Beschäftigten. Im Falle eines Zusammenschlusses mit BAE Systems entstünde ein Branchenprimus mit einem Umsatz von rund 72 Milliarden Euro und weltweit gut 220.000 Beschäftigten.