Stimulus-Exit der Fed Die Hölle für Anleihefonds
Die Abflüsse lassen erahnen, was noch kommen kann, wenn die Zentralbank tatsächlich ihre Anleihen- und Hypothekenpapierkäufe von monatlich 85 Mrd. Dollar zurückschraubt, an die sich die Investoren in letzter Zeit gewöhnt haben. Allein in der Woche bis zum 26. Juni verzeichneten Anleihefonds Nettoabflüsse von 28,1 Mrd. Dollar, meldete das Investment Company Institute (ICI) am Mittwoch in Washington.

Viele Privatanleger hatten seit Anfang 2009 den volatilen Aktienmärkten den Rücken gekehrt und in die als sicher angesehenen Anleihefonds rund eine Billion Dollar gepumpt. Wegen der Erwartung steigender Zinsen aber hat sich dieses Verhalten im Juni umgekehrt. Im Mai warnte die Beratungsfirma Casey, Quirk & Associates LLC, dass Vermögensverwalter mit Schwerpunkt Anleihen in eine schwierige Zukunft blicken, da Investoren eine Billion Dollar aus traditionellen Rentenstrategien abziehen.
Der Zinsanstieg hat Investoren erkennen lassen, dass Bonds keine Einbahnstraße sind, auch wenn sie das in den letzten fünf bis sieben Jahren meistens waren, sagte Geoff Bobroff, Berater aus East Greenwich, Rhode Island, in einem Telefoninterview.
Vermögensverwalter wie Pacific Investment Management Co. (PIMCO) von Bill Gross und DoubleLine Capital LP von Jeffrey Gundlach sind mit der steigenden Popularität von Anleihen rapide gewachsen. DoubleLine, gegründet im Dezember 2009, verwaltete laut Unternehmenswebsite Ende März mehr als 55 Mrd. Dollar. Pimco verwaltet zwei Billionen Dollar, doppelt so viel wie im Dezember 2009, wie Unternehmensdaten zeigen.
Weg von benchmarkorientierten Strategien
Ohne bestimmte Manager namentlich zu nennen, sagte Casey Quirk, dass sich auf Bonds spezialisierte Firmen diversifizieren und von benchmarkorientierten Strategien wegkommen müssen, um ihre Investoren vor Verlusten zu bewahren.
Amerikanische Rentenfondsmanager müssen umschichten, da ihre Aussichten im derzeitigen Umfeld gefährdet sind und ihre Kunden äußerst schlecht darauf vorbereitet sind, Verluste in Rentenbereich zu verkraften, sagte Yariv Itah, Partner bei Casey Quirk, als die Studie herauskam.
Fed-Chef Bernanke löste am 22. Mai die Flucht aus Bonds aus, als er bei einer Aussage vor dem Kongress eine Reduzierung der Bondkäufe der Fed in Aussicht stellte. Am 19. Juni sagte er, die Fed könnte damit im weiteren Jahresverlauf beginnen und die Anleihekäufe bis Mitte 2014 einstellen, wenn sich die Wirtschaft wie erwartet entwickeln sollte. Seit dem 21. Mai ist die Rendite zehnjähriger Treasuries von 1,93 Prozent auf 2,5 Prozent angestiegen, wie Bloomberg-Daten zeigen.
Wenn die Zinsen weiter steigen, erwarten wir weitere Abflüsse aus Anleihefonds, sagte Brian Reid, Chefvolkswirt beim ICI, in einem Telefoninterview. Die Kapitalabflüsse der letzten Wochen waren die höchsten, seit das Institut im Januar 2007 wöchentliche Daten erhebt.
Der von Gross gemanagte Pimco Total Return Fund, weltgrößter Investmentfonds, verzeichnete im Juni einen Rekordabfluss von 9,9 Mrd. Dollar. Er verlor über die vergangenen vier Wochen 2,4 Prozent und damit mehr als 92 Prozent seiner Konkurrenten, so Bloomberg-Daten. Gross und andere Anleihen-Manager glauben, dass bei Bonds das Schlimmste überstanden ist. Im einem Interview auf Bloomberg Radio am 27. Juni sagte Gross, die Renditen zehnjähriger Papiere könnten sinken, was einige der Kursverluste vom Mai und Juni ausgleichen dürfte.
Man kann von nun an bis Jahresende Gewinne auf dem Bondmarkt machen, sagte Gundlach von DoubleLine Capital in einem Investoren-Webcast am 27. Juni. Gundlachs 39 Mrd. Dollar schwerer DoubleLine Total Return Bond Fund hat dieses Jahr 0,3 Prozent verloren und erzielte damit ein besseres Ergebnis als 83 Prozent seiner Konkurrenten. Gundlach hatte inflationsgebundene Treasuries gemieden.