Axel Springer und ProSiebenSat.1: Gemeinsam gegen Google und Facebook

YouTube verdrängt das Fernsehen, Facebook Zeitungen aus dem Leben der Jüngeren. Das zwingt Medienkonzerne zum Umdenken. Axel Springer etwa macht schon jetzt über 80 Prozent des EBITDA in der digitalen Welt - und könnte durch eine Fusion mit ProSiebenSat.1 neues Potenzial schaffen.

Axel Springer und ProSiebenSat.1: Gemeinsam gegen Google und Facebook

Insidern zufolge sollen die beiden deutsche Medienriesen ProSiebenSat.1 und Axel Springer („Bild“, „Die Welt“) Gespräche zu einer Fusion führen. Gemeinsam haben die beiden Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 15 Milliarden Euro und machten 2014 einen Jahresumsatz von 5,9 Milliarden Euro - drei Milliarden Euro machte Axel Springer, 2,9 Milliarden Euro machte der TV-Konzern, der gemeinsam mit der RTL-Gruppe den deutschen Privatsender Markt beherrscht.

Für beide Unternehmen wäre eine Fusion ein guter Schritt, um Kräfte zu bündeln und somit auf die Bedrohung durch US-Konzerne wie Google und Facebook zu reagieren – denn junge Medienkonsumenten schauen immer lieber YouTube-Videos statt klassisches Fernsehen, sie surfen lieber durch Soziale Netzwerke als Zeitung zu lesen. Mit einer Bündelung der Angebote könnten aber populäre TV-Formate für den Mainstream, wie etwa „Germanys next Topmodel“ mit Heidi Klum, auch als exklusiver Inhalt über Deutschlands größte Boulevarszeitung, die „Bild“, verkauft werden. Als Teil der digitalen Strategie hat Axel Springer auf bild.de eine „Paywall“ eingeführt; exklusive Inhalte werden nur gegen Bezahlung angezeigt.

Ausbau im digitalen Geschäft – mit Oberösterreichern

Zusätzlich zum Kerngeschäft investieren zudem beide Unternehmen in digitale Produkte, um den US-Konzernen die Stirn bieten zu können. So ist ProSiebenSat.1 etwa 100-prozentiger Eigentümer der maxdome GmbH, die mit Maxdome.de einen Streamingdienst im Stil der US-Onlinevideothek Netflix bieten.

Axel Springer wiederum hat die Axel Springer Digital Ventures GmbH ins Leben gerufen, um Akquisitionen und strategische Investments ins Leben zu rufen und so das Digitalportfolio auszubauen; mit den „Axel Springer Plug and Play Accelerator“ hat der Medienkonzern in Berlin einen Inkubator für Start-ups geschaffen. Im Oktober 2013 beteiligte sich Axel Springer für einen achtstelligen Betrag am Fitness-Startup Runtastic aus Hagenberg.

Der Fokus auf Digitales zeigt sich auch in der jüngsten Springer-Bilanz: Im ersten Quartal machten digitale Angebote bei Axel Springer mehr als 60 Prozent des Konzernumsatzes und mehr als 70 Prozent des Konzern-EBITDA aus. Digitale Aktivitäten bringen bei Axel Springer 80,7 Prozent der Werbeerlöse ein – während die Vertriebserlöse im Printgeschäft um 4,2 Prozent schrumpften.

Noch längst nicht in trockenen Tüchern

Allzu schnell sollte es aber zu keiner Fusion kommen; die Insider erwähnen, dass sich die besagten Gespräche erst in einem frühen Stadium befinden. Außerdem könnten die Wettbewerbshüter dem Deal einen Riegel vorschieben. Denn bereits vor zehn Jahren war ein Zusammenschluss der beiden Riesen am Widerstand des Bundeskartellamts und der Medienaufsicht, der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK), gescheitert. Im vergangenen Jahr gewann Axel Springer aber einen Rechtsstreit gegen die KEK; das Bundesverwaltungsgericht entschied, dass eine Übernahme medienrechtlich unbedenklich gewesen wäre.

Zu den aktuell kolportierten Fusionsplänen gibt es von offizieller Seite allerdings keinerlei Bestätigung; von Axel Springer wurde jedoch ein Statement veröffentlicht, laut dem man an der Umwandlung des Unternehmens in eine KGaA arbeite – „mit dem Ziel, die Kontinuität der Kontrolle durch die Axel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co./Friede Springer langfristig sicherzustellen und Wachstumsoptionen zu erschließen.“ Spekulationen über eine mögliche Abgabe dieser Kontrolle „entbehren deswegen jeder Grundlage“, heißt es vom Unternehmen. Das Unternehmen ist überwiegend in der Hand der Axel Springer Gesellschaft für Publizistik, die von Friede Springer – Witwe des Unternehmensgründers Axel Springer – geführt wird. Laut deutschem Kartellamt wurden bisher noch keine aktuellen Fusionspläne der beiden Unternehmen angemeldet.

Aktien heben ab

Kurz nach Handelsstart haben die Aktionäre die Pläne jedenfalls mit Wohlwollen begrüßt: Die Aktien von Axel Springer gewannen in den ersten 40 Minuten an der Frankfurter Börse 8,5 Prozent an Wert, das gehandelte Volumen lag 107 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen drei Monate. Die Aktien von ProSiebenSat.1 stiegen um 3,5 Prozent.

Kurz nach elf Uhr vormittags ließen die Gewinne seit Jahresbeginn aber wieder nach; ProSiebenSat.1 notierte um 11:11 Uhr mit 44,79 Euro 0,81 Prozent im Plus; das Plus con Axel Springer lag bei 6,07 Prozent, die Aktie ist 50,16 Euro wert.