USA: Arbeitsmarkt ist zu schwach für geldpolitische Wende
Denn mehr Arbeitsplätze bleiben für die US-Notenbank Federal Reserve die entscheidende Bedingung, bevor sie ihren Kurs ändern will.

Viele Notenbanker des entscheidenden Offenmarktausschusses (FOMC) seien bei dessen letzter Sitzung Mitte Juni überzeugt gewesen, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt erst noch weiter verbessern müsse, bevor die Notenbank das Tempo drosseln sollte, mit dem sie aktuell Geld in die sich langsam erholende Wirtschaft pumpt, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Sitzungsprotokoll. Derzeit kauft die Notenbank pro Monat für 85 Milliarden Dollar Staats- und Immobilienpapiere und schafft auf diese Weise frisches Geld, das die Konjunktur ankurbeln soll.
Zwar heißt es in der Mitschrift zunächst, "einige Ausschuss-Mitglieder vertraten sie Ansicht, dass eine Reduzierung der Anleihekäufe schon bald nötig werden dürfte". Allerdings folgt dann die entscheidende Einschränkung: "Viele Mitglieder sagten, es sei allerdings erst nötig, dass sich die Perspektiven für den Arbeitsmarkt weiter aufhellten, bevor das Tempo der Anleihekäufe zurückgefahren werden sollte." Fed-Chef Ben Bernanke hatte Mitte Juni nach der Sitzung vor der Presse erklärt, abhängig von der Entwicklung der Konjunktur könnten die Anleihekäufe der Fed ab dem Herbst auslaufen und bis Mitte 2014 eingestellt werden.
Seitdem waren die Investoren an den Finanzmärkten davon ausgegangen, dass die Fed nach Jahren des Kampfes gegen die Krise damit begonnen hat, die geldpolitische Wende einzuleiten. Dies hatte über die vergangenen Wochen zu einem bis nach Asien und Europa spürbaren Anstieg der Marktzinsen geführt und andere Notenbanken, wie die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank von England, zum Gegenhalten gezwungen.
Bernanke selbst sollte noch am Mittwoch auf einer Konferenz in Cambridge sprechen. Er hat den Zeitpunkt für eine erste Zinserhöhung daran gekoppelt, wann die Arbeitslosenquote in den USA auf 6,5 Prozent gesunken ist. Die meisten Fachleute rechnen damit erst 2015.
Dollar unter Druck
Am Devisenmarkt sorgten die Fed-Protokolle für kräftigen Druck auf den Dollar, der zum Euro und anderen Währungen stark abwertete. Michael Matoussek, leitender Händler bei US Global Investors in San Antonio, sprach von einer Korrektur falscher Erwartungen: "Ich denke, am Markt war seit ein paar Wochen eingepreist worden, dass die geldpolitische Straffung beginnt. Und jetzt sehen wir, dass der Markt übermäßig stark korrigiert hat. Die Leute haben überreagiert, waren nervös und jetzt haben sie sofort auf 'Verkaufen' gedrückt." Am US-Aktienmarkt kam es indes zu keinen größeren Ausschlägen.
Auch was die Konjunktur insgesamt angeht, ist aus den Fed-Protokollen eher Sorge um die Wirtschaft herauszulesen. "Einige (Mitglieder) fügten hinzu, dass sie vor einer Reduzierung von Tempo und Umfang der Anleihekäufe noch mehr Beweise bräuchten, dass die wirtschaftliche Aktivität so zunimmt wie erwartet." Allerdings sind sich die Top-Notenbanker erwartungsgemäß nicht einig gewesen: zwei FOMC-Mitglieder hätten für ein sofortiges Ende der Bondskäufe geworben, weil sie fürchten, dass der Nutzen der Aktion im Vergleich zu den möglichen negativen Folgen immer kleiner werde. Ein Zentralbanker wollte eine möglichst baldige Begrenzung der Anleihekäufe.
Im FOMC sitzen neben dem Chef der Notenbank-Zentrale in Washington, Ben Bernanke, und dem Präsidenten der Federal Reserve von New York noch mehrere Präsidenten der regionalen Notenbankfilialen - sie sind nach einem lange festgelegten Rotationsplan in manchen Jahren stimmberechtigt, in anderen nicht.