Die Commerzbank macht sich Luft

Dabei geht es um überwiegend gut laufende gewerbliche Immobilienkredite von fünf Milliarden Euro sowie das gesamte operative Geschäft auf der Insel, wie die Commerzbank am Montag mitteilte. Es ist eine der größten Transaktionen, die der europäische Immobiliensektor seit der Finanzkrise gesehen hat.

Die Commerzbank macht sich Luft

Der gebeutelten Commerzbank-Aktie verliehen die Nachrichten zu Wochenbeginn einen Schub: Das Papier legte fast vier Prozent zu. Schon kurz zuvor war die Aktie größter Gewinner im DAX, nachdem es am Wochenende in Medienberichten geheißen hatte, der Bund als Großaktionär sondiere erstmals konkrete Ausstiegsmöglichkeiten.

Der Hypothekenverkauf in Großbritannien kommt nicht überraschend. Bereits im April war aus Finanzkreisen durchgesickert, dass Wells Fargo und Lone Star vor dem Zuschlag stehen. Die ertragsschwache Commerzbank hatte sich vor etwa einem Jahr entschlossen, komplett aus der kapitalzehrenden gewerblichen Immobilienfinanzierung auszusteigen und die Tochter Eurohypo (inzwischen Hypothekenbank Frankfurt) abzuwickeln. Sie wurde in die konzerneigene "Bad Bank" geschoben. Dort lagern nun Staatsanleihen und großvolumige Immobilienkredite, teils mit sehr langen Laufzeiten. Sie können entweder bis zur Fälligkeit gehalten oder bilanzschonend verkauft werden. Am kleinsten sind die Preisabschläge für gewöhnlich bei Darlehen, bei denen Zins und Tilgung bedient werden.

Bei dem britischen Portfolio, das nun inklusive 50 Mitarbeiter den Besitzer wechselt, ist das zum großen Teil der Fall. Entsprechend gering war der Abschlag, den Wells Fargo und Lone Star als Konsortium durchsetzen konnten: Er lag bei gerade einmal 3,5 Prozent. Das Volumen der notleidenden, also ausfallgefährdeten Kredite in dem Paket liegt bei 1,2 Milliarden Euro - sie gehen an Lone Star, denn der Finanzinvestor hat sich auf diese Fälle spezialisiert. Wells Fargo, inzwischen größter Immobilienfinanzierer in den USA und auf Expansionskurs in Großbritannien, übernimmt die gesunden Teile.

Der Markt funktioniert wieder

Lange Zeit hatte es in dem Markt, bedingt durch die Finanz- und Schuldenkrise, so gut wie keine Bewegung gegeben, weil die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern zu weit auseinander lagen. Das ändert sich jetzt, wie der zuständige Commerzbank-Bereichsvorstand Sascha Klaus in einem im Intranet der Bank veröffentlichten Interview erklärte: "Die Renditeerwartungen sind aufgrund der hohen Liquidität in gewissen Märkten bereits gesunken." Für die Eurohypo-Plattform in Großbritannien habe es eine große Nachfrage gerade von strategischen Investoren gegeben.

Der Preisabschlag für das Paket führt bei der Commerzbank im laufenden Jahr zu einer Ergebnisbelastung von 179 Millionen Euro, weil Abschreibungen fällig werden. Umgekehrt wird Eigenkapital von 133 Millionen Euro freigesetzt, was die Kernkapitalquote der Bank aber nicht nennenswert beeinflusst. "Die Transaktion ist insgesamt neutral zu beurteilen", erläuterte Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler. Die Commerzbank kommt aber beim Abschmelzen ihrer "Bad Bank" schneller voran als ursprünglich gedacht: Bislang hieß es, bis Ende 2016 solle das Volumen der Abbaueinheit NCA auf 93 Milliarden Euro schrumpfen, jetzt ist von "deutlich unter 90 Milliarden" die Rede.