Airbus rechnet mit mehr Bestellungen und EADS will seinen Namen ändern

Der Flugzeugbauer Airbus erwartet in diesem Jahr deutlich mehr Bestellungen als bislang einkalkuliert. Verkaufschef John Leahy sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag, man rechne mit Aufträge für mehr als 1000 Maschinen statt bislang gut 800. Im vergangenen Jahre konnte Airbus brutto 914 Bestellungen verbuchen.

Airbus rechnet mit mehr Bestellungen und EADS will seinen Namen ändern

Im Wettbewerb mit dem Erzkonkurrenten Boeing liegt Airbus in diesem Jahr zurück. Der US-Konzern konnte bis Mitte Juli 859 Aufträge einsammeln, Airbus 722. Abbestellungen sind bei beiden Zahlen noch nicht berücksichtigt. Die EADS-Tochter erhielt daneben gut 100 vorläufige Bestellungen.

Airbus-Manager Leahy äußerte sich am Rande einer Feier zur Auslieferung des 1000. Exemplars der A330-Baureihe.

EADS gibt sich neue Struktur und erwägt neuen Namen

Indes steht der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern EADS Insidern zufolge vor einer Umstrukturierung seines Geschäfts und will sich möglicherweise in Airbus umtaufen. Es gehe darum, das bisher auf das ganze Unternehmen verstreute Rüstungsgeschäft besser zu sortieren und zu bündeln, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Nach dem Scheitern der Fusion mit BAE Systems werde EADS vermutlich auch sein langfristiges Ziel aufgeben, eine Balance zwischen dem zivilen und dem militärischen Bereich herzustellen. Investoren drängen darauf, dass EADS der lukrativen kommerziellen Luftfahrt im Konzern mehr Gewicht verleiht. Das Flugzeuggeschäft firmiert bisher unter dem Namen Airbus, der international deutlich bekannter ist als EADS.

Die Nachfrage nach Verkehrsflugzeugen war zuletzt trotz der Krise überraschend stark, da viele Fluggesellschaften versuchen, über neue Jets ihre Kerosin-Rechnungen zu senken. Ursprünglich hatte EADS bis 2020 das Ziel angepeilt, seinen Umsatz jeweils zur Hälfte in der zivilen und militärischen Luftfahrt zu erwirtschaften. Nach Einschätzung von Analysten bedeutet das Scheitern der Fusion jedoch auch das Aus für diese "Vision 2020", da die Rüstungssparte damit an Bedeutung verlor. Zudem sind die Wehr-Etats der europäischen Staaten angesichts klammer Kassen auf Schrumpfkurs und größere militärische Aufträge wenn überhaupt nur aus dem fernen Ausland in Sicht. Airbus dagegen bringt EADS zwei Drittel seines Umsatzes und wächst weiter rasant. Erst am Freitag kündigte Verkaufschef John Leahy an, in diesem Jahr mehr als 1000 Flugzeug-Bestellungen verbuchen zu wollen. Bislang lag die Zielmarke bei mindestens 800 Aufträgen.

Ende Juli soll über die Umstrukturierung diskutiert werden

Insider berichteten, der Verwaltungsrat des Konzerns wolle Ende Juli über die Umstrukturierung beraten. Dabei solle einerseits der Begeisterung der Investoren für das zivile Flugzeuggeschäft Rechnung getragen, andererseits aber auch der Rüstungsbereich gesichert werden. "Der Zusammenschluss mit BAE ist blockiert, aber eine ausschließliche Konzentration auf die zivile Luftfahrt gilt als zu riskant", sagte ein Insider. Man wolle den Konzern auf einen Mittelweg steuern, um sich keine Chancen zu verbauen, die sich ergeben könnten, sobald Europa sich von der Krise erholt. Anlass für die Überprüfung der Konzernstrategie war der gescheiterte Zusammenschluss mit BAE.

Eine Option ist den Angaben mehrerer Insider zufolge, das Rüstungs- und das Weltraumgeschäft des Konzerns enger zusammenzubringen. Die Rüstungssparte Cassidian baut den Kampfjet Eurofighter, während die Weltraum-Sparte Astrium unter anderem für die Fertigung der Ariane-Raketen verantwortlich ist. Vor allem Cassidian gelte als Kandidat für Umstrukturierungen oder Teilverkäufe, darunter vor allem der Sicherheitsbereich der EADS-Tochter.

"Es gibt bedeutende Synergien zwischen dem Elektronik- und Rüstungsgeschäft von Cassidian und den Militärsatelliten von Astrium", sagte der Analyst Christophe Menard von Kepler Chevreux. "Das enger zu verzahnen wäre sinnvoll". Rüstungselektronik sei ohne die Abstützung auf Satelliten nicht denkbar, daher vereinten auch der französische Konzern Thales und die italienische Finmeccanica beides unter einem Dach.

Enders steht vor einer heiklen Aufgabe

EADS-Chef Tom Enders steht dabei vor der heiklen Aufgabe, die Rüstungssparte neu zu ordnen, ohne das bei den Investoren so beliebte zivile Geschäft durcheinanderzubringen. "EADS hat festgestellt, dass die Investoren es deutlich lieber mögen, wenn der Konzern nicht solch ein militärisches Image hat", sagte ein Banker. EADS macht mit Rüstung rund zwölf Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Die EADS-Tochter Eurocopter etwa ist einerseits der größte zivile Helikopter-Produzent der Welt, versorgt aber auch das Militär mit Transport- und Kampfhubschraubern. Airbus wiederum baut auch den Militärtransporter A400M.

Um die künftige Konzentration auf die Luftfahrt auch nach außen widerzuspiegeln, denkt der Konzern erneut darüber nach, 13 Jahre nach seiner Gründung den Namen EADS aufzugeben. Enders plädiert seit langem für eine Umbenennung in Airbus-Gruppe. Er scheine sich inzwischen die Unterstützung von Airbus-Chef Fabrice Bregier gesichert zu haben, hieß es bei Insidern. Auch der Name Eurocopter könnte der Vergangenheit angehören. Sowohl die Umstrukturierung als auch die Umbenennung könnte allerdings in Deutschland auf Vorbehalte stoßen. Die Bundesregierung will einen zunehmenden französischen Einfluss auf die EADS-Tochter Airbus mit Sitz in Toulouse verhindern. Cassidian dagegen ist in Deutschland angesiedelt.