Basel III zu kompliziert

Die als Reaktion auf die Finanzkrise entstandenen Spielregeln für die Bankenbranche müssen nach Auffassung ihrer Urheber womöglich stärker vereinfacht werden.

Basel III zu kompliziert

In einem am Montag veröffentlichten Positionspapier stellen die Aufseher nun Vorschläge zur Diskussion, wie Risikobewusstsein, Einfachheit und Vergleichbarkeit von Basel III besser in Einklang gebracht werden könnten. Am Grundsatz, die Eigenkapitalausstattung an den Bilanzrisiken der Banken zu messen, halten sie aber fest.

Vor allem in den USA war Kritik laut geworden, dass Basel III zu kompliziert sei und die Banken sogar zu Manipulationen verleite. Dort hat die Leverage Ratio Tradition, ein einfacher Maßstab, der das Eigenkapital der Geldhäuser ins Verhältnis zu ihrer Bilanzsumme setzt. Ihre Kritiker wiederum warnen, dass eine Ausrichtung allein an dieser Verschuldungsquote die Banken wieder zu riskanteren Geschäften verleitet. "Der Ausschuss ist sich sehr genau der laufenden Debatte über die Komplexität des gegenwärtigen Regelwerks bewusst", sagte dessen Vorsitzender, der schwedische Notenbankchef Stefan Ingves. Das Gremium, das sich aus Bankenaufsehern und Notenbankern aus fast 30 Ländern zusammensetzt, hält die Leverage Ratio nur als ergänzenden Maßstab für einsetzbar.

Vor einer Entscheidung über mögliche Vereinfachungen sollen die Betroffenen gehört werden. "Die große Komplexität des neuen bankaufsichtlichen Regelwerkes ist uns schon lange ein Dorn im Auge, vor allem die fehlende Abstimmung der einzelnen Regeln aufeinander", erklärte der Landes- und Förderbanken-Verband VÖB. Daher sei es zu begrüßen, dass der Baseler Ausschuss das Problem nun offenbar erkannt habe. Gerhard Hofmann, der im Vorstand des Genossenschaftsbanken-Verbandes BVR für Regulierung zuständig ist, stieß ins gleiche Horn: "Die Regulierung selbst ist eine zusätzliche Quelle der Komplexität geworden. Man kann aber Komplexität an den Märkten nicht mit mehr Komplexität und noch umfangreicheren Regeln bekämpfen." Das sei vor allem für Sparkassen und Volksbanken wichtig, die in Europa Basel III voll erfüllen müssen.

Auch der Baseler Ausschuss wirft die Frage auf, ob man das Übel künftig nicht an der Wurzel packen müsse - doch das sei Sache der Politik: Etwa die Geschwindigkeit zu drosseln, mit der die Banken neue und komplexe Finanzinstrumente erfänden, oder ihnen Geschäfte zu verbieten, die nicht im Interesse der Kunden seien. "Im umfangreichsten Regulierungsprogramm aller Zeiten ist es nicht gelungen, die Komplexität der Märkte und Produkte zu vermindern - im Gegenteil", erklärte BVR-Vorstand Hofmann dazu.

Zunächst aber wollen sich die Bankenaufseher auf die Nachjustierung ihrer Regeln beschränken. Die Methoden, mit denen die Banken ihre Bilanzrisiken gewichten, werden von Investoren immer skeptischer gesehen - zumal der Baseler Ausschuss selbst eklatante Unterschiede festgestellt hat. Dem Misstrauen könnten erweiterte Veröffentlichungspflichten entgegenwirken oder auch engere Grenzen für die internen Risikomodelle. Einfachheit der Regeln müsse zu einem Wert an sich werden, heißt es in dem Papier.