Ebola-Epidemie: Spekulanten auf der Jagd nach der Tekmira-Aktie
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diskutiert die Zulassung von Medikamenten und Wirkstoffen, die noch in den Labors in einer frühen Entwicklungsphase getestet werden. Ein Medikament hat schon Wirkung erzeugt allerdings nicht das vom derzeitigen Börsehighflyer Tekmira. Spekulanten springen auf die Tekmira-Aktie. Allein rund 46 Prozent hat die Aktie des kanadischen Pharmaherstellers Tekmira am Freitag zugelegt.

London/Wien. Die Ebola-Epidemie fordert rasche Entscheidungen, um die Ausbreitung zumindest einzubremsen: Die Pharmahersteller bekommen aller Voraussicht am Dienstag von der WHO Grünes Licht Ebola-Medikamente zu verkaufen, die noch nicht die umfangreichen klinischen Testverfahren vorweisen. Es sollen Medikamente verabreicht werden, die sogar nur in Tierversuchen etwa an Affen - getestet wurden.
Das große Problem: Es gibt derzeit noch keine Medikamente gegen Ebola, die sich in klinischen Testverfahren bewährt haben. Und die Medikamente, die bereits in Tierversuchen erfolgreich getestet wurden, sind noch in ausreichender Zahl vorhanden. Ganz abgesehen davon geht es darum, dass die WHO darüber entscheiden muss, ob die Präparate den erkrankten Menschen ohne klinische Tests verabreicht werden dürfen. Nur kleine Bitottech-Firmen haben sich bisher mit Teils bescheidenen Mitteln auf die Ebola-Forschung ausgerichtet. Und was makaber klingt: Für große Pharma-Konzerne hat sich dieses Geschäft bislang nicht rentiert.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte in der vergangenen Woche am Freitag (8.8.2014) bereits Lockerungen für noch nicht zugelassene Medikamente in Aussicht gestellt. Das erfolgte zeitgleich mit der Ausrufung des Internationalen Gesundheitsnotfall durch die WHO. Die bereits im März 2014 ausgebrochene Ebola-Epidemie in Westafrika droht nun weitere Kreise zu ziehen. Über 1779 Menschen sind offiziellen Angaben zufolge am Ebola-Virus erkrankt. 961 Menschen sind bereits gestorben.
Spekulanten setzen auf Ebola
Mit der Lockerung der Vorgaben, geht auch die Spekulation an den Börsen einher. Insbesondere der Aktienkurs des Pharmahersteller Tekmira aus Vancouver profitiert von der Ebola-Epidemie. Die Aktie ist am Donnerstag um 6,6 Prozent gestiegen. Am Freitag schoss der Wert der Papiere bis zum Börsenschluss um fast 47 Prozent in die Decke - wie FORMAT.at berichtet hat. Tekmira hatte im Jänner vom US-Verteidigungsministerium über 140 Millionen Dollar für die Entwicklung ihres Präparats erhalten. Mit dem Ausbruch der Ebola-Epidemie im März ist die Aktie bereits einmal in die Höhe geschossen - auf 30,94 US-Dollar. Vorbörslich ist die Nachfrage am Montag (11.8.) für den bisher kaum beachtete Wert immens: Gegen 15.30 Uhr waren 830.000 Aktien für den Handel bereits notiert. Die Kursziele von vier Analysten reichen von 21 bis 35 Dollar. Eines mit dem Zusatz: "high speculative".
In der ersten haben Stunde des Handels legte die Aktie rund 19 Prozent zu - nach einem Tages-Zwischenhoch von rund 25,9 Prozent gegen 16 Uhr. Danach ging's bergab. Gegen 17 Uhr hat die Aktie nur noch mit einem Plus von 7,3 Prozent gegenüber dem Freitagsschluss notiert. Bis gegen 18.30 Uhr hat die Aktie dann nochmals angezogen und es auf ein Kursplus von 13,7 Prozent gebracht.
Auffällig war vor allem die rege Nachfrage nach der Aktien: bis 18.30 Uhr wurden 18,4 Millionen Stück gehandelt. Im Vergleich dazu war die Nachfrage etwa nach Papieren von Microsoft mit 9,5 Millionen oder IBM mit nur 1,15 Millionen Stück bescheiden.
Noch im Juni wurde das Unternehmen von der FDA sogar ein Stopp der Tests verfügt. Tekmira soll den Berichtspflichten nicht nachgekommen sein. Das kanadische Pharmaunternehmen hat bisher außer experimentelle Tests noch nichts vorzuweisen.
Am Montag hatte der britische Pharmahersteller GlaxoSmithKline (GSK) nachgelegt. Der Pharmariese will sich noch nicht konkret zu einem Zeitplan seiner klinischen Tests äußern. Eigenen Angaben zufolge arbeite man eng US-Gesundheitsbehörde NIAID zusammen. Erste Tierversuche seien schon absolviert. Laut NIAID-Website könnten klinische Tests im Herbst 2014 beginnen. Die Ankündigung hat der Aktie des Konzerns einen bescheidenen Auftrieb von 1,08 Punkten beschert.
ZMapp statt Tekmira
Den ersten Erfolg verzeichnet allerdings nun die Konkurrenz. In zwei Fällen soll das Präparat ZMapps von Mapp Biopharmaceuticals zu einer wesentlichen und raschen Verbesserung des Gesundheitszustands der beiden Patienten geführt haben. ZMapps wurde bisher nur an Affen erprobt, nicht aber in klinischen Testreihen. Der US-Arzt Kent Brantly, der sich in Liberia mit Ebola infiziert hatte, ließ sich das Serum ungeachtet der fehlenden Zulassung injizieren. Er konnte nach der Überstellung in die USA am Wochenende eigenständig aus dem Notarztwagen aussteigen. Gekleidet in einem Schutzanzug hatte der 33-Jährige Mediziner den Weg zu Fuß und ohne Hilfe in die Notaufnahme gehen können, wie in einem Bericht des US-Senders CNN zu sehen war. Auch die 60-jährigen Krankenschwester Nancy Writebol erhielt das experimentelle Serum ZMapp. Sie befindet ebenso seit der Einnahme auf dem Weg der rasche Besserung.
Ebola-Experten dämpfen noch die Hoffnung. "Wir wissen nicht, ob es diesen Patienten auf natürliche Weise besser geht, oder ob das Serum wirklich etwas tut", sagte der Mediziner Jorge Rodriguez dem Nachrichtensender CNN. ZMapp wurde bisher nur an Tieren gestestet.
Wiener Verfahren
Die Boku in Wien war an der Entwicklung von ZMapp wesentlich beteiligt. Herta Steinkellner vom Department für Angewandte Genetik und Zellbiologie der Boku in Wien war eine Co-Autorin einer Forschung in Kooperation mit Mapp Biopharmaceutical in San Diego (Kalifornien), wie die APA berichtet. "In Amerika (Anm. U.S. Army Medical Research Institute of Infectious Disease) ist ein muriner (Anm. aus Mäusen stammender) monoklonaler Antikörper entwickelt worden, der bei prophylaktischer oder therapeutischer Gabe Mäuse vor den Folgen einer Ebola-Virus-Infektion schützt."