Commerzbank: Der Staat will raus
Innerhalb des Bankenrettungsfonds Soffin gelte es als wahrscheinlich, dass sich der Bund bald von seinen verbliebenen 17 Prozent an der Commerzbank trenne, berichtete die "Wirtschaftswoche" unter Berufung auf das Umfeld des Rettungsfonds.

"Damit ist in den nächsten sechs Monaten zu rechnen", zitierte das Blatt einen anonymen Insider. Eine Soffin-Sprecherin sagte: "Das sind Spekulationen, zu denen wir uns nicht äußern."
Angesichts der am 22. September anstehenden Bundestagswahl werden derzeit die Kandidaten durchdekliniert, die an einer Übernahme des Anteils Interesse haben könnten. Doch vor der Wahl ist eine Entscheidung so gut wie ausgeschlossen. Wann der Anteil verkauft werden könne, der nur noch 1,25 Milliarden Euro wert ist, sei nicht absehbar, ließ Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble am Montag erklären. Allerdings gehen in der Bundesregierung die Meinungen zwischen Union und FDP auseinander.
Die offene Frage ist, wie hoch die Verluste ausfallen, die der Bund mit der Beteiligung einfährt. 3,8 Milliarden Euro müsste Schäuble abschreiben, würde er die Aktien jetzt auf den Markt werfen. "Es ist klar, dass man einen Verlust wird realisieren müssen", heißt es in Kreisen der Koalition. Der Grünen-Finanzpolitiker Gerhard Schick sagte dem Magazin nun: "Es ist zu befürchten, dass der Bund hohe Verluste in Kauf nimmt."
UBS will nicht
In Medienberichten waren zuletzt die Schweizer UBS, die spanische Santander und die französische BNP Paribas als Interessenten genannt worden. Im Umfeld der UBS wurde aber schon abgewunken. In Madrider Finanzkreisen wurde ein Einstieg von Santander ebenfalls als abwegig bezeichnet. Die Finanzaufsicht Bafin würde einem ausländischen Käufer ihren Segen nicht verweigern. Es müssten nur verlässliche Gesellschafter sein.
Doch ein Banker, der sich um die Branche kümmert, glaubt nicht an eine Übernahme, sondern daran, dass der Soffin nach und nach Anteile über die Börse verkaufen wird: "Der Weg raus aus der Commerzbank führt nur über Platzierungen. Und da wird man bis zu einer gewissen Kurserholung warten", sagte er in dieser Woche. "Wenn sie das jetzt machen, verlöre die Commerzbank ihre implizite Staatsgarantie - dann kann der Staat gleich wieder einsteigen."